Langer Weg nach oben

Altmaier sieht Talsohle in Corona-Krise durchschritten

von - 02.09.2020
Peter Altmaier
Foto: Britta Pedersen / dpa-Zentralbild / dpa
Steiler Wirtschaftsabsturz, aber auch ein steiler Aufstieg - das ist das "V"-Szenario, mit dem die Bundesregierung in der Corona-Krise rechnet. Nach einer neuen Prognose erholt sich die Volkswirtschaft besser als zunächst befürchtet. Es bleiben aber große Risiken.
Nach dem beispiellosen Wirtschaftseinbruch in der Corona-Krise geht es langsam wieder aufwärts in Deutschland. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sieht die Talsohle durchschritten. Der Aufholprozess habe eingesetzt, sagte der CDU-Politiker am Dienstag in Berlin.
Doch der Weg zurück zu alter Stärke ist lang. Das liegt vor allem an der schwachen Weltwirtschaft, die den deutschen Export belastet. Dazu kommt, dass viele Branchen in Deutschland immer noch deutlich weniger Umsätze machen. Aus Sicht von Wirtschaftsverbänden gibt es noch keine Entwarnung.
Die Folgen der massiven Beschränkungen im Kampf gegen eine Ausbreitung des Virus waren dramatisch: Im zweiten Vierteljahr schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorquartal um rund 10 Prozent. Seitdem mehren sich aber die Anzeichen für eine Erholung. In der Industrie, bei Dienstleistern und am Bau sind die Aussichten inzwischen deutlich besser, die Auftragsbücher füllen sich wieder. Altmaier sagte, es sei gelungen, die Inlandsnachfrage zu stabilisieren und verwies auch auf die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer.

Zwischen-Prognose Konjunkturerwartungen

Das Wirtschaftsministerium hob in einer Zwischen-Prognose seine Konjunkturerwartungen für dieses Jahr leicht an. Ende April war noch mit einem Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland von 6,3 Prozent gerechnet worden - nun ist Altmaier etwas optimistischer und erwartet ein Minus von 5,8 Prozent.
Das aber wäre immer noch der bisher schwerste Einbruch in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Zum Vergleich: 2009 war die größte europäische Volkswirtschaft infolge der globalen Finanzkrise um 5,7 Prozent eingebrochen. 2010 und 2011 konnte das BIP dann aber wieder um 4,2 und 3,9 Prozent zulegen.
Auch in der Corona-Krise ergibt sich laut Prognose ein "V"-Szenario: auf einen steilen Wirtschaftsabsturz folgt ein steiler Aufstieg. Allerdings ist Altmaier für das kommende Jahr etwas pessimistischer. 2021 wird ein Wachstum von 4,4 Prozent erwartet, statt wie bisher 5,2 Prozent. Der Wirtschaftsminister nannte als Grund Vorzieheffekte in diesem Jahr und zum anderen die schwierige Lage der Weltwirtschaft mit hohen Infektionszahlen etwa in den USA. Das belastet die exportstarke deutsche Wirtschaft.
Der Export ist das größte Sorgenkind der deutschen Wirtschaft. Denn die Weltwirtschaft kommt nicht in Schwung. Laut Prognose bricht der deutsche Export in diesem Jahr um 12,1 Prozent ein. Auch deswegen verlaufe der Erholungsprozess der Wirtschaft langsam und brauche Zeit, heißt es in der Prognose. Nach Prognose des Hamburger Forschungsinstituts HWWI dürfte die deutsche Wirtschaft erst zur Jahreswende 2021/22 wieder ihr altes Niveau vor der Corona-Krise erreichen.
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