Die ITK-Branche in unsicheren Zeiten

Interview mit Fank Diers

von - 16.11.2022

„Herausforderungen sind fehlendes Fachpersonal, Lieferzeiten von Komponenten und die damit verbundene Planungsunsicherheit“

Wo hakt es aktuell bei IT-Projekten? Welche Rolle spielen schwer lieferbare Chips? Und wie lässt sich der Fachkräftemangel beheben? com! professional spricht darüber mit Frank Diers. Er verantwortet als Bereichsvorstand die Region Nord/Ost beim Systemhaus Bechtle.
com! professional: Herr Diers, wo sehen Sie als Systemhaus derzeit die größten Herausforderungen für IT-Projekte?
Frank Diers
Bereichsvorstand Region Nord/Ost bei der Bechtle Systemhaus Holding
(Quelle: Bechtle )
Frank Diers:
Besondere Herausforderungen sind unter anderem fehlendes Fachpersonal, Lieferzeiten von Infrastrukturkomponenten und die damit verbundene Planungsunsicherheit hinsichtlich der Projektpipeline. Weiter spielt der Wandel von traditionellem Projektvorgehen hin zu agilen Arbeitsweisen eine große Rolle in der Projektrealisierung. Unternehmen sind daher gut beraten, sich intensiv mit Veränderungsprozessen zu beschäftigen.
com! professional: Sie haben die Lieferzeiten von Komponenten angesprochen – welche Rolle spielen die Chipknappheit und die gestörten Lieferketten?
Diers: Wir sollten hier nicht nur die direkten Auswirkungen auf IT-Dienstleister wie Lieferausfälle oder Projektverschiebungen betrachten. Auch für viele unserer Kunden sind Chips und andere Rohstoffe für ihre Wertschöpfungsprozesse essenziell. Durch die Chipknappheit ist die Wirtschaftlichkeit dieser Unternehmen gefährdet. Die daraus resultierende Unsicherheit und die Gefahr einer wirtschaftlichen Schieflage können wiederum zum Aufschub von Investitionen, zum Stopp von Projektvorhaben bis hin zu möglichen Zahlungsausfällen führen.
com! professional: Ein weiteres wichtiges Thema ist der Fachkräftemangel. Wie sehen Sie dieses Problem?
Diers: Der Fachkräftemangel trifft die IT-Branche ebenso mit voller Intensität wie viele andere Branchen auch und wird zur wirtschaftlichen Herausforderung der nächsten Jahre.
com! professional: Und wie reagiert Bechtle darauf?
Diers: Wir müssen im Recruiting komplett neue Konzepte validieren und umsetzen, um dieser Herausforderung gerecht zu werden. Ein Beispiel hierfür ist die Fokussierung auf Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger sowie deren gezielte Qualifizierung. Wir legen größten Wert auf konsequente Weiterbildungsmaßnahmen und unterscheiden hierbei in Führungs- und Fachkarrieren.
Weiterhin müssen wir unsere Mitarbeitenden in spannende und he­rausfordernde Projekte bringen, um sie langfristig an das Unternehmen zu binden. Nicht zu vernachlässigen sind attraktive Gehaltsmodelle sowie moderne Arbeitsstrukturen, die wir unseren Mitarbeitenden bei Bechtle anbieten. Eine große Rolle bei der Arbeitgeberwahl spielen nach meiner Ansicht zudem eine gesunde Feedback- und Fehlerkultur sowie persönliche Gestaltungs- und Entscheidungsspielräume. Kurz gesagt: Das Gesamtpaket muss stimmen.
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