Mit DevOps auf der Überholspur

DevOps versus Agilität

von - 02.12.2021
Häufig wird in einem Atemzug mit DevOps auch der Begriff Agilität genannt. Während es bei DevOps um Verantwortlichkeiten geht, versteht man unter Agilität Methoden wie Scrum oder Kanban. Diese ermöglichen es, schnell auf neue Anforderungen zu reagieren. Und hier zeigt sich auch, weshalb DevOps und Agilität meist zusammengehören: Die beiden Felder ergänzen sich hervorragend. „Während mit DevOps die notwendigen Strukturen geschaffen werden, sorgen die agilen Vorgehensmodelle für die passende Prozessgrundlage“, erläutert Lutz Keller von Consol.
(Quelle: IDC/Consol )
Agilität spielt aber nicht nur in der Software-Welt, sondern in der Projektarbeit generell eine wichtige Rolle. Zwar liegen die Ursprünge zum Beispiel des Scrum-Ansatzes in der Software-Entwicklung, er ist jedoch universell einsetzbar. „Der ,Teile und herrsche‘-Ansatz, der den kurzen Scrum-Sprints zugrunde liegt, ist ja schon seit der Römerzeit verbreitet und lässt sich problemlos auf andere Gebiete anwenden“, so Vassil Hristov. Für ihn beschreibe Agilität, Aufgaben und Probleme systematisch anzugehen und zu lösen. Bei DevOps gehe es hingegen primär um die Aufteilung der Verantwortung und des Wissens innerhalb des Teams, mit einem zusätzlichen Fokus auf Automatisierung. „Es gibt durchaus agile Teams, die aus verschiedenen Gründen den DevOps-Ansatz nicht leben“, so Hristov, „genauso wie es Teams gibt, die noch ein Wasserfallmodell befolgen und trotzdem auf DevOps-Elemente im Alltag setzen.“
„Agilität ist die Fähigkeit eines Teams oder einer Organisation, trotz einer sich ständig verändernden Welt regelmäßig nutzenstiftende Ergebnisse zu erzeugen. Es zählt also nicht nur die schnelle Anpassungsfähigkeit, sondern auch der Fokus auf das Endergebnis“, erklärt Aian Hun­degger. DevOps hingegen sei das Mittel zum Zweck, um dieses Endergebnis zu erreichen – „also eine mögliche Methode im Produktentwicklungsbereich, kontinuierlich System-Updates aufzuspielen, ohne den laufenden Betrieb aufzuhalten“.
Robin Wittler
DevOps Lead bei Engel & Völkers Technology
Foto: Engel & Völkers
„Agile Konzepte sind organisatorischer Art – DevOps ist für die Technik“
Das Unternehmen Engel & Völkers hat sich zum Ziel gesetzt, sich zu einem komplett digitalen Immobilienmakler zu wandeln. Die Tochter­firma Engel & Völkers Technology übernimmt dabei die Entwicklung und Umsetzung der digitalen Plattformen.
Im Interview mit com! professional spricht DevOps Lead Robin Wittler über die Vorteile des DevOps-Konzept und wie die Umsetzung bei dem Immobilienmakler in der Praxis aussieht.
com! professional: Herr Wittler, klären wir zunächst einmal Grundsätzliches: Die Begriffe DevOps und Agilität werden meist in einem Atemzug genannt. Aber man kann auch ohne DevOps agil sein. Wie würden Sie die Begriffe voneinander abgrenzen?
Robin Wittler: Agile Konzepte sind für mich eher organisatorischer Art. Es geht oftmals um Effizienz, zum Beispiel durch das Weglassen von Prozessen, die einen hohen Overhead haben oder einen störenden Einfluss von außen bedeuten. Der Fokus liegt auf den wichtigen Teilen innerhalb eines Entwicklungszyklus: klare Zieldefinitionen, Einschätzung und Kommunikation von Aufwänden und Zeiträumen zum Kunden beziehungsweise zu den Stakeholdern, Implementieren und Testen – Stichwort Fail fast –, Feedback bekommen und geben über das neu Erlernte. Es geht also auch um das Entwickeln einer gesunden Fehlerkultur.
com! professional: Und wie definieren Sie DevOps?
Wittler: DevOps wiederum ist für mich eher die technische Seite. Da geht es um den sinnvollen Einsatz von Programmiertechniken, um manuelle Handlungen und Arbeitsweisen durch automatisierte Ver­fahren abzulösen.
com! professional: Was bedeutet das konkret?
Wittler: Änderungen nachverfolgbar und wiederholbar zu machen – egal ob das Ganze einmal oder Hunderte Male ausgeführt wird: Das Ergebnis soll immer das Gleiche sein. In den 1990-Jahren gab es einen Spruch: Ein guter Administrator macht eine immer wiederkehrende Aufgabe genau einmal. Ein guter Administrator hat die Aufgabe also automatisiert.
Das menschliche Gehirn langweilt sich bei repetitiven Aufgaben und fängt an, uns Streiche zu spielen: Dann werden Punkte auf Checklisten in anderer Reihenfolge abgearbeitet oder Details ausgelassen – was natürlich, in immer komplexer werdenden IT-Umgebungen, für spannende, aber teure Phänomene sorgen kann.
com! professional: Welche weiteren Vorteile bringt das DevOps-Konzept mit sich?
Wittler: Ein toller Nebeneffekt ist, dass Änderungen oftmals auch schneller ausgerollt sind. DevOps kann auch helfen, notwendiges Spezialwissen für andere zugänglicher zu gestalten – also zum Beispiel das Bereitstellen von imperativen Funktionen über deklarative Anweisungen. Oder einfacher ausgedrückt: Ein Kunde muss nicht mehr das Wissen haben, wie eine bestimmte Firewall funktioniert – er beschreibt einfach zum Beispiel in einem simplen YAML-Format (Anm. der Red.: eine vereinfachte Auszeichnungssprache zur Datenserialisierung), was er braucht, und das wird von einem Tool automatisch umgesetzt – egal ob das Produkt von Hersteller A oder Hersteller B kommt.
com! professional: Schauen wir einmal in die Praxis: Was umfasst das Thema DevOps bei Engel & Völkers?
Wittler: Das betrifft ein breites Spektrum. Implementierung der CI/CD-Pipelines, Definition und Ausrollen der Infrastruktur, Entwickeln, Bereitstellen und Betreiben von API-getriebenen Services, über die andere Teams dann Änderungen an der Infrastruktur steuern können. Das automatisierte Erstellen von Usern oder das Steuern von Berechtigungen ist genauso ein Teil von DevOps wie die Änderung einer Firewall-Regel. Das Einbinden von Monitoring zum Zweck der Funktionsüberwachung sowie das Sammeln von Performance-Daten sind ein weiterer Bereich.
com! professional: Und welche Tools setzen Sie im Bereich DevOps konkret ein?
Wittler: Das Tooling ist recht vielfältig, da Mitglieder von Projekten mitunter signifikant unterschiedlichen Anforderungen gegenüberstehen sowie unterschiedliche Wissensstände und Fähigkeiten mitbringen. Aber die allgemeine Schnittmenge beinhaltet: Kubernetes, Versionskontrollsysteme (bei uns in Form von GIT), CI/CD-Systeme (Gitlab und Github), Helm, Kustomize & Ksplit, Terraform/Terragrunt und Pulumi sowie Programmiersprachen wie Go und Python.
com! professional: Wenn man von DevOps redet, dann ist oft auch von modernen Infrastrukturen wie der Cloud die Rede. Setzt Engel & Völkers inzwischen auf die Cloud? Oder gibt es weiterhin Legacy-Strukturen, die sich aber dennoch in DevOps-Strukturen einbinden lassen?
Wittler: DevOps kann man mit Cloud-Infrastruktur als auch mit On-Premise-Infrastruktur betreiben. Beides hat seine Vor- und Nachteile – und beides wird dementsprechend bei Engel & Völkers eingesetzt. Richtig ist aber, das On-Premise immer öfter durch Cloud-Infrastruktur abgelöst wird.
com! professional: Auf welche Hindernisse stoßen Sie bei der Dev­Ops-Einführung? Wie reagieren die Mitarbeiter in den unterschiedlichsten Bereichen?
Wittler: Ich habe Engel & Völkers als erstaunlich offen für neue Arbeitsweisen und Ideen kennengelernt. Es ist doch wie fast überall im Leben: Der Kunde ist interessiert daran, dass das Produkt schnell, sicher und stabil läuft. Es ist dann nicht wichtig, ob man es DevOps, Site Reliability Engineering (SRE) oder GitOps nennt.
Robin Wittler
DevOps Lead bei Engel & Völkers Technology
Foto: Engel & Völkers
„DevOps kann man mit Cloud-Infrastruktur als auch mit On-Premise-Infrastruktur betreiben. Beides hat seine Vor- und Nachteile.“
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