Die ITK-Branche in unsicheren Zeiten

Arbeitswelt im Wandel

von - 16.11.2022
Der Digitalverband Bitkom sieht auch im Wandel der Arbeitswelt einen Unsicherheitsfaktor für Unternehmen. Auch wenn die Covid-19-Pandemie quasi der Startschuss für ein breitflächiges New Work gewesen ist, ist fraglich, ob daraus wirklich ein „New Normal“ werden wird. Die Zeit wird zeigen, ob Firmen möglicherweise peu á peu wieder in alte Arbeitsmuster zurückfallen.
Die meisten Unternehmen hätten definitiv erkannt, dass die Corona-Pandemie den Blick auf die Arbeitswelt sehr stark verändert hat, ist sich Steffen Riedling von Capgemini sicher. Ein Zurück zu alten Mustern wollen ihm zufolge viele vermeiden – auch, um ihre Mitarbeiter zu binden. „Denn diese schätzen die durch Remote-Arbeit gewonnene Flexibilität nicht nur, sondern erwarten sie von ihren Arbeitgebern.“
Nach Ansicht von Steffen Riedling wird es daher hybride Lösungen mit mehr Mobile Work und Homeoffice geben. „Außerdem werden viele nicht unbedingt nötige Geschäftsreisen wegfallen – nicht zuletzt auch aus Gründen der Nachhaltigkeit.“ Die Präsenz im Büro werde aber dennoch wieder zunehmen. „Das soziale Gleichgewicht innerhalb der Teams und der Vertrauensaufbau er­fordern ein Mindestmaß an physischen Begegnungen. Dieses Bedürfnis wird jetzt, zwei Jahre nach Beginn der Pandemie, auch zunehmend sichtbar.“ Es gelte nun, die richtige Mischung aus flexibler Remote-Arbeit und physischem Zusammenkommen zu finden.
GleichgeAktuelle Erwartungen an die IT
(Quelle: Capgemini )
Doch mit dem Ausrufen einer neuen Arbeitswelt und ein wenig Homeoffice und Mobile Work ist es freilich nicht getan. Die Veränderungen, mit denen sich Unternehmenslenker aktuell konfrontiert sehen, gehen weit über die technische Ebene hinaus. Sie erfordern ein neues Führungsverständnis, das mit alten Gewohnheiten radikal bricht. Erfolgreiche Firmen haben Führungskräfte mit Neugier und einer klaren, digital ausgerichteten Perspektive. Kurz: Es geht um eine neue Unternehmenskultur.
Für Marco Burk ist die Kernfrage, wie sehr Unternehmen eine Präsenz in den Büros benötigen und wünschen, um die Unternehmenskultur erlebbar zu machen, wenn es keinen sozialen Austausch mehr gibt. Unternehmenskultur sei nämlich nicht der hübsche Flyer im Intranet, „sondern die gelebte Erfahrung in der Kaffeeküche, das gemeinsame Frühstück oder die Interaktion mit den Kollegen beim Stand-up“. Ohne diesen sozialen Kleber würden Arbeitgeber immer mehr austauschbar, was zu einer weiter steigenden Fluktuationsrate von Mitarbeitern führen könne, unter der viele Wettbewerber schon heute litten.
„Selbstverständlich hat eine solch gravierende Transformation immer auch Einfluss auf Detailelemente der Unternehmenskultur. Diese unterliegen einem stetigen Wandel“, unterstreicht auch Steffen Riedling von Capgemini. Die grundlegenden Wertgerüste der Unternehmen als Leitlinien dieser Kultur seien allerdings weitestgehend stabil geblieben. „Bei Unternehmen sehen wir deswegen unterschiedliche Ausprägungen, wie sich die Bedeutung der physischen Präsenz verändert hat – abhängig von der bisher bestehenden Unternehmenskultur.“ Es habe viele, auch kleinere Veränderungen in den Unternehmen ge­geben, die nun so beibehalten würden. Das reiche von neuen Kommunikationsregeln bis hin zu veränderten Kleiderordnungen.
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