Klagewelle gegen Lockdown rollt an

Handel rückt im Kampf gegen Lockdown enger zusammen

von - 24.02.2021
Es ist unübersehbar: Der Handel rückt im Kampf gegen den Lockdown enger zusammen. Das spürte auch das schwäbische Modehaus Riani, das vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim auf Gleichstellung mit den Friseuren klagt und seine Geschäfte zum 1. März öffnen will. Der von Riani gestarteten Kampagne #HandelnfuerdenHandel haben sich mittlerweile mehr als 170 Einzelhändler und Modehersteller angeschlossen. Darunter bekannte Namen wie Gerry Weber, Marc Cain, Ludwig Beck und der Hemdenhersteller Olymp.
Mona Buckenmaier aus der Riani-Geschäftsführung sagte: "Wir brauchen Alternativen, wie man die Bevölkerung schützen kann und trotzdem öffentliches Leben möglich ist. Was die Bundesregierung hier bisher geliefert hat, ist sehr dürftig." In Österreich seien die Geschäfte bei weit höheren Inzidenzzahlen wieder geöffnet worden, ohne dass ein exponentielle Wachstum der Infektionen eingetreten sei.
Die neue Einigkeit im Handel wird aber auch an anderer Stelle sichtbar. Handelsketten, Shopping-Center-Betreiber und Mode-Macher forderten gemeinsam eine zeitnahe Öffnungsperspektive für den Handel. Der Eigentümer des größten deutschen Schuhhändlers Deichmann, Heinrich Deichmann, warnte, immer mehr Einzelhändler kämen in eine bedrohliche Lage. Es bestehe "die akute Gefahr, dass viele Menschen in der Branche in den nächsten Monaten ihren Arbeitsplatz verlieren und dass Ladenschließungen zur Verödung von urbanen Räumen führen». Der stationäre Handel brauche «zeitnah alternative Öffnungskonzepte".

Insolvenzen und Pleiten drohen

Alexander Otto, Chef des Shopping-Center-Betreibers ECE, sagte, viele Händler stünden schon jetzt mit dem Rücken zur Wand: "Es drohen zahlreiche Insolvenzen und Pleiten, das Verschwinden hunderter Handelsunternehmen, die Schließung tausender Geschäfte und der Verlust zigtausender Arbeitsplätze." Man werde die Innenstädte nicht mehr wiedererkennen. Dabei hätten Studien gezeigt, dass der Handel kein Infektionstreiber sei.
Der Geschäftsführer der größten deutschen Buchhandelskette Thalia, Michael Busch, warnte vor den langfristigen Folgen der durch den Lockdown gerissenen Finanzlöcher. "Mit jedem Tag Lockdown geht dem Handel die Innovationsfähigkeit für die Zukunft verloren."
Und der Chef des Bekleidungsherstellers s.Oliver, Claus-Dietrich Lahrs dränge darauf, eine Balance zwischen Gesundheitsschutz und Wirtschaftsinteressen herzustellen. "Wir müssen lernen, mit der Pandemie zu leben." Die Zeit dränge, sagte er. "Wir gehen fest von einer Wiederöffnung am 8. März aus. Wir brauchen diese verbindliche Öffnungsperspektive." Andernfalls führe kein Weg an tiefgreifenden Restrukturierungen vorbei. "Bei uns geht es dann unmittelbar um viele Arbeitsplätze und um unsere Flächen in den Innenstädten", warnte er.
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