Mobile Device Management: Risiko für Unternehmen

Interview mit Michael Reibold, Geschäftsführer Cosynus

von - 23.11.2016
Reibold
Michael Reibold, Geschäftsführer des Mobility-Spezialisten Cosynus, sieht immer noch großen Nachholbedarf bei deutschen Unternehmen.
com! professional: Herr Reibold, die jüngste Ovum-Studie klingt alarmierend, nur die Hälfte der in Europa befragten Unternehmen haben ein MDM-System im Einsatz. Spiegelt dieses Ergebnis auch Ihre Erfahrungen wider?
Michael Reibold: Leider ja, die Akzeptanz der Unternehmen ist immer noch gering. Das gilt vor allem für den Mittelstand, den wir vorwiegend betreuen. Und die Fortschritte sind eher bescheiden, wir haben vor drei Jahren ebenfalls eine Studie zu diesem Thema durchführen lassen, deren Ergebnisse sich weitgehend mit der Ovum-Studie decken. Wir haben zwar Projekte umgesetzt, doch die Entwicklung ist stockend.

com! professional: Woran liegt das? Fehlt einfach das Bewusstsein für die Sicherheitsrisiken, oder sind knappe Budgets der Grund?
Reibold: Beides, fürchte ich. Viele Unternehmen sehen einfach keine Notwendigkeit, da sie noch nie einen konkreten Schaden, der beispielsweise durch den Verlust von Daten oder Wirtschaftsspionage entstanden ist, bemerkt haben – und auch selten davon gehört haben. Schließlich sprechen die geschädigten Unternehmen ja in der Regel nicht über solche Angriffe. Es fehlt schlicht der Druck, deshalb werden die Budgets auch nicht dafür bereitgestellt. Viele fürchten aber auch den Aufwand und die Komplexität dieser Projekte. Denn einfach eine MDM-Lösung aufzusetzen, reicht in den meisten Fällen nicht aus.

com! professional: Unternehmen bräuchten eine übergreifende Mobility-Strategie …
Reibold: Genau, und zwar eine, die auch weiterentwickelt wird. Denn die mobilen Endgeräte und deren Anwendungen wandeln sich, denken Sie nur an Smartwatches oder Wearables. Diese werden früher oder später auch in den Unternehmen zum Einsatz kommen, das gilt vor allem für die Smartwatches. Unsere Erfahrung ist, dass selbst die Unternehmen, die eine MDM-Lösung im Einsatz haben, deren Potenzial häufig nicht nutzen. Das ist sicher besser als nichts, doch ausreichend ist es bei Weitem nicht.

com! professional: Nun wird die Anzahl der Endgeräte ja künftig rasant ansteigen, vor allem durch die Verbreitung des Internet der Dinge. Wird dies den EMM-Markt dann auch vorantreiben?
Reibold: Ich glaube nicht, das Internet der Dinge spielt im Mittelstand bislang häufig nur eine untergeordnete Rolle, deshalb wird es auch den MDM- oder EMM-Markt nicht beleben.

com! professional: Seit einiger Zeit wird viel über Unified Endpoint Management diskutiert, eine ganzheitliche Verwaltung von Desktops und mobilen Endgeräten. Ist das der richtige Ansatz?
Reibold: Den Ansatz gibt es in der Tat schon länger, nur hat er jetzt einen neuen Namen bekommen. Denn bislang gab es zwei Welten, die Desktops, die schon seit langer Zeit zentral gemanagt werden, und die Mobiles. Wenn diese Welten miteinander verbunden werden, dann wird dies eine große Erleichterung für die Unternehmen bringen und auch MDM – als einen Aspekt – sicherlich forcieren. Mit UEM wird ein bestehendes, etabliertes Konzept erweitert, das wird sicherlich viele Unternehmen überzeugen und für ein stärkeres Sicherheitsbewusstsein in den Unternehmen sorgen.

com! professional: Häufig wird die Verbreitung von Windows 10 als ein Treiber von UEM genannt. Doch auf dem Mobile-Markt ist Windows ja kaum vertreten …
Reibold: Das stimmt, aber Windows 10 ist bei vielen Convertibles im Einsatz, und die werden immer beliebter. Zudem dürfte die Einbindung unterschiedlicher Betriebssysteme in eine ganzheitliche Lösung nicht die größte Herausforderung sein. Schließlich praktizieren die MDM-Anbieter dies schon längst und unterstützen verschiedene Plattformen.

com! professional: Wann erwarten Sie denn die ersten UEM-Lösungen?
Reibold: Die Hersteller entwickeln schon länger Konzepte in diese Richtung. Ich denke, dass wir hier im kommenden Jahr etliche Lösungen sehen werden.

com! professional: Wird dies auch die Akzeptanz bei den Systemhäusern verstärken, denn diese sind beim Thema EMM ja auch recht zurückhaltend …
Reibold: Ich denke schon, denn viele Partner scheuen ebenso wie ihre Kunden die Komplexität dieser Projekte. Wenn das Management von Mobiles eine Erweiterung des bestehenden Desktop-Managements wird – und das ist ja auch bei den Partnern sehr etabliert –, dann wird das auch die Verbreitung bei den Systemhäusern vorantreiben.
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