Zwischen Technik und Utopie

Hacker-Szene trifft sich in Hamburg zum 33c3

von - 21.12.2016
Code
Foto: Vintage Tone / Shutterstock.com
Vom 27. bis 30. Dezember lädt der Chaos Computer Club die Hacker-Szene nach Hamburg. Mehr als 12.000 Teilnehmer werden zum 33. Chaos Communication Congress (33c3) erwartet.
Cyber-Angriffe auf Telekom-Router, Datenklau bei Firmen und die Sorge vor der digitalen Manipulation von Wählern bei der Bundestagswahl 2017: Wenn die Hacker-Szene Ende Dezember zu ihrem jährlichen Kongress zusammenkommt, mangelt es nicht an hochaktuellen Themen. Die viertägige Veranstaltung (27. bis 30. Dezember) ist seit Wochen ausverkauft. Mehr als 12.000 Teilnehmer haben sich zum 33. Chaos Communication Congress (33c3) angekündigt, der aus Platzgründen zum letzten Mal im Hamburger Kongresszentrum CCH stattfindet.
"Der große Zulauf zeigt, dass viele Menschen von Technik begeistert sind und dies mit einem Bedürfnis nach positiven menschlichen Utopien verbinden", sagt Linus Neumann vom Chaos Computer Club (CCC). "Sie sind mit vielen Entwicklungen in Politik und Geheimdiensten nicht glücklich und finden mit dem Kongress den passenden Ort, um sich darüber auszutauschen. Wir werden ein großes Fest des Wissens und der Community feiern."

Hacker nimmt Abgasskandals unter die Lupe

Die Szene ist spezialisiert darauf, Dingen auf den Grund zu gehen, sie nicht nur zu nutzen, sondern sie auseinanderzunehmen, um sie in ihrem Innersten zu verstehen. So hat etwa Felix Domke die Software-Steuerung eines Dieselmotors unter die Lupe genommen. Nach Bekanntwerden des Abgasskandals bei Volkswagen dekompilierte er in seinem eigenen Auto die Software der Motorsteuerungseinheit, das heißt, er machte die Zeilen des Programm-Codes sichtbar und damit die Manipulationen bei Abgasmessungen. Domke, der inzwischen das Kraftfahrtbundesamt berät, will auf dem Kongress zeigen, was er bei weiteren Software-Analysen entdeckt hat.
Solche Hacker-Techniken werden längst auch von staatlichen Geheimdiensten eingesetzt. Das erfuhr in diesem Jahr etwa der Menschenrechtsaktivist Ahmed Mansoor in den Vereinigten Arabischen Emiraten, dessen iPhone mit der Schadsoftware "Pegasus" infiziert wurde. Das Gerät schickte daraufhin sensible Daten wie E-Mails und Aufenthaltsorte an den unbekannten Angreifer. Das kanadische Forschungsinstituts Citizenlab und die IT-Sicherheitsfirma Lookout analysierten daraufhin, wie "Pegasus" die inzwischen geschlossene Sicherheitslücke im iPhone-Betriebssystem iOS ausgenutzt hat.
Einer der beteiligten Experten stellt in Hamburg die "Pegasus"-Interna vor. "Das ist staatliches Hacking gegen Dissidenten", sagt CCC-Sprecher Neumann. An dieser Schnittstelle von Technik und gesellschaftlicher Relevanz werde deutlich, was den Chaos Communication Congress auszeichne.
Verwandte Themen