Wege zum agilen Testmanagement

Schneller testen

von - 27.10.2021
Eine Ursache für die gravierenden Sicherheitsprobleme liegt im zunehmenden Tempo bei der Software-Entwicklung: „Die größte Herausforderung ist es, mit den mittlerweile extrem schnellen Zyklen bei der Markteinführung von Software Schritt zu halten und dabei den gestiegenen Qualitätsanforderungen gerecht zu werden“, erklärt Ramiro Millan, Director Product Management, Developer Tools bei Progress. Dafür müssten Unternehmen ihre Teststrategie agiler und schlanker gestalten, meint Roman Zednik, VP Presales Solution Architects bei Tricentis: „Ohne den Einsatz von Testautomatisierung ist dies heutzutage nicht mehr möglich. Manuelles Testen muss auf ein Minimum reduziert werden.“ Laut Nick Mears, Functional Testing Product Marketing Manager bei Micro Focus, beschleunigt Automatisierung das Testen deutlich: „Durch den Wechsel von manuellen zu automatisierten Tests konnten einige unserer Kunden die Testzeit von drei bis vier Arbeitstagen auf nur noch eine Nacht reduzieren.“
Avision-Geschäftsführer Bernert warnt jedoch vor übertriebenen Hoffnungen in die Automation: „Man muss den Kunden sagen, dass eine Testautomatisierung nicht billiger ist als manuelles Testen.“ Auch der Pflegeaufwand für eine automatisierte Testumgebung sei nicht zu unterschätzen: „Ich habe viele gute Test-Frameworks veralten sehen.“ Vor allem die traditionelle skriptbasierte Testautomatisierung erfordert ständiges Nachjustieren. Ändern sich Abläufe oder Abhängigkeiten, müssen die Skripte jedes Mal angepasst werden – ein mühsamer Prozess, der selbst für Fehler anfällig ist. Nick Mears’ Kollege Don Jackson, Chief Technologist, Application Delivery Management bei Micro Focus, empfiehlt Unternehmen deshalb, auf eine robuste Automatisierung zu achten: „Um robust zu sein muss die Automatisierung folgende Charakteristika erfüllen: Sie muss belastbar sein und darf nicht abhängig von der Fertigstellung des Codes sein. Des Weiteren sollte sie in die vorhandene Pipeline integrierbar sein, angemessen datenorientiert und vollständig auf die Geschäftslogik, einschließlich der Geschäftsprozesse, abgestimmt sein.“
Jürgen Bernert
Geschäftsführer von Avision
Foto: Avision
Wenn Entwickler keinen Wert auf Sicherheit legen, nutzt das beste Testen nichts.
Schnelleres Testen lässt sich nach Ansicht von Roman Zednik aber auch dadurch erreichen, dass man weniger testet: „Im Durchschnitt bieten 67 Prozent der großteils manuell durchgeführten funktionalen Tests keinen Mehrwert.“ Der Tricentis-Manager empfiehlt statt flächendeckender Tests einen risikobasierten Ansatz: „Unternehmen können den Großteil ihrer Risiken mit nur wenigen Tests abdecken. 20 Prozent des Aufwands reichen bereits aus, um 80 Prozent der Geschäftsrisiken abzudecken.“ Schnelle Risikobewertungen und strukturierte Methoden zum Test-Case-Design helfen dabei, zu bestimmen, welche Tests das sind. „Automatisiert man diese, erhöht sich die Release-Frequenz deutlich.“ Zednik plädiert für eine „neue Währung“ im Software-Testing: „Wir müssen umsteigen und anstatt der Anzahl der Testfälle die erzielte Risikoabdeckung als neue Messgröße einführen.“
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