Bilanz

SAP ist trotz Brexit auf Erfolgskurs

von - 20.07.2016
SAP unter der Lupe
Foto: GongTo / Shutterstock.com
Der württembergische Software-Konzern SAP konnte trotz des Brexit-Votums der Briten und der damit einhergehenden Unruhen die Schwächen vom Jahresbeginn ausbügeln und starke Zahlen vorlegen.
Europas größter Software-Konzern SAP hat trotz der Unruhe um das Brexit-Votum der Briten die Schwächen vom Jahresbeginn wettmachen können. Im Lizenzverkauf machte das Unternehmen Boden gut, zusätzlich brummte das Geschäft mit Cloud-Software zur Miete aus dem Internet weiter. SAP-Chef Bill McDermott verwies am Mittwoch in einer Telefonkonferenz insbesondere auf starkes Wachstum der Geschäfte in Europa - in vielen Ländern fielen die Wachstumsraten zweistellig aus. Der Brexit kurz vor Toresschluss des Quartals habe auch in Großbritannien keinen nennenswerten Effekt gehabt, erklärte er.
Finanzchef Luka Mucic zeigte sich zuversichtlich, die bestätigte Ergebnisprognose dieses Jahr zu erreichen. Nach dem ersten Halbjahr steht der Dax-Konzern auch beim Produktumsatz gut da und zwar am oberen Ende der angestrebten Wachstumsbandbreite. McDermott macht auch die Pipeline anstehender Abschlüsse weiter Hoffnung. Mittelfristig könne selbst ein Ereignis wie ein EU-Austritt Großbritanniens zu neuen Aufträgen führen, bei Kunden entstehe nämlich dadurch Optimierungsbedarf.

Aktie legt vorbörslich deutlich zu

Der Konzernumsatz kletterte im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent auf 5,24 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte wie Umbaukosten bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg um 9 Prozent auf 1,52 Milliarden Euro, die Marge zog dank der anziehenden lukrativen Lizenzverkäufe sowie Kostensenkungen auf 28,9 Prozent an - deutlich besser als von Experten geschätzt. Weil im Vorjahr unter anderem hohe Abfindungszahlungen belastet hatten, wuchs das Konzernergebnis überdurchschnittlich stark um fast drei Viertel auf 813 Millionen Euro.
Ein Händler bezeichnete das Zahlenwerk am Morgen als gut, SAP weise eine starke Profitabilität auf. Die Sorgen um den Brexit seien übertrieben gewesen. Die Aktie des an der Börse wertvollsten deutschen Unternehmens legte vorbörslich rund 5 Prozent zu. Sollte sich das Papier im Xetra-Handel in dieser Größenordnung bewegen, würde der Kurs auf Jahressicht ins Plus drehen. Bisher hat die Aktie seit Ende Dezember etwas mehr als 2 Prozent verloren.

Überraschend starkes Lizenzgeschäft

Im Lizenzgeschäft mit fest installierter Software stieg der Erlös überraschend stark um 6 Prozent auf 1,04 Milliarden Euro. Das immer noch wichtige, weil lukrative Standbein hatte im ersten Quartal geschwächelt. Damals hatte das SAP-Management aber schon angedeutet, dass viele Aufträge im zweiten Jahresviertel nachgeholt würden.
Treiber in dem Bereich, der in aller Regel auch profitable Wartungsverträge nach sich zieht, sei unter anderem die neue Produktgeneration S4 Hana der Kern-Software zur Unternehmenssteuerung gewesen, sagte McDermott. Die Zahl der Kunden stieg innerhalb von drei Monaten um rund 500 auf 3700.
Stark zulegen konnte erneut vor allem die Cloud-Software um 30 Prozent auf bereinigt 721 Millionen Euro. Die Sparte ist das erklärte künftige Hauptgeschäft von SAP, unter der Führung von McDermott haben die Walldorfer hier in den vergangenen beiden Jahren milliardenschwer zugekauft.
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