Rätselhafte Firma

Was steckt hinter dem Software-Anbieter Palantir?

von - 22.10.2018
Palantir-Logo
Foto: Palantir
Das Software-Unternehmen Palantir zählt die CIA, das FBI und auch die deutsche Polizei zu seinen Kunden. Dabei weiß niemand, wie genau die Software, die große Datenmengen analysiert, eigentlich funktioniert.
Das Unternehmen Palantir ist ein Anbieter von Software und Dienstleistungen mit Sitz in Palo Alto. Es wurde 2004 von Peter Thiel, Alex Karp, Joe Lonsdale, Stephen Cohen und Nathan Gettings gegründet. Bis heute ist Karp CEO von Palantir. Der Konzern ist darauf spezialisiert, große Datenmengen für Unternehmen zu analysieren.
In den Jahren ist es Palantir gelungen, im Verborgenen zu agieren und unter dem Radar zu laufen. Niemand weiß genau, was das Unternehmen eigentlich tut und wie die Software konkret funktioniert. Bekannt ist, dass der Konzern zwei Software-Projekte bietet, die für unterschiedliche Zielgruppen geeignet sind:
  • Palantir Gotham integriert strukturierte und unstrukturierte Daten und stellt sowohl Such- und Ermittlungsfunktionen sowie Wissensmanagement zur Verfügung und ermöglicht zudem eine sichere Zusammenarbeit unter verschiedenen Parteien. Palantir Gotham wird unter anderem von Strafverfolgungsbehörden und Sicherheitsunternehmen intensiv genutzt. Wie Techcrunch berichtet, zählen zu den Kunden mindestens zwölf Gruppen innerhalb der US-Regierung, darunter die CIA, das NSA, das FBI, das Marine Corps, die Air Force, das "Recovery Accountability and Transparency Board" und das "National Center for Missing and Exploited Children".
  • Palantir Metropolis findet vor allem Verwendung bei Hedgefonds, Banken und Finanzdienstleistern. Die Lösung kommt dabei für Datenintegration, Informationsmanagement und quantitative Analysen zum Einsatz. Die Software lässt sich auf kommerzielle, geschützte und öffentliche Datensätze anwenden und zeigt Trends, Beziehungen und Anomalien auf.
Aber nicht nur in den USA wird die Dienstleistung von Palantir in Anspruch genommen. Auch in Deutschland kommt die Software zur Datenanalyse bei der Polizei zum Einsatz. Wie der Spiegel zitiert, soll die Software der "effektiven Bekämpfung des islamistischen Terrorismus und der schweren und organisierten Kriminalität" dienen. Derzeit werden in Hessen Polizisten im Umgang mit der Software geschult.

Kontroverse mit Wikileaks

2011 geriet Palantir in die Schlagzeilen, wie Social Calculations berichtet. Hintergrund waren gehackte E-Mails von HB Gary - einer Firma für IT-Sicherheit. Darin fand man eine Präsentation für die Bank of America mit dem Logo von Palantir, in der es darum ging, wie Palantir, HB Gary und Berico Technologies zusammenarbeiten könnten, um "die Bedrohung durch WikiLeaks effektiv zu bekämpfen".
Als das Ganze öffentlich wurde, gab Alex Karpe eine Erklärung zu dem Vorfall ab. Er teilte mit, dass er angewiesen habe, alle Verbindungen zu HB Gary zu trennen. Er erklärte weiter: "Das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Recht auf Privatsphäre sind entscheidend für eine florierende Demokratie. Seit seiner Gründung hat Palantir Technologies diese Ideale unterstützt und Engagement für die Entwicklung von Software zum Schutz der Privatsphäre und der bürgerlichen Freiheiten gezeigt. Darüber hinaus möchte ich mich persönlich und im Namen des gesamten Unternehmens öffentlich für jede Beteiligung entschuldigen, die wir in diesen Angelegenheiten hatten."
Auch wenn der Skandal dem Ansehen von Palantir in der Öffentlichkeit nicht direkt geschadet hat, sind die Auswirkungen immer noch zu spüren. Zudem könnte die Veränderung der Vorschriften für staatliche Nachrichtendienste und die Verwendung öffentlicher Daten die Einnahmen von Palantir langfristig beeinträchtigen.
Aus diesem Grund versucht Palantir nicht nur auf Regierungsaufträge zu setzen. Als ersten privaten Kunden konnte der Software-Konzern JP Morgan Chase gewinnen. Im Dezember 2009 wurde ein Vertrag über fünf bis 20 Millionen US-Dollar zur Aufdeckung von Betrug unterzeichnet. Weitere Kunden sind die U.S. Chamber of Commerce und SAC Capital Advisors. Des Weiteren betreut Palantir Pharmaunternehmen, Versicherungsgesellschaften, Gesundheitsdienstleister, Rechtsanwälte und kommerzielle Kreditgeber.
Die Strategie, sowohl auf private Kunden als auch auf Aufträge der Regierung zu setzen, scheint aufzugehen. Mittlerweile zählt Palantir zu den wertvollsten nicht-börsennotierten Unternehmen der Welt. Mit einem Unternehmenswert von geschätzten 20 Milliarden US-Dollar rangiert Palantir auf Platz sechs (Stand August 2018). 
(Quelle: Statista )
Da ist es kaum zu glauben, dass es für die Firma in ihren Anfängen schwer war, Investoren für sich zu begeistern. Nach einigen Schwierigkeiten konnte sich Palantir aber über stetig wachsende Investitionsrunden von Mitte 2006 bis Mitte 2012 freuen. Im September 2013 startete das Unternehmen dann eine wesentlich größere Investitionsrunde mit einem Volumen von 586,8 Millionen US-Dollar.

Sprung aufs Börsenparkett

Nun will der Konzern bald den Sprung aufs Börsenparkett wagen. Palantir soll die Banken Credit Suisse und Morgan Stanley eingeschaltet haben. Diese sollen eine Platzierung am Aktienmarkt für die zweite Jahreshälfte 2019 ausloten, berichtet das Wall Street Journal. Dabei könnte Palantir mit satten 41 Milliarden US-Dollar bewertet werden. Das würde eine Verdoppelung des derzeitigen Unternehmenswertes bedeuten.
Das Unternehmen soll Investoren mitgeteilt haben, dass es in diesem Jahr einen Umsatz von rund 750 Millionen US-Dollar erwartet - gegenüber rund 600 Millionen US-Dollar im Vorjahr. Wenn der erwartete IPO-Wert erzielt würde, wäre das rund 55 Mal so viel im Vergleich zum Umsatz, den das Unternehmen 2018 erwirtschaftet wird.
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