Wegen Corona-Krise

Chiphersteller Infineon zieht Prognose zurück

von - 27.03.2020
Infineon
Foto: Lukassek / shutterstock.com
Die Corona-Krise macht es Unternehmen schwer, Prognosen auszusprechen. Deshalb zieht nur auch der Chiphersteller Infineon seine Vorhersage für das laufende Geschäftsjahr zurück. Die Abweichungen von der bisherigen Erwartung seien jetzt schon deutlich zu spüren, so Infineon.
Hardware-Anbieter: Der Chiphersteller Infineon zieht aufgrund der unkalkulierbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr zurück. Die Folgen der Corona-Krise dürften zu einer Abweichung von den bisherigen Erwartungen und zu einem spürbaren Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr führen, teilte der Dax Konzern am Donnerstag in Neubiberg bei München mit. Der erwartete verminderte Umsatz werde voraussichtlich auch die Profitabilität von Infineon belasten, hieß es weiter. Die konkreten negativen Effekte seien aktuell aber nicht verlässlich zu quantifizieren.
Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten schlecht an. Die Infineon-Aktie notierte am Nachmittag rund 3 Prozent im Minus, nachdem sie im vorherigen Tagesverlauf wegen gemischter Nachrichten aus der Technologiebranche eine Berg- und Talfahrt hingelegt hatte. Im laufenden Jahr haben die Papiere infolge der grassierenden Panik an den Märkten bereits rund ein Drittel an Wert eingebüßt.

Negative Effekte der Corona-Krise

Die negativen Effekte der Corona-Krise werden das zweite Geschäftshalbjahr belasten, teilte Infineon weiter mit. Der Konzern verwies unter anderem auf die Schwäche der Autoindustrie. Während sich die Situation in China laut Infineon langsam wieder zu normalisieren scheint, ist die Produktion in Europa und den USA vorübergehend heruntergefahren worden. Mit der Autoindustrie macht Infineon den Löwenanteil seines Geschäfts. Die ohnehin maue Autokonjunktur hatte das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr zu spüren bekommen.
Konzernchef Reinhard Ploss hatte bereits abseits von der Corona-Krise mit einem schwierigen ersten Geschäftshalbjahr gerechnet und war zuletzt davon ausgegangen, dass eine Erholung nicht vor der zweiten Jahreshälfte einsetzen werde. Trotzdem hatte Infineon für das laufende Geschäftsjahr ursprünglich mit einem Umsatzanstieg von 3 bis 7 Prozent gerechnet. Nun geht der Konzern für das laufende zweite Quartal (bis 31. März) davon aus, dass die Erlöse nur am unteren Ende der angepeilten Spanne liegen werden.
Bereits eingeleitete Maßnahmen zur Kostensenkung sollen fortgeführt werden, unterstrich der Chiphersteller. Wie Infineon zudem betonte, hätten Schritte zur Sicherung der Profitabilität und zur Stärkung des Barmittelzuflusses (Cashflow) nun hohe Priorität für das Unternehmen.
Derzeit produzierten alle größeren Fertigungsstandorte von Infineon weiter, einige allerdings mit geringerer Auslastung, so der Halbleiterspezialist. Darunter seien mit Malaysia und Kalifornien Länder und Regionen, in denen momentan besonders strikte Ausgangseinschränkungen gelten. Dennoch seien die Lieferketten stabil, betonte der Konzern.

Langfristige Wachstumstreiber bleiben intakt

Langfristige Wachstumstreiber wie Elektromobilität, Internet der Dinge oder Erneuerbare Energien blieben intakt, hieß es. Laut Unternehmensangaben besteht sogar die Möglichkeit, dass die genannten Treiber sich nach dem Ende der Corona-Krise beschleunigt entwickeln werden.
Infineon steht kurz vor dem Abschluss der größten Übernahme seiner Unternehmensgeschichte und will mit dem milliardenschweren Zukauf des US-Konkurrenten Cypress Semiconductor unter die Top Ten der Halbleiterhersteller weltweit aufsteigen. Bei Chips für die Autoindustrie sieht Ploss Infineon künftig sogar als Nummer eins. Nachdem kürzlich neben der EU auch die USA grünes Licht für den Deal gegeben hatten, fehlt jetzt nur noch die Freigabe aus China. Mit Cypress an Bord will Ploss die frühere Siemens-Tochter Infineon zum dauerhaft hohen Wachstum der Vergangenheit zurückführen.
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