Unternehmen setzen auf eigene 5G-Netze

Standards für industrielle Vernetzung

von - 14.10.2019
com! professional: Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Standards für die industrielle Vernetzung auf Firmengeländen, wie WLAN oder Narrowband-IoT. Bislang funktionierten diese Lösungen doch ganz gut?

Saul: Unser Maschinennetz auf Basis von Narrowband-IoT ist ein Teilbereich von LTE. Es eignet sich insbesondere für Szenarien, in denen mit wenig Energieaufwand ein geringes Datenvolumen übertragen wird - das können beispielsweise präzise gesteuerte Straßenbeleuchtungen, dezentrale Luftqualitätsmessungen oder Lösungen für die Parkplatzsuche sein. 5G ist dagegen Grundlage für Echtzeitkommunikation, die schnelle Übertragung großer Datenmengen und Basis für Anwendungen im industriellen Umfeld oder in den Bereichen Augmented und Virtual Reality. Mobilfunk ist der bisherigen WLAN-Technik deutlich überlegen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der Handover von einer Funkzelle in die nächste ist im Mobilfunknetz relativ einfach; bei WLAN-Verbindungen im Industrieumfeld ist der nahtlose Übergang technisch ziemlich herausfordernd.
 
com! professional: Darf eigentlich jedes Unternehmen ein eigenes 5G-Campus-Netz aufbauen? Was gibt es dabei zu beachten? Muss man sich hierfür eigene 5G-Frequenzen zuteilen lassen?
Saul: Die Bundesnetzagentur hat für Campus-Netze Frequenzen von 3,7 bis 3,8 GHz reserviert. Auf Antrag sollen den Interessenten nach heutigem Stand 100 MHz Bandbreite oder jeweils Blöcke daraus mit 10 MHz zugewiesen werden. Die Frequenzen sind ausschließlich für räumlich begrenzte und  öffentlich nicht zugängliche Kommunikationsdienste vorgesehen. Sie eignen sich vor allem für den Aufbau lokaler Funknetze auf größeren Betrieben und auf Werksgeländen, in Industrieparks und auf Messegelände. Der Frequenzinhaber entscheidet, welcher Technologie er den Vorzug gibt - er kann das Campus-Netz mit 4G oder 5G Technik ausstatten. Anspruchsberechtigt sind Unternehmen, die unter anderem über ihre Leistungsfähigkeit und Fachkunde Leistungsnachweise erbringen. Vorgesehen ist, die lokalen Frequenzen gegen Zahlung einer Gebühr und die Erstattung der im Rahmen des Anmeldeverfahrens anfallenden Kosten zu vergeben. Um welche Summen es geht und wie das Anmeldeverfahren im Detail aussieht, ist noch nicht bekannt. Wir sind selbst gespannt und hoffen, dass bis Jahresende endlich Klarheit herrscht.
com! professional: Wie groß schätzen Sie die Zielgruppe für Campus-Netze ein?

Saul: Ich denke, dass man den Bogen weiter spannen muss. Viel spannender ist der Blick auf die Chancen und Möglichkeiten. die 5G übergreifend bieten wird. Die neue Mobilfunkgeneration wird neue Geschäftsmodelle und Anwendungsszenarien entstehen lassen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Dazu gehören auch neue Geschäftsmodelle für Mobilfunknetzbetreiber - Campus-Netze sind eines davon.
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