Green IT wird Circular Economy

Von Produktdesign bis Wiederverwertung

von - 18.08.2022
Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff Circular Economy eigentlich? Markus Stutz, Director EMEA Product Compliance Engineering & Environmental Affairs bei Dell, definiert dieses Nachhaltigkeitskonzept so: „Kreislaufwirtschaft ist ein systemischer Lösungsansatz, bei dem im Idealfall mehrere Faktoren ineinandergreifen. Zu diesen Faktoren zählen im Bereich IT die Wiederverwertung von ausrangierten Systemen, die Reduzierung des Abfalls, etwa bei der Verpackung von Komponenten, aber auch ein Produktdesign, das Reparaturen und ein Recycling erleichtert.“
Was der Blick auf Dell auch zeigt: Neu ist das Konzept keineswegs. Dell zum Beispiel hat schon vor rund 20 Jahren ein solches Programm gestartet. „Wir nutzen recycelte Kunststoffe, Magnete und Aluminiumwerkstoffe sowie Materialien aus anderen Branchen, um nachhaltige Produkte herzustellen, etwa Kohlefaser aus der Flugzeugindustrie“, so Stutz.
Beispiel Dell: Ein wichtiges Element einer Circular IT ist das Recycling von IT-Systemen und der darin verbauten Komponenten.
(Quelle: Dell Technologies )
In jüngster Zeit aber hat der Zug in Richtung Circular Economy so richtig Fahrt aufgenommen. Auf vergleichbare Modelle setzt mittlerweile ein Großteil der Hersteller von IT- und TK-Ausrüstung, darunter Cisco, HP, Lenovo, Fujitsu, Samsung und Apple. Ein Teil von ihnen, inklusive Software-Anbietern wie Microsoft, hat sich in der Vereinigung Circular Electronics Partnership (CEP) zusammengeschlossen. Sie will bis 2030 eine Kreislaufwirtschaft im IT-, Elektro- und Elektronikbereich aufbauen, Geschäftsmodelle, nachhaltige Lieferketten und eine umfassende Wiederverwertung von Materialien und Systemen eingeschlossen.
Ein Einstiegspunkt in die Circular IT besteht darin, gebrauchte IT-Systeme zu erwerben oder vorhandene Komponenten über den steuerlichen Abschreibungszeitraum hinaus zu nutzen. „Bei Servern beträgt die Abschreibungsdauer drei bis sieben Jahre, bei User-Hardware mittlerweile sogar nur noch ein Jahr“, erklärt Gaston Pukies, Technical Project Manager für R&D-Projekte bei Capgemini Engineering. „Aus unserer Sicht besteht keine Notwendigkeit, Hardware so oft auszutauschen.“
Um welche Dimensionen es geht, lässt sich am Beispiel des IT-Remarketing-Spezialisten AfB social & green IT ablesen. Der konnte rund 59 Prozent von 450.000 gebrauchten Rechnern, Smartphones und Peripheriegeräten, die er 2021 wiederaufbereitet hat, einer neuen Verwendung zuführen. Wenn ein Notebook 7,5 statt 4,5 Jahre im Einsatz ist, entspricht das schon einer Einsparung von rund 114 Kilogramm CO2. Insgesamt ließen sich durch die Zweitnutzung der 450.000 Systeme 33.900 Tonnen CO2 und 130.300 MWh Primärenergie einsparen, die bei der Herstellung neuer Notebooks und Smartphones angefallen wären.
Holger Doernemann
Solution Consulting Director Central EMEA bei Nexthink
Foto: Nexthink
„Nur 2 Prozent dieser [älteren] Rechner müssten tatsächlich ersetzt werden.“

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