Bevorstehender Lockdown trübt Stimmung am Arbeitsmarkt

Reserven vieler Betriebe sind bereits stark strapaziert

von - 30.10.2020
Der Volkswirtschaftsprofessor Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg, rechnet mit bis zu 100.000 zusätzlichen Arbeitslosen. "Die Reserven vieler Betriebe sind bereits stark strapaziert.
Deshalb ist es essenziell, dass die staatlichen Hilfsmaßnahmen nochmals ausgeweitet werden", sagte Weber. Für den Arbeitsmarkt werde es kurzfristig einen Rückschlag geben, die Zahl der Kurzarbeiter werde deutlich steigen. "Für eine anschließende Erholung des Arbeitsmarkts wird eine Förderung von Neueinstellungen noch bedeutender", sagte Weber.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) forderte Vernunft und Augenmaß bei allen Beteiligten im Kampf gegen die Krise. Das Gesundheitssystem müsse vor einer Überlastung geschützt werden, um Menschenleben zu retten. Für den Arbeitsmarkt, der sich bisher als robust erwiesen habe, sei das Ziel klar: "So viele Arbeitsplätze erhalten wie irgend möglich."

Spuren von Corona bereits vor Lockdown deutlich

Die Spuren des Coronavirus sind aber auch vor dem Lockdown in der Arbeitsmarktstatistik deutlich eingebrannt. 556.000 Menschen mehr sind im Oktober 2020 arbeitslos also noch vor einem Jahr, 140.000 von ihnen sind Entlassungen zum Opfer gefallen. Diese Zahl der coronaindizierten Arbeitslosen lag in den vergangenen Monaten auch schon einmal bei 640.000. Bei einer Quote von 6,0 Prozent (September: 6,2 Prozent) spricht Scheele insgesamt von einem "sehr positiven Ausblick, der hoffentlich den November überlebt" - auch weil die Zahl der Kurzarbeiter von fast sechs Millionen im April bis August auf 2,58 Millionen gedrückt werden konnte.
Von 1. bis 25. Oktober sei noch einmal für 96.000 Personen Kurzarbeit angezeigt worden. Erfahrungsgemäß erweist sich tatsächliche Zahl der Kurzarbeiter aber meist als kleiner als die Zahl der Anzeigen. Scheele vermutet, dass der November-Lockdown die Zahl nun wieder in die Höhe treiben könnte.
Als erfreulich bezeichnete er, dass die Kurzarbeit offenbar in den meisten Fällen nicht in Arbeitslosigkeit münde. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit entwickelten sich parallel, was darauf hindeute, dass die Kurzarbeit ihre Brückenfunktion erfülle. "Es gibt keine Entlassungswelle, es bewegt sich alles in geordnetem Rahmen am Arbeitsmarkt", sagte Scheele.
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