Krankenstand trotz Pandemie auf Rekordtief

DGB: Weniger Krankschreibungen heißt nicht weniger Kranksein

von - 11.05.2021
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht darin ein Problem. "Weniger Krankmeldungen bedeuten nicht automatisch, dass tatsächlich weniger Beschäftigte krank waren", sagte Vorstandsmitglied Anja Piel. Bereits vor der Pandemie sei ein Großteil der Beschäftigten zur Arbeit gegangen, obwohl sie sich krank fühlten. Wer jetzt keinen Arbeitsweg mehr habe, sehe sich im Homeoffice eher verpflichtet, trotz leichter Erkrankung zu arbeiten. Langfristig erhöhe sich dadurch das Risiko chronischer Erkrankungen.
Doch wer sich angesichts des niedrigen Krankenstands nun Hoffnungen auf eine finanzielle Entlastung der gesetzlichen Krankenkassen oder gar auf niedrigere Kassenbeiträge macht, könnte enttäuscht werden. "Der Rückgang des Krankenstandes alleine ist noch kein verlässlicher Hinweis darauf, dass möglicherweise auch die Ausgaben für Krankenbehandlungen zurückgehen", sagte der Sprecher des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), Florian Lanz. Etliche chronisch Erkrankte etwa müssten über Jahrzehnte teure Medikamente nehmen, seien aber nicht krankgeschrieben.

Rückenschmerzen sowie Muskel- und Skelettkranheiten

Hinzu kommen nach Angaben der Krankenkassen zusätzliche Gesundheitsbelastungen im Homeoffice. Fehltage wegen Rückenschmerzen oder anderer Muskel- und Skelettkrankheiten etwa nahmen zuletzt zu. Auch psychische Krankheiten führten zu mehr Ausfällen. Und: Auch wenn die Krankheitsfälle zurückgingen, dauerten Krankschreibungen im Schnitt länger als noch vor der Pandemie. "Da viele Beschäftigte auch nach Corona weniger im Büro arbeiten werden, müssen wir einen stärkeren Fokus auf die Gesundheit im Homeoffice legen", fordert daher der Vorsitzende der DAK-Gesundheit, Andreas Storm.
Die Diagnose Covid-19 spielte hingegen bei den Krankschreibungen der Erwerbstätigen im Vergleich zu den anderen Diagnosen eine untergeordnete Rolle. Insgesamt verzeichnete die TK im ersten Quartal 1,08 Millionen Krankschreibungen, davon 9381 aufgrund von Covid-19. Und nach Angaben der Betriebskrankenkassen gingen im Monat März lediglich 0,9 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage auf Covid-19 zurück.
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