E-Government

De-Mail wartet noch auf den Durchbruch

von - 16.07.2019
Sichere E-Mail mit Vorhängeschloss
Foto: jijomathaidesigners / Shutterstock.com
Rechtsverbindlich und zuverlässig: De-Mail sollte der neue digitale Standard für sichere Kommunikation werden. Doch Jahre nach dem Start fristet das Angebot ein Schattendasein. Dabei hat es viele Vorteile.
Die Idee hinter De-Mail klingt überzeugend: Deutschland soll sicher, schnell und digital kommunizieren können. Bürger mit Behörden, Gerichten oder Banken, Versicherungen mit ihren Kunden. Arbeitgeber sollten sich Gehaltsabrechnungen per Post sparen und sie stattdessen per geschützter E-Mail in ein gesichertes Postfach senden. Das Potenzial ist groß, nur an der Umsetzung hakt es.

De-Mail hat sich trotz vieler Unterstützer aus Bund, Behörden und Unternehmen seit dem Start 2012 bis heute nicht durchgesetzt. Was läuft schief?
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Anmeldung bei Ihrem Postfach: Es gibt zwei Sicherheitsstufen: das normale und das hohe Sicherheitsniveau. Beim hohen Sicherheitsniveau geben Sie zusätzlich zu Ihrem Benutzernamen und dem Kennwort noch eine mTAN an. Nur dann dürfen Sie alle Funktionen von
Versand einer De-Mail: Eine De-Mail wird ausschließlich verschlüsselt übertragen. Es ist nicht möglich, auf die Verschlüsselung zu verzichten – sie geschieht stets automatisch. Im Gegensatz zum herkömmlichen Mail-Verkehr brauchen Sie keine zusätzlichen Kr
Offiziell zugestellt: Jede De-Mail, die verschickt wurde, gilt automatisch als zugestellt. Das hat Konsequenzen: Sobald Sie eine De-Mail-Adresse besitzen, müssen Sie regelmäßig in Ihr Postfach gucken. Es könnte ja zum Beispiel ein fristgebundenes Schreibe
De-Safe: Der De-Safe ist eine sichere und dauerhafte Dokumentenablage auf dem Server des De-Mail-Anbieters. Alle im De-Safe gespeicherten Dokumente wie Bilder, Verträge, Kontoauszüge, Zugangsdaten oder Mitteilungen sind verschlüsselt und können nicht verä

Profi-Wissen:

De-Mail — das digitale Einschreiben

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Für Tim Gerber von der c't ist der Fall klar: "De-Mail wird vor allem von Unternehmen nicht genutzt, etwa Banken, Versicherungen, Telekommunikationsanbietern", kritisiert er.

Nutzung nur mit Identifizierung

"Dass die Unternehmen angesichts des hohen Missbrauchspotenzial noch immer auf unsichere E-Mails setzen, anstatt sichere De-Mail anzubieten, leistet Betrug und anderen Straftaten Vorschub."

De-Mail funktioniert so: Für Privatkunden gibt es Anbieter wie die Telekom oder 1&1 mit Web.de und GMX, bei denen man sich für De-Mail registrieren kann. Zertifizierte Anbieter sind ebenso T-Systems und Mentana Claimsoft.

Bisher ist der Service für Verbraucher überwiegend kostenlos. Mit Personalausweis oder Reisepass muss sich jeder neue Nutzer gegenüber seinem Anbieter identifizieren. Hier gibt es unterschiedliche Verfahren.

Anschließend erhält man eine De-Mail-Adresse. Diese kann wie folgt aussehen: max.mustermann@t-online.de-mail.de. Nun könnte es losgehen mit der rechtsverbindlichen, schnellen und umweltschonenden Kommunikation, die den offiziellen Brief ersetzt.

Eine Million Nutzer seit 2012

In der Handhabung gleichen De-Mails den herkömmlichen E-Mails, erläutert das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Sie verfügen jedoch über wichtige Eigenschaften, die E-Mails fehlen: Die Identitäten von Absender und Adressat könnten eindeutig nachgewiesen und nicht gefälscht werden.

Seit dem Start des Angebots 2012 haben sich nach Angaben des offiziellen Informationsportals zur De-Mail in Deutschland mehr als eine Million Nutzer registriert. Dennoch hält sich der Zuspruch in Grenzen.

Bisher versenden Banken, Versicherungen und Behörden sensible Informationen in erster Linie per Briefpost - dies bestätigt etwa der Bundesverband deutscher Banken. Eine Sprecherin erklärt auf Nachfrage, es gebe einfach zu wenig Kundeninteresse an De-Mail.

Somit fristet der digitale Standard für sichere Kommunikation Jahre nach dem Startschuss ein Schattendasein: Unternehmen wie Behörden halten sich zurück, weil es kaum aktive Nutzer gibt, die De-Mails in Empfang nehmen - und Nutzer vermissen konkrete Anwendungen für den schnellen und sicheren Kontakt etwa zu öffentlichen Einrichtungen.
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