Aktienkurs so tief wie Anfang 2016

Software AG kappt Umsatzprognose

von - 22.07.2019
Software AG
Foto: Lukassek / Shutterstock.com
Die Software AG muss enttäuschende Zahlen für ihr Geschäft mit Integrationssoftware vorlegen. Mit ein Grund dafür sind Absatzprobleme auf dem nordamerikanischen Markt.
Die Software AG hat in ihrer größten Sparte erneut enttäuscht und muss dort die Jahresziele kräftig senken. Der Konzern kann in seinem Geschäft mit Integrationssoftware weiter nicht von dem Trend zur Digitalisierung profitieren und schnitt hier im zweiten Quartal unerwartet schwach ab. Auf Jahressicht wird in der DBP getauften Digitalsparte nun ohne die zukunftsträchtigen Geschäfte mit der Cloud und zur Vernetzung von Maschinen kein Wachstum herausspringen, sondern womöglich ein spürbarer Rückgang.

"Unsere Probleme in den USA sind schwerwiegender als wir zunächst gedacht haben", sagte Vorstandschef Sanjay Brahmawar am Freitag in einer Telefonkonferenz.

Die Aktie der Darmstädter sackte nach dem Handelsstart um bis zu 13,8 Prozent ab und erreichten den tiefsten Stand seit Anfang 2016. Am Mittag lag sie noch mit fast 8 Prozent im Minus bei 27 Euro. Aktionäre des Softwareherstellers haben in letzter Zeit ohnehin nicht viel Freude an dem Papier, über die vergangenen zwölf Monate gesehen verlor der Kurs über ein Drittel. Vom Rekordhoch bei 49,80 Euro im Januar 2018 ist das Papier weit entfernt.

Im zweiten Quartal ging der Umsatz in der Sparte mit Integrationssoftware - Erlöse mit Cloudangeboten und dem Internet der Dinge ausgenommen - um 4 Prozent auf 97,5 Millionen Euro zurück. Analysten hatten im vom Unternehmen erhobenen Stimmungsbild mit einem leichten Anstieg gerechnet.

Vertriebsumbau ist verantwortlich

Der Rückgang liege am laufenden Umbau des Vertriebs in Nordamerika, hieß es vom Konzern. "Während nicht alle von der Transformation betroffenen Bereiche im gleichen Tempo Fortschritte machen, insbesondere in Nordamerika, haben wir klare Pläne und Verantwortlichkeiten umrissen, um diese Herausforderungen anzugehen", sagte Brahmawar.

Auch im ersten Quartal waren die Geschäfte vor allem in den USA nicht rund gelaufen. Nun rechnet der Konzern in diesem Jahr statt einem währungsbereinigten Umsatzplus von 3 bis 7 Prozent in der Sparte nur noch mit einem Erlös bestenfalls auf Vorjahresniveau. Im schlechten Fall muss die Software AG aber nach neuer Planung auch einen Rückgang um 6 Prozent in der Sparte verkraften. In den anderen Sparten und bei der operativen Marge bleibt Finanzchef Arnd Zinnhardt bei den bisherigen Planungen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die einst als Wachstumsmotor auserkorene Sparte enttäuscht und ihre eigenen Ziele deutlich verfehlt. Der Verkauf der Softwarepakete, mit denen Kunden verschiedene IT-Systeme miteinander verzahnen können sollen, hängt oft an großen Deals - verschieben sich einige oder platzen gar, reißt das gleich ein großes Loch in die Planung.

Die Probleme liegen aber auch tiefer. In den vergangenen Jahren sei zu wenig in den US-Markt investiert worden, sagte Brahmawar. Oft habe das Unternehmen hier im Vertrieb auf taktische Maßnahmen zurückgegriffen, um kurzfristig noch Ziele zu erreichen. Strukturelle Probleme seien verschleiert worden. An den Produkten liege es nicht, versicherte Brahmawar. Baader-Bank-Analyst Knut Woller rechnet im zweiten Halbjahr mit ersten positiven Anzeichen des Umbaus in den USA.

Insgesamt legten die Erlöse im abgelaufenen Jahresviertel um rund 2 Prozent auf 210 Millionen Euro zu. Weil das relativ junge Geschäft mit Diensten aus der Cloud und zur Vernetzung von Maschinen stark wuchs und auch das angestammte Datenbankgeschäft wieder mehr erlöste als erwartet, traf die Software AG damit die Umsatzschätzungen von Experten auf Konzernebene.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) des Konzerns sank im zweiten Quartal um 9 Prozent auf 56,1 Millionen Euro. Die entsprechende Marge sackte von fast 30 Prozent vor einem Jahr auf 26,7 Prozent ab. Unter dem Strich fiel der Gewinn um sieben Prozent auf 33,4 Millionen Euro.

Fragen von Analysten nach möglichen strategischen Optionen rund um die verlässliche und profitable, aber strukturell wenig zukunftsträchtige Datenbanksparte erteilte Brahmawar mehr oder weniger eine Absage. Der Datenbankbereich sei strategisch weiter sehr wichtig für die Software AG, auch weil man deren Langzeitkunden weitere Produkte anbieten könne.

Der seit vergangenen Sommer amtierende Brahmawar hat dem Konzern einen neuen Kurs verordnet. Durch einen Umbau von Strukturen und eine stärkere Verlagerung auf Mietsoftware ab 2020 will der Manager den Konzern wieder auf Wachstumskurs führen. Mittelfristig soll das Unternehmen bis 2023 im schwächelnden Digitalgeschäft um jährlich im Schnitt mehr als 10 Prozent wachsen, der Anteil wiederkehrender Erlöse soll hier auf 85 bis 90 Prozent des Umsatzes steigen.

Zunächst werden die Weichenstellungen aber Geld kosten. Im laufenden Jahr steckt das Unternehmen rund 50 Millionen Euro in den Umbau, rund die Hälfte davon sind zusätzliche Investitionen. Ab 2020 soll das Lizenzerlösmodell des Unternehmens auf ein Abonnentensystem umgestellt werden - Umsätze fließen dann nach und nach als Miete, nicht als Einmalbetrag. Das soll noch einmal bis zu 2 Prozentpunkte bei der Marge kosten. Bereits 2021 will Brahmawar aber dann bei Erlösen und Marge einen deutlich besseren Trend sehen.
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