Hologramm im Fahrzeug

Warum Telekom-Firmen um die Autobranche buhlen

von - 30.10.2018
Connected Car
Foto: Syda Production / Shutterstock.com
Datenströme werden immer wichtiger - auch in der Autobranche. Gute Perspektiven also für Telekommunikationskonzerne, schließlich sollen sie die Netze bereitstellen. Doch manch Autohersteller hat andere Pläne - und möchte das 5G-Netz in seinem Werk selbst betreiben.
Es ist dunkel im Innenraum, als der Kleinbus auf einem Testgelände bei Aachen losruckelt. Dann erscheint Hannes Ametsreiter als Abbild in einer Art Video-Telefongespräch. Der Deutschland-Chef von Vodafone verkündet eine Premiere. Erstmals werde mit dem 5G-Mobilfunkstandard ein Hologramm in ein fahrendes Auto übertragen, erklärt der Manager. Und ergänzt: "Der Fahrersitz wird im Auto der Zukunft zur Fernsehcouch - oder zum Bürostuhl." Vodafone hat in dem Testzentrum 5G-Antennen in Betrieb genommen, um deren Kompatibilität mit Auto-Anwendungen zu testen - und zum Auftakt zur Hologramm-Premiere geladen.
Komplett überzeugend ist die Optik noch nicht. Lange wirkt Ametsreiters Hologramm eher wie ein Display-Bild. Erst als ein Kollege hinter ihm auftaucht, kommt die Dreidimensionalität besser zur Geltung. Hologramm-Telefonie - nur ein Werbegag oder ernst gemeintes Geschäftsmodell? "Es gibt eine gewisse Möglichkeit, dass diese Services sich in der Zukunft durchsetzen können - wenn sie wirklich gut sind", sagt der Manager. Bei der Testfahrt erscheint sein Bild in einem Elektro-Kleinbus der Firma E.Go, der autonome Fahrfunktionen hat. Doch die sind nicht aktiviert. Es sitzt jemand am Steuer und lenkt.

Zentral ist der Mobilfunkstandard 5G

Die Werbeveranstaltung von Vodafone Anfang dieser Woche ist ein Beispiel dafür, dass der Automobilbereich für Telekommunikationskonzerne immer wichtiger wird. Ob Daimler, BMW oder VW - sie alle arbeiten an (teil)autonomen Funktionen, um die Sicherheit zu erhöhen und den Komfort zu verbessern.
Zentral hierfür wiederum ist der superschnelle Mobilfunkstandard 5G, dessen Vergabebedingungen Ende November von der Bundesnetzagentur festgelegt und deren erste Frequenzen 2019 vergeben werden sollen. Dank 5G sollen Daten zwischen Fahrzeugen, stationären Objekten und mobilen Endgeräten zirkulieren. Die Latenzzeit - also die Verzögerung - soll auf eine Millisekunde fallen, das wäre also fast Echtzeit.
Ein Haken an der Sache aus Sicht der Telekom-Firmen: Die Datenströme werden so wichtig, dass Autokonzerne und andere Industrieunternehmen das Zepter weitgehend selbst in der Hand halten wollen. Auf ihrem Werksgelände und in anderen Anlagen planen einige Firmen den Bau und Betrieb ihres eigenen Mobilfunknetzes - damit sie sich bei dem wichtigen Daten-Management nicht auf externe Dienstleister verlassen müssen.
Möglich machen will das die Bundesnetzagentur, die Teile des Spektrums im hohen und damit sehr leistungsstarken Gigahertz-Bereich an lokale Betreiber vergeben will. Daumen rauf, signalisieren Konzerne wie Volkswagen. Man sei in Gesprächen mit der Netzagentur, sagt ein Sprecher von Daimler. Lokale Netze im Eigenbetrieb seien "besser in der Lage, hochsensible Anwendungsdaten zu transportieren", erläutert ein BMW-Sprecher. Zuvor hatte das "Handelsblatt" über die Absichten der Autokonzerne berichtet.
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