Statistisches Bundesamt

Termindruck macht Führungskräften zu schaffen

von - 06.09.2017
Gestresster Manager
Foto: Kaspars Grinvalds / Shutterstock.com
Die Arbeitszeit nimmt ab, doch die Belastung steigt - das hat ein aktueller Bericht des Statistischen Bundesamts ergeben. Ein Ärgernis ist vor allem der wachsende Termindruck.
Arbeitsvertrag
Der Anteil der befristeten Jobs in Deutschland hat stark zugenommen.
(Quelle: Jens Kalaene/dpa/tmn)
Nahezu die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland fühlt sich von Termindruck und einer hohen Arbeitszeitdichte belastet. Wie das Statistische Bundesamt in Berlin mitteilte, litten 44 Prozent der Männer und 36 Prozent der Frauen im Jahr 2015 unter einer hohen Arbeitsintensität - bundesweit ergab das einen Schnitt von 40 Prozent. Zugleich nimmt die geleistete Arbeitszeit der Voll- und Teilzeitbeschäftigten seit Jahren ab.
Dem Bericht zufolge arbeiteten Arbeitnehmer 2016 durchschnittlich rund 35 Wochenstunden. Das waren etwa drei Stunden weniger als noch 1991 und zwei Stunden weniger als im europäischen Durchschnitt. Vollzeitbeschäftigte arbeiteten in Deutschland mit rund 41 Stunden aber deutlich länger.
Insbesondere der hohe Termindruck macht mehr als der Hälfte aller Führungskräfte zu schaffen, arbeitete das Statistische Bundesamt heraus. Das Problem sei unabhängig von Stellung und Branche: Angestellte in der Anlagen- und Maschinenbedienung sowie im Handwerk leiden ähnlich stark unter einer zu hohen Termindichte.

Mehr befristete Neuanstellungen

Die Zahl der befristeten Neuanstellungen nahm 2016 zu, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf Fragen der Grünen-Abgeordneten Beate Müller-Gemmeke hervorgeht. Demnach bekam fast jeder zweite neu eingestellte Arbeitnehmer nur eine befristete Stelle.
Der Anteil der Befristungen stieg von 41 Prozent im Jahr zuvor; er nahm im Vergleich zum Vorjahr nicht nur bei Jüngeren, sondern auch bei Arbeitnehmern mittleren und höheren Alters zu. Am stärksten stieg er bei Beschäftigten zwischen 30 und 39 Jahren.
Dass gerade 25- bis 39-Jährige oft nur befristet eingestellt werden, wertete Müller-Gemmeke als "fatal". Das sei gerade das Alter, in dem die Familienplanung eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte, sagte sie. "Arbeitsverhältnisse mit Verfallsdatum machen dies aber unmöglich." Die Bundesregierung müsse die sachgrundlose Befristung abschaffen, forderte Müller-Gemmeke. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) bekräftigte: "Die sachgrundlose Befristung gehört abgeschafft." Sie schaffe große Unsicherheiten.
Nicht aus der Erhebung geht hervor, wie viele Befristungen auf sachliche Gründe wie etwa Besetzung einer Stelle während einer Elternzeit zurückgehen. Auszubildende und Mini-Jobber sind bei den Zahlen, die auf eine Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zurückgehen, nicht mitgerechnet.
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