Robo-Vermögensverwaltung

Roboter-Geldanlage Moneyfarm startet mit Schützenhilfe der Allianz

von - 07.11.2019
Roboterhand mit Geld
Foto: Montri Nipitvittaya / shutterstock.com
Das italienische Unternehmen Moneyfarm will das Anlegen von Geld mittels Software automatisieren. Für den Start in Deutschland holt sich das Unternehmen Unterstützung vom Versicherer Allianz.
Software als Vermögensverwalter: Auf dem wachsenden deutschen Markt für die automatische Geldanlage per Computer startet ein neuer Wettbewerber mit mächtiger Schützenhilfe: Das italienische Unternehmen Moneyfarm nimmt in Deutschland in Kooperation mit Europas größtem Versicherer Allianz den Betrieb auf, wie beide Unternehmen am Donnerstag in München mitteilten. Der Markenname der Allianz und deren Expertise im Risikomanagement sollen helfen, die zögerliche deutsche Kundschaft zu überzeugen. Konkurrenz bedeutet das nicht nur für Start-ups, die sich auf diesem Gebiet tummeln, sondern auch für etablierte Größen der Finanzwelt wie Deutsche Bank, Commerzbank oder die Sparkassen.
Bei der automatisierten Geldanlage per Computer treffen nicht Anlageberater und Händler die Entscheidungen, sondern Software-Programme. Da die Robo-Vermögensverwaltung weniger hoch bezahlte Finanzmarktspezialisten benötigt als herkömmliche Kapitalanlagefirmen, sind die Gebühren für die Kundschaft geringer. In Deutschland ist der Markt jedoch noch klein, deutsche Kunden gelten in Finanzdingen als konservativ. Ende 2018 waren nach einer Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman bundesweit erst 2,8 Milliarden Euro bei Roboter-Anlegern investiert. Als Marktführer in der Bundesrepublik gilt das Münchner Startup Scalable Capital.

Moneyfarm verfolgt hybrides Geschäftsmodell

Moneyfarm war bislang in Italien und in Großbritannien präsent und hat nach Firmenangaben 40.000 Kunden, die 830 Millionen Euro angelegt haben. "Viele Menschen kennen sich auf dem Finanzmarkt nicht gut aus, andere bringen zwar gewisse Kenntnisse im Investieren mit, haben aber keine Zeit, sich damit intensiv zu beschäftigen", sagte Vorstandschef Giovanni Daprà der Deutschen Presse-Agentur. Moneyfarm verfolgt ein "hybrides" Geschäftsmodell - entweder voll digital oder mithilfe menschlicher Berater. "Unser Robo-Advisor ist hybrid, denn wir glauben, dass der menschliche Faktor wichtig ist", sagte Daprà.
Der Moneyfarm-Chef hofft, dass die Nullzinspolitik der EZB bei der Kundenwerbung hilft: "Wegen der niedrigen Zinsen haben viele Menschen Probleme, ihr Vermögen zu managen", sagte Daprà. "Wenn die Leute sich nicht besser um ihre Finanzen kümmern, wird es für viele schwierig, in zwanzig oder dreißig Jahren einen höheren Lebensstandard zu haben als heute. Wir wollen Menschen überzeugen, zu investieren."
Und helfen soll auch die Verbindung mit der Allianz, die mit ihren beiden Tochtergesellschaften Allianz Global Investors (AGI) und Pimco zu den größten Vermögensverwaltern der Welt zählt. Moneyfarm-Kunden sollen vom aktiven Risikomanagement der AGI profitieren, wie Jürgen Weber sagt, der bei Allianz Asset Management für neue Geschäftsmodelle zuständige Manager. Die Allianz wiederum will auch etwas lernen: "Moneyfarm hat große Erfahrung in der digitalen Kundenakquise", sagte Weber.
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