Unternehmen wollen mehr Digital-Know-how

Abhängigkeit bei ITK-Hardware und 5G-Technologie am größten

von - 23.02.2021
Die Abhängigkeit Deutschlands ist nach Einschätzung der Unternehmen am größten bei Hardware-Importen. Acht von zehn (81 Prozent) schätzen Deutschland als abhängig vom Import von IT- beziehungsweise Kommunikationsgeräten und -systemen ein. Sieben von zehn (71 Prozent) sagen das für 5G-Technologie. Jeweils rund zwei Drittel sehen eine Abhängigkeit bei Künstlicher Intelligenz (68 Prozent), Virtual beziehungsweise Augmented Reality (67 Prozent), Quantencomputern (65 Prozent) und Blockchain (65 Prozent). Im Mittelfeld liegen Drohnen (56 Prozent) und IT-Sicherheitstechnologien (55 Prozent). Als vergleichsweise gering gilt die Import-Abhängigkeit bei 3D-Druck (37 Prozent), Sensorik (35 Prozent) und ERP-, ECM- und CRM-Lösungen (21 Prozent).

Preis, Leistung und Sicherheit entscheiden

Bei der Wahl ausländischer Geschäftspartner im Zusammenhang mit digitalen Produkten und Dienstleistungen spielen neben Preis und Leistung insbesondere Sicherheit, Vertrauen und Verlässlichkeit eine entscheide Rolle. Neun von zehn Unternehmen (87 Prozent) achten auf Rechtssicherheit im Land des Geschäftspartners, sechs von zehn (60 Prozent) auf Transparenz der Lieferketten, 85 Prozent auf die IT-Sicherheitsstandards des Partners. Für 95 Prozent ist das technologische Know-how des Geschäftspartners ein wichtiges Kriterium, für 93 Prozent sind es die finanziellen Konditionen.

USA im Vertrauens-Ranking nur knapp vor China

Das Vertrauen in die globalen Wirtschaftsräume fällt sehr unterschiedlich aus. Als besonders verlässlich gelten die EU-Länder, in die neun von zehn (89 Prozent) großes Vertrauen haben. Ebenfalls groß ist das Vertrauen in Japan (61 Prozent) und das Vereinigte Königreich (59 Prozent). Indien (41 Prozent) rangiert dabei noch vor den USA (39 Prozent), die nur knapp vor China (31 Prozent) landen. In Russland hat nur jedes siebte Unternehmen (15 Prozent) großes Vertrauen. Berg: "Die USA haben in der deutschen Wirtschaft in den vergangenen Jahren massiv Vertrauen verspielt und werden aktuell nur bedingt als verlässlicher Handelspartner gesehen. Eines der zentralen Anliegen der neuen US-Regierung sollte sein, dieses verloren gegangene Vertrauen wiederaufzubauen." Denn für Unternehmen, die internationale Handelsbeziehungen rund um digitale Produkte und Dienstleistungen unterhalten, spielt zu 91 Prozent Vertrauen in die Politik des Partnerlandes eine wichtige Rolle bei der Auswahl ihrer Geschäftspartner. Dabei sind die internationalen Handelsbeziehungen nicht selten prekär: Jedes zweite Unternehmen (50 Prozent) gibt an, hinsichtlich der Verlässlichkeit der nationalstaatlichen Politik am Sitz der Partner gezwungenermaßen Risiken einzugehen. Jedes Dritte (33 Prozent) sieht faktische keine Abwehrmöglichkeit, wenn es von bestimmten ausländischen Partnern beziehungsweise Regierungen unter Druck gesetzt wird. 14 Prozent sehen eine grundsätzliche Gefahr, dass ihr Unternehmen von ausländischen Geschäftspartnern oder Regierungen erpressbar ist.

Deutschland und Europa sollen selbstbestimmter werden

Ungeteilte Einigkeit herrscht darüber, dass einseitige Abhängigkeiten bei digitalen Technologien zu vermeiden sind: Ausnahmslos jedes Unternehmen (100 Prozent) sagt, Deutschland müsse mehr digitale Souveränität erlangen. Allgemein wünschen sich die Unternehmen mehr Selbstbestimmung. Acht von zehn (81 Prozent) sind der Ansicht, dass die deutsche Wirtschaft generell zu stark vom Ausland abhängig ist. Zwei Drittel (64 Prozent) meinen, dass Deutschland und Europa in globalen Handelsstreitigkeiten zu passiv auftreten. Eine übergroße Mehrheit (94 Prozent) wünscht sich, Deutschland solle sich dafür einsetzen, dass die EU im Handel auf Augenhöhe mit China und den USA agiert. Beim internationalen Handelsstreit zwischen den beiden wirtschaftlichen Schwergewichten befürworten die meisten Unternehmen hingegen Neutralität. 85 Prozent meinen, Deutschland sollte sich auf keine der beiden Seiten stellen, sondern neutral bleiben. 7 Prozent meinen, Deutschland sollte sich für die USA starkmachen, 2 Prozent tendieren zu China. Berg: "Der Wunsch nach Neutralität ist auf das neue Misstrauen zurückzuführen, das mit dem Protektionismus der vergangenen Jahre gewachsen ist. Zugleich ist es ein Plädoyer dafür, sich von ungesunden Abhängigkeiten zu lösen und mehr Eigenständigkeit zu entwickeln, um künftig auf Augenhöhe digitale Schlüsseltechnologien, Geschäftsmodelle und Ökosysteme mitzugestalten."
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