Hacker kapern fast 50 Millionen Facebook-Accounts

Facebook deaktiviert Funktion für verbesserte Privatsphäreeinstellung

von - 01.10.2018
Die Funktion mit der Anzeige des Profils aus Sicht von Facebook-Freunden - mit der Nutzer eigentlich ihre Privatsphäre besser im Griff haben sollten - sei vorerst sicherheitshalber abgeschaltet worden, teilte Facebook weiter mit. Zur Sicherheit werden sich weitere rund 40 Millionen Nutzer auf ihren Geräten neu anmelden müssen, nur weil sie diese Funktion im vergangenen Jahr benutzt haben.
Die Attacke kommt zu einem extrem ungünstigen Zeitpunkt für das Online-Netzwerk, das noch um das Vertrauen der Nutzer nach dem Datenskandal um Cambridge Analytica kämpfen muss. Die Datenanalyse-Firma hatte unberechtigterweise Zugang zu Informationen von Dutzenden Millionen Nutzern bekommen. Diese Enthüllung hatte Facebook in die bisher schwerste Krise gestürzt. Derzeit versucht das Unternehmen zudem mit größten Anstrengungen, die Plattform vor den wichtigen Kongress-Wahlen in den USA im November gegen Manipulation von außen abzusichern. Die Facebook-Aktie fiel zum US-Handelsschluss am Freitag um rund 2,6 Prozent.
Die Schwachstelle sei bereits im Juli 2017 durch eine Kombination aus drei Software-Fehlern entstanden, erläuterte Rosen. Zunächst einmal sei eine damals neu eingeführte Funktion zum Hochladen von Videos fälschlicherweise in der später ausgenutzten Fremdansicht angezeigt worden. Das sei zwar nur vorgekommen, wenn es um Geburtstagsgrüße ging - hätte aber überhaupt nicht passieren dürfen.
Zweitens sei fälschlicherweise zugelassen worden, dass für diesen Video-Uploader auch Digitalschlüssel generiert werden konnten. Und schließlich sei dabei ein Token nicht für den Account des Nutzers erstellt worden - sondern für den des Facebooks-Freundes, aus dessen Perspektive man sich sein eigenes Profil ansehen wollte. So hätten die Hacker über das Freundesnetz Zugriff zu immer mehr Profilen bekommen können. Den Angreifern war es gelungen, diese Kombination aus mehreren Faktoren nicht nur zu entdecken, sondern auch in größerem Stil auszunutzen.

Facebook meldet Vorfall an FBI und irischen Behörden

Facebook macht keine Angaben dazu, wann genau die Hacker die Token gestohlen und damit Zugriff auf die Nutzer-Profile gehabt haben könnten. Facebook habe zunächst ungewöhnlich hohe Aktivität bei einer Schnittstelle am 16. September entdeckt. Am Dienstagabend dieser Woche sei man dann sicher gewesen, dass eine Attacke laufe und habe die Sicherheitslücke bis Donnerstag gefunden und geschlossen. Neben dem FBI seien gemäß der EU-Datenschutzverordnung (DSGVO) auch Behörden in Irland eingeschaltet worden. Die DSGVO sieht bei Verstößen gegen den Datenschutz Strafen von bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes vor.
Die Facebook-Mitteilung brachte neue Aufmerksamkeit für die Ankündigung eines Hackers aus Taiwan von Mitte der Woche, am Sonntag in einem Livestream das Facebook-Profil von Mark Zuckerberg zu löschen. Am Freitag sagte er die Übertragung dann ab und erklärte, er habe stattdessen Facebook kontaktiert.
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