Digitale Souveränität

Unternehmen wollen mehr Digital-Know-how

von - 23.02.2021
Digital-know-how
Foto: Song_about_summer / shutterstock.vom
Deutschland ist bei digitalen Technologien zu sehr auf Importe angewiesen. Deshalb sollte mehr in eigene Entwicklungen investieren werden.
Bitkom fordert Eigenständigkeit
Der Bitkom fordert zu mehr wirtschaftlicher Eigenständigkeit, statt Hard- und Software-Importen, auf.
(Quelle: Bitko )
Das sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von mehr als 1.100 Unternehmen aller Branchen in Deutschland ab 20 Mitarbeitern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Nahezu alle Unternehmen (95 Prozent) sind der Ansicht, dass Deutschland vermehrt auf eigene technologische Fähigkeiten bauen sollte. Aktuell sind Digital-Importe existenziell wichtig für die deutsche Wirtschaft. 94 Prozent der Unternehmen sind darauf angewiesen. Darunter hält sich eine große Mehrheit für nur kurzzeitig überlebensfähig, wenn digitale Technologien beziehungsweise Dienstleistungen plötzlich nicht mehr aus dem Ausland bezogen werden könnten. Knapp zwei Drittel (63 Prozent) könnten 13 bis 24 Monate überleben. 13 Prozent wären sieben bis zwölf Monate überlebensfähig, 9 Prozent sogar nur bis zu sechs Monate. Länger als zwei Jahre könnten 13 Prozent der Unternehmen durchhalten. "Die Digitalwirtschaft lebt vom Global Sourcing und bezieht ihre Innovationsstärke aus ihrer intensiven weltweiten Vernetzung und Arbeitsteilung. Den schnellen Austausch von Technologien und Innovationen im Weltmaßstab dürfen wir nicht riskieren. Wenn internationale Handelsbeziehungen aus dem Gleichgewicht geraten und digitale Technologien wie im Konflikt zwischen den USA und China als politisches Druckmittel missbraucht werden, müssen wir gegensteuern können und dazu unsere Ausgangsposition verbessern", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

Corona-Krise verschärft Ungleichheiten

Mit der Corona-Krise hat sich das digitale Ungleichgewicht nach Einschätzung der Unternehmen weiter verschärft. Acht von zehn (81 Prozent) erwarten, dass die führenden Technologiekonzerne ihre Vormachtstellung weiter ausbauen. Drei von vier (74 Prozent) sehen durch die Corona-Pandemie verschärfte internationale Ungleichheiten im Wettbewerb um digitale Technologien. Vier von zehn (41 Prozent) gehen sogar davon aus, dass der technologische Vorsprung anderer Länder für Deutschland nicht mehr aufzuholen ist. Berg: "In den vergangenen Jahrzehnten haben wir in einigen Bereichen an Boden verloren, aber das heißt nicht zwangsläufig, dass es auch so weitergehen muss. Wenn wir jetzt die richtigen Entscheidungen treffen und gezielt digitale Schlüsseltechnologien fördern, können wir die Trendwende einleiten."

Mehrheit importiert Hard- und Software

Ganz oben auf der Einfuhrliste stehen digitale Endgeräte, die von drei Vierteln der Unternehmen (77 Prozent) aus dem Ausland bezogen werden. Zwei Drittel (66 Prozent) importieren Bauteile beziehungsweise Hardware-Komponenten. Sechs von zehn (57 Prozent) beziehen Software-Anwendungen und Module aus dem Ausland. Vier von zehn (42 Prozent) setzen auf den Import von digitalen Dienstleistungen wie Cloud Services. Nur 2 Prozent der Unternehmen verzeichnet keinerlei Digital-Importe. Die wichtigsten Handelspartner für Einfuhren sind vor allem die EU-Länder, aus denen acht von zehn Unternehmen (80 Prozent), die importieren, digitale Technologien oder Services beziehen - gefolgt von den USA (74 Prozent) und China (62 Prozent). Aus Japan importiert jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) IT oder digitale Dienstleistungen. "Digitale Technologien gehören in allen Branchen zum Standard. Es gibt praktisch kein Unternehmen, das nicht Hardware, Software oder digitale Dienstleistungen im Ausland einkauft. Die internationale Arbeitsteilung bietet extrem viele Vorteile, die es zu sichern gilt", sagt Berg.

Besonders abhängig von Digital-Importen

Der eigene Standort wird im Vergleich zu anderen Wirtschaftsregionen als besonders abhängig von Digital-Importen eingeschätzt. Acht von zehn Unternehmen (80 Prozent) halten Deutschland für abhängig vom Import beziehungsweise vom Bezug digitaler Technologien, Dienstleistungen und Expertise aus anderen Ländern. Das ist der höchste Wert im Vergleich der untersuchten Wirtschaftsräume. Jeweils zwei Drittel sehen die restliche Europäische Union (68 Prozent) und das Vereinigte Königreich (68 Prozent) als abhängig an, bei Russland (51 Prozent), den USA (48 Prozent) und Japan (46 Prozent) ist es etwa jedes zweite. Als vergleichsweise wenig abhängig gilt China (31 Prozent). Jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) geht davon aus, dass die Abhängigkeit Deutschlands und Europas in den kommenden fünf Jahren weiter zunimmt. Nur jedes fünfte (19 Prozent) erwartet, dass die Abhängigkeit künftig abnimmt. Besser werden die Perspektiven der USA wahrgenommen: Während drei von zehn Unternehmen (30 Prozent) auch für die USA eine steigende Abhängigkeit erwarten, meinen vier von zehn (38 Prozent), dass sie abnimmt. Am stärksten wird China eingeschätzt, für das fast die Hälfte (46 Prozent) der Unternehmen damit rechnet, dass die Abhängigkeit abnimmt, während nur jedes vierte (26 Prozent) glaubt, dass sie zunimmt.
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