Intel feiert 50. Geburtstag in turbulenten Zeiten

Intel kooperiert mit anderen Herstellern

von - 11.07.2018
Um der Nachfrage nach immer leistungsfähigeren und energieeffizienten Chips nachzukommen, geht Intel inzwischen Kooperationen mit Herstellern von Grafik-Chips (GPU) ein. Lange galten diese gegenüber den Computer-Chips (CPU) als Rechenknechte, an die einfache und wiederkehrende Arbeiten ausgelagert werden können. Doch ihre Bedeutung nimmt für moderne Simulationen und Künstliche Intelligenz (KI) stetig zu. Vor diesem Hintergrund hat Intel auch seine lange Feindschaft mit AMD aufgegeben und verbaut in seinen neusten Chipsets "Kaby Lake G" für Laptops neben seinen CPUs auch AMDs GPUs "Radeon".
Die Kombi-Einheiten sollen deutlich besser aufeinander abgestimmt sein und auch merklich weniger Energie erfordern. Zuvor hatte Intel schon Technologie des Grafik-Chip-Anbieters Nvidia lizenziert, doch aus den Partnern werden zunehmend Konkurrenten: Mit seinen jüngsten Produkten stößt Nvidia in den Markt für Server und Hochleistungscomputer vor, die traditionelle Domäne von Intel.
Schaut man sich die aktuelle Liste der schnellsten Supercomputer der Welt an, kann man erkennen, wie gut Nvidia sich als Intel-Rivale inzwischen in Stellung gebracht hat. Erstmals seit 25 Jahren lieferten nicht CPUs, sondern GPUs den größten Anteil der Rechenleistung. Der Einzug der Grafik-Chips in die Forschungs-Labors, Universitäten und kommerziellen Datenzentren werde die Landschaft der Supercomputer für immer verändern, schätzt Michael Feldman, Chefredakteur der "Top-500-Liste".
Höchste Zeit für Intel, jetzt selbst verstärkt auf Grafik-Chips zu setzen. Ende vergangenen Jahres stellte Intel den GPU-Chefarchitekten von AMD, Raja Koduri ein, der kürzlich über Twitter ankündigte, dass Intel bereits bis 2020 einen eigenen diskreten GPU-Chip bauen wolle.

Spectre und Meldown als weltweite Bedrohung

Neben wachsender Konkurrenz aus ganz neuer Richtung könnte Intel - und damit der gesamten PC-Industrie - allerdings noch ganz andere Unbill in nächster Zukunft drohen: Vor rund einem Jahr wurden verheerende Lücken direkt im Design der Prozessoren von Intel, aber auch anderer Anbieter entdeckt. Das potenzielle Einfallstor war Jahrzehnte unentdeckt geblieben. Es bietet mit Spectre und Meltdown eine völlig neue Klasse von Angriffsmöglichkeiten. Dabei wird ein Design-Merkmal der Chips ausgenutzt, das eigentlich die Rechenprozesse beschleunigen soll.
Noch ist es offenbar zu keinen Angriffen gekommen, doch das kann sich jederzeit ändern. Die Hersteller arbeiten seither mit Hochdruck daran, mit Updates und Patches die Lücken zu stopfen - was bislang das Risiko eines Angriffs jedoch nur abgemildert hat. Und: Anfang Mai entdeckten Forscher gleich acht neue Sicherheitslücken nach ähnlichem Strickmuster in Intel-Prozessoren.
Verschärfend kommt hinzu, dass Intel derzeit ohne Chef dasteht. CEO Brian Krzanich trat Mitte Juni zurück, nachdem eine Affäre zu einer Mitarbeiterin bekannt geworden war. Eine Nachfolge steht noch nicht fest.
Die Krise erinnert an die Zeit, als Intel schon einmal dicht am Abgrund stand: Mitte der 90er Jahre ein Fehler in der Fließkomma-Berechnung bei einem Pentium-Chip entdeckt wurde, der sich bereits im Handel befand. Zunächst hatte Intel versucht, den Fehler zu vertuschen, dann stillschweigend zu korrigieren. Intel weigerte sich auch nach Protesten, sie auszutauschen - was in der Öffentlichkeit eine Welle der Empörung auslöste. Immerhin hatte Intel damals einen Chef, der mit einem Machtwort die Krise beenden konnte: Der langjährige CEO Andy Grove entschuldigte sich öffentlich in der Presse und startete ein umfangreiches Austauschprogramm. Legendär ist bis heute Grove's Leitspruch "Nur die Paranoiden überleben".
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