Gesichtserkennung lässt Datenschützer bangen

Überwachung an Bahnhöfen

von - 25.08.2017
In 900 Bahnhöfen hat die Bahn 6.000 Kameras installiert. Im Testbahnhof Südkreuz sind es 77 Kameras, 3 davon liefern derzeit die Bilder für die Computerprogramme zur Gesichtserkennung. Gefilmt werden ein Ein- und Ausgang sowie eine Treppe. Drei verschiedene Software-Systeme werten jeweils die Bilder der drei Kameras aus und vergleichen sie mit den gespeicherten Gesichtern der Testpersonen.
Im Obergeschoss des Bahnhofs demonstriert die Bundespolizei auf drei Laptops, wie die Gesichtserkennung funktioniert. Zum Test läuft eine Bundespolizistin die große Treppe im Bahnhof herunter - und wird fast sofort von den Computern anhand ihres vorher gespeicherten Gesichts erkannt. Ein Techniker der Bundespolizei gibt zu: "Mützen und Sonnenbrillen verschlechtern die Erkennungsquoten." Die Software-Firmen sollen nun ihre Programme noch verbessern können. "Sie können die Parameter anpassen", sagt der Techniker. Erst ab November soll der echte Vergleichstest starten.
Im Laufe des Vormittags meldet sich Susanne Trampe (60) zu Wort. Sie ist eine der Testpersonen und fährt täglich mit der Bahn zu ihrem Garten. "Wenn nur ein einziges Verbrechen aufgeklärt wird, ist das hier sinnvoll", sagt sie. "Ich fühle mich in meiner Freiheit überhaupt nicht eingeschränkt. Ich habe auch ein Grundrecht auf Sicherheit."

"Big-Brother-Gesetz des Überwachungsstaates"

Datenschützer, Grüne und auch die FDP sehen das anders. Auch wegen einer kürzlich beschlossenen Änderung des Personalausweisgesetzes. Künftig dürfen die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern das biometrische Lichtbild im Ausweis "zur Erfüllung ihrer Aufgaben im automatisierten Verfahren" abrufen. Kritiker sprachen im Frühjahr von einem "Big-Brother-Gesetz" und Überwachungsstaat.
Zum aktuellen Versuch meint der FDP-Vize Wolfgang Kubicki: "Verfassungsrechtlich ist dieser Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung nicht mehr bedenklich, sondern klar untersagt." Der Probelauf müsse beendet werden. De Maizière kontert, die Kameras seien schon vorhanden. "Durch die neue Technik würden Unbeteiligte nicht zusätzlich gespeichert. In Sekundenschnelle wird nur abgeglichen, ob sie auf einer Fahndungsliste stehen." Ob das aber überhaupt funktioniert, muss sich erst noch zeigen.
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