Chancen steigen

Merck stockt Übernahme-Angebot für Versum auf

von - 08.04.2019
Übernahme
Foto: JrCasas / shutterstock.com
Der deutsche Chemie- und Pharmakonzern Merck erhöht sein Übernahmeangebot für den US-Halbleiterzulieferer Versum. Die Darmstädter bieten nun 53 US-Dollar pro Aktie statt zunächst 48 US-Dollar.
Der Darmstädter Merck-Konzern legt mehr Geld auf den Tisch, um den US-Halbleiterzulieferer Versum Materials zu übernehmen. Der Dax-Konzern habe sein Angebot von zunächst 48 Dollar je Aktie auf nun 53 Dollar je Papier in bar erhöht, teilte Versum am Montag in Tempe (Arizona) mit. Zudem schwenkten die Amerikaner um: Nach Gesprächen mit Rechtsberatern habe die Versum-Führung entschieden, dass die Merck-Offerte dem konkurrierenden Angebot des US-Spezialchemiekonzerns Entegris überlegen sei, hieß es.
Das Versum-Management wolle nun den mit Entegris ausgehandelten Fusionsvertrag kündigen und sich zu einer Übernahme durch Merck verpflichten. Zuletzt hatte Versum die Offerte des Pharma- und Chemiekonzerns abermals abgewiesen und erklärt, sie sei "nicht im besten Interesse" des Unternehmens.
Nun sind die Chancen von Merck auf eine Übernahme deutlich gestiegen - wenn auch zu einem höheren Preis. Die Aufstockung des Angebots kostet die Darmstädter rund 545 Millionen Dollar (484 Mio Euro). Damit würde Versum mit etwa 6,5 Milliarden Dollar bewertet.
Merck-Aktien zogen am Montag nach Bekanntwerden der verbesserten Offerte auf den höchsten Kurs seit Juli 2017, zuletzt notierte das Papier am frühen Nachmittag mit 0,34 Prozent im Plus bei 102,50 Euro. Als der Konzern Ende Februar erstmals ein Angebot für Versum unterbreitet hatte, hatten die Anleger zunächst noch skeptisch reagiert und Aktien verkauft. Doch zuletzt hatte sich Mercks Aktienkurs bereits deutlich erholt.

Wertanstieg durch Bieterwettbewerb

Auch die Versum-Papiere waren in den vergangenen Wochen im Zuge des Bieterwettbewerbs kräftig im Wert gestiegen. Vorbörslich verteuerten sie sich zu Wochenbeginn um knapp zwei Prozent auf 52,20 Dollar und notierten damit nicht weit vom neuen Merck-Angebot entfernt. Branchenkenner Wimal Kapadia vom US-Analysehaus Bernstein geht nun davon aus, dass der Dax-Konzern mit der aktuellen Offerte Erfolg haben wird und Versum übernimmt.
Ganz am Ziel sind die Deutschen aber noch nicht: Entegris bekommt noch die Chance, seinerseits nachzubessern. Die Frist für mögliche Änderungen am bisherigen Angebot ende für Entegris am 11. April, hieß es von Versum. Man beabsichtige, mit Entegris in "gutem Glauben" zu verhandeln und alle möglichen Änderungen der Offerte des Konzerns bis dahin in Betracht zu ziehen. Sollte Versum die Vereinbarung mit dem US-Spezialchemiekonzern beenden, würde den Angaben zufolge eine Gebühr von 140 Millionen Dollar (rund 158 Mio Euro) fällig.

Gespräche zwischen Merck und Versum im April

Gespräche auf höchster Ebene zwischen Merck und Versum haben bereits stattgefunden, wie bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichte Unterlagen zeigen. Demnach haben sich Merck-Chef Stefan Oschmann und Versum-Verwaltungsratschef Seifollah Ghasemi am 3. und 6. April zu Gesprächen in New York und München getroffen. Dabei habe Oschmann ihn informiert, dass Merck eine Aufstockung auf 53 Dollar je Aktie erwäge. Kurz darauf gab der Konzern offiziell die höhere Offerte ab.
Versum hatte sich im Januar mit Entegris auf eine Übernahme in einem rund vier Milliarden Dollar schweren Aktiendeal geeinigt und zunächst das reine Bar-Angebot von Merck abgelehnt. Der Dax-Konzern hatte sich daraufhin zu einem feindlichen Übernahmeversuch entschlossen und die Versum-Aktionäre zur Ablehnung der Entegris-Offerte aufgerufen.
Die Darmstädter wollen mit der Versum-Übernahme ihr schwächelndes Geschäft mit Spezialchemie stärken, das bei Flüssigkristallen etwa für Smartphone- und TV-Displays unter asiatischer Konkurrenz leidet. Mit der Übernahme von Versum könnte sich Merck stärker auf die Elektronik-Industrie ausrichten. Versum hat 2.300 Mitarbeiter und stellt Spezialgase und -chemikalien für Halbleiter her.
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