Ausweg aus dem Fachkräftemangel

Aufwendige Suche nach Arbeitskräften

von - 02.03.2023
Bis diese Maßnahmen wirken, wird es aber noch eine Weile dauern. Im Durchschnitt bleibt eine offene Stelle für IT-Fachkräfte derzeit nach Berechnungen des Bitkom-Verbands rund 7,1 Monate unbesetzt. Im Vorjahr waren es im Schnitt nur 6,6 Monate, also etwa zwei Wochen weniger. Das ist eine Steigerung der benötigten Zeit innerhalb eines Jahres um 7,6 Prozent. 14 Prozent der Unternehmen brauchen mit sieben bis neun Monaten sogar noch länger als der Durchschnitt. Bei 19 Prozent sind es zehn bis zwölf Monate und bei 4 Prozent mehr als ein Jahr, die sie bis zur Besetzung einer freien IT-Stelle einplanen müssen.
„Kluge Unternehmen wissen: Fachkräfte fallen nicht vom Himmel“, kommentiert Anja Piel die schwierige Lage der Firmen. Sie ist Vorstandsmitglied beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Piel fordert deshalb ein Umdenken in den Unternehmen. Insbesondere ihre Weiterbildungsangebote müssten besser und fairer werden: „Qualifizierung darf nicht dazu führen, den eigenen Lebensunterhalt nicht mehr stemmen zu können.“ Weiterbildung müsse zur Regel werden und sollte nicht die Ausnahme bleiben. „Fachkräfteanwerbung im Ausland darf nicht die eigenen Anstrengungen ersetzen“, betont Piel.
Der IT-Fachkräftebedarf in Deutschland liegt mit fast 140.000 freien Stellen auf Rekordniveau.
(Quelle: Bitkom )

Der Mitarbeiter, das unbekannte Wesen

Markus Skergeth, Geschäftsführer von Skilltree, stimmt dem zu. Das österreichische Unternehmen mit Sitz in Graz ist auf HR-Software (Human Resources) spezialisiert. Skergeth ist der Ansicht, dass Unternehmen bei ihrer Suche nach Fachkräften zu sehr nach außen orientiert sind. „Während ihnen sehr wohl klar ist, welche Skills ein neuer Mitarbeitender mitbringen sollte, ist der eigene Bestandsmitarbeitende ein eher unbekanntes Wesen.“
Viele Personalabteilungen betreiben nach Skergeths Aussage zwar ein aufwendiges Profiling und geben Zehntausende Euro für externe Headhunter aus, der eigene Mitarbeitende bekommt dagegen „erst dann wieder einen Wert, wenn er das Unternehmen wechseln will und beim Wettbewerber der rote Teppich ausgerollt wird“. Laut einer von Skergeth initiierten Umfrage kennen die meisten Chefs lediglich einen kleinen Teil der Vorkenntnisse, die ein Mitarbeitender aus einem anderen Job mitbringt: „Nur knapp 30 Prozent wissen das ungefähr, 31 Prozent haben ein selektives Wissen über Skills von vorherigen Arbeitsplätzen und für 16 Prozent ist die Historie eines Mitarbeitenden völlig unbekannt.“
Skilltree hat daher eine Plattform entwickelt, die die Belegschaft und ihre Arbeitgeber besser miteinander bekannt machen soll. Mitarbeiter pflegen und ergänzen in einer Datenbank ihre eigenen Skills, sodass Führungskräfte ihre Talente und fachlichen Fähigkeiten mit den anstehenden Projekten und Aufgaben leichter abgleichen können. Skergeth vergleicht die dabei verwendeten intelligenten Mechanismen mit Dating-Börsen wie Parship. „Statt charakterlicher Eigenschaften verwenden wir die fachlichen Qualitäten, um ein Matching vorzunehmen“, so der Skilltree-Geschäftsführer.
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