E-Commerce-Atlas

E-Commerce in Ost und West - ungleiche Rahmenbedingungen

von - 12.05.2023
Tastatur in Deutschland-Farben
Foto: Shutterstock/xtock
Der deutsche E-Commerce zeigt regionale Unterschiede, die dazu führen, dass ostdeutsche Unternehmen die Potenziale nicht voll ausschöpfen können. Zu diesem Schluss kommt eine gemeinschaftliche Untersuchung von ibi research der Universität Regensburg und dem bevh.
Unterscheiden sich die Rahmenbedingungen für den Online-Handel in Ost- und Westdeutschland und hat sich dadurch der Online-Handel unterschiedlich entwickelt? Diese Fragen waren der Ausgangspunkt eines Forschungsprojekts von Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) und ibi research an der Universität Regensburg.

Ergebnisse

Der deutsche Handel nutzt die Digitalisierung als Wachstumsmotor regional sehr unterschiedlich. Die meisten E-Commerce-Unternehmen sitzen gemessen an der räumlichen Verteilung in Nordrhein-Westfalen (22 Prozent) und Bayern (17 Prozent). Gerade einmal 1,75 Prozent aller Online-Händler stammen aus Thüringen und nur 1,0 Prozent aus Mecklenburg-Vorpommern.
Infografik E-Commerce in Deutschland
Regionale Verteilung der deutschen E-Commerce-Unternehmen
(Quelle: ibi research Uni Regensburg )

Auch bei der wirtschaftlichen Stärke der Unternehmen ergeben sich große Unterschiede: Westdeutsche Online-Händler erzielen einen durchschnittlichen Jahresumsatz von 29,39 Millionen Euro; in Ostdeutschland sind es 6,37 Millionen Euro.
"Deutschlands Regionen erschließen die Potenziale der Digitalisierung höchst unterschiedlich. Das ist dramatisch, weil die Digitalisierung gerade strukturschwachen Gegenden die Chance bieten sollte, wirtschaftlich aufzuholen. Obwohl das Internet 1990 und damit im Jahr der Wiedervereinigung erfunden wurde und die Unternehmen im Osten wie im Westen technisch bei null anfingen, scheint der Erfolg heute sehr ungleich verteilt", erklärt Martin Groß-Albenhausen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des bevh.

Marktplätze beschleunigen digitalen Wandel

Die Auswertung der Strukturdaten zeigt, dass Marktplätze wichtige Beschleuniger der Digitalisierung im Handel sind. Besonders die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass zahlreiche kleine Händler und Hersteller mit dem Verkauf über Plattformen begonnen haben. Sie profitieren dabei von der hohen Kundenfrequenz und der Internationalisierung ihres Geschäftsbereiches durch den Verkauf in ausländische Märkte. Dieses Potenzial können momentan aber nicht alle Online-Händler gleichermaßen ausschöpfen.
"Ich halte die Erkenntnisse dieser Studie für sehr wichtig, denn sie verdeutlichen aus meiner Sicht einen Nachholbedarf bei der Förderung von kleinen und mittleren Online-Händlern im Osten Deutschlands. Nur wenn im gesamten Land zumindest ähnliche Rahmenbedingungen für Gründungen und Wachstum gewährleistet sind, können die Vorteile des E-Commerce allen Unternehmern und Kunden zugutekommen", kommentiert Markus Schöberl, Director Seller Services bei Amazon Deutschland die Ergebnisse.

Studienaufbau

Für das Projekt wurden die Kennzahlen von mehr als 105.500 E-Commerce-Unternehmen ausgewertet - und aus den ursprünglichen Forschungsfragen entstand aufgrund der großen Datenmenge der umfassende "E-Commerce-Atlas Deutschland".
Die Untersuchung wurde durch Experteninterviews und eine Erhebung unter deutschen Online-Händlern ergänzt. Der Atlas gibt erstmals den Online-Handel in Gesamtdeutschland wieder. Er entstand auf Basis wirtschaftlicher Fundamentaldaten, Umfragen zu E-Commerce-Aktivitäten, wirtschaftlichen Strukturunterschieden sowie regionalen Rahmenbedingungen von Handelsunternehmen.
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