Ein Rechenzentrum in Karlsruhe ist das Postfach der Nation

Schutz gegen Hitze, Stromschwankungen und Feuer

von - 04.09.2018
Hinter den Gefahren muss aber nicht immer böse Absicht stecken. Allein die Hitze, die Zehntausende Festplatten erzeugen, ist eine Herausforderung. Acht große Kompressoren stehen auf dem Dach und leiten die Abwärme aus dem Keller an die Umgebungsluft weiter. Im Keller untersuchen Detektoren und Laserstrahlen jederzeit, ob Wasser oder Partikel, die auf einen entstehenden Kabelbrand hindeuten können, in der Luft liegen. Bei einem Feueralarm fluten Gasdüsen den betroffenen Raum in weniger als einer Minute mit dem Edelgas Argon, das jeden Brand sofort erstickt.
Mit Wasser zu löschen, wäre angesichts der Unmengen an elektrischer Energie, die zum Betrieb der Server nötig sind, keine gute Idee. 30 bis 40 Gigawattstunden Strom verbraucht das Rechenzentrum pro Jahr, etwa so viel wie 10.000 Zweipersonenhaushalte. Um Schwankungen des öffentlichen Stromnetzes zu umgehen, bewegt der Strom zunächst ein vier Tonnen schweres Schwungrad, das einen Generator antreibt. Die Trägheit der Masse gleicht die Schwankungen der Spannung aus, so dass der Generator einen Strom stets konstanter Spannung liefert.

Schiffsdiesel übernehmen Notfallstromversorgung

Bei einem Stromausfall übernehmen zunächst Bleigelbatterien die Stromversorgung, dann übernehmen große Schiffsdiesel auf dem Dach die Notversorgung. Selbst die Stadtwerke hätten schon einmal angefragt, ob das Rechenzentrum im Notfall die Generatoren anschmeißen und den Strom ins öffentliche Netz speisen könnte, sagt Maurer stolz.
Alle Sicherheitssysteme sind redundant angelegt - von jedem Bestandteil ist mindestens eins mehr verbaut als zum Betrieb nötig. Auch wenn all diese Systeme ausfallen, sind die Daten aus Karlsruhe nicht verloren. Von jeder Eins und jeder Null, die auf den Festplatten des Karlsruher Kellers gespeichert ist, wird gleichzeitig eine Kopie in einem zweiten Rechenzentrum gesichert.
Ähnlich sichert auch die Telekom ihre E-Mails, Kopien davon liegen zwar im gleichen Rechenzentrum, aber räumlich getrennt in einem anderen Gebäudeabschnitt. Zusätzlich werden Sicherheitskopien gespeichert, wie Christian Fischer von der Telekom erklärt.
1&1 spiegelt seine Daten aus Karlsruhe in einem Rechenzentrum in einem ausgedienten Bunker am Flughafen Karlsruhe. Maurer: "Der ist durch meterdicke Wände geschützt, da könnte sogar ein Flugzeug drauf stürzen und die Server würden weiterlaufen."
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