Agiler durch Hyperautomation
Die Ziele und Vorteile
von Bernd Reder - 23.06.2022
„Mit einer Hyperautomation-Strategie werden mehrere digitale Prozesse zu einem automatisierten End-to-End-Prozess verknüpft, sodass Unternehmen ihre Geschäftsziele mit weniger Fehlern und einer besseren Gesamtleistung erreichen können“, beschreibt Derrek Clarke, Product Marketing – Service Providers bei Planon Software, das zentrale Ziel von Hyperautomatisierung. Das Unternehmen nutzt den Ansatz bei seinen Lösungen für das Workplace-Management (digitale Arbeitsplätze) und die Gebäudeverwaltung (Facility-Management).
Zu den zentralen Vorteilen von Hyperautomation zählt für Gartner-Analystin Cathy Tornbohm, dass sich Daten schneller und effizienter zwischen unterschiedlichen Systemen hin und her bewegen lassen, und zwar sowohl strukturierte als auch unstrukturierte Informationen. „Wird dieser Vorgang automatisiert, lassen sich Abläufe beschleunigen, kostspielige Fehler vermeiden und bessere Möglichkeiten schaffen, um in Echtzeit aus Daten verwertbare Informationen zu gewinnen“, so Tornbohm. Hinzu kommt, dass durch die Automatisierung von Abläufen Ressourcen freigemacht werden, die sich anderweitig einsetzen lassen, etwa in der Produktentwicklung. „Dadurch ergeben sich kürzere Entwicklungs- und Produktzyklen sowie schnellere Reaktionszeiten“, folgert Peter Haase.
Die höhere Agilität eines Unternehmens ist ein Faktor, der insbesondere im Zeitalter der Digitalisierung an Bedeutung gewonnen hat. Das untermauert Annette Maier, Vice President Central and Eastern Europe beim RPA-Spezialisten UiPath: „Hyperautomatisierung sorgt in Unternehmen für mehr Geschwindigkeit und Agilität und bietet mehr Möglichkeiten als RPA allein. Denn Unternehmen sind dadurch in der Lage, auch unstrukturierte Daten zu verarbeiten und verstärkt KI-gestützte Entscheidungen zu treffen.“
Wichtig dabei sei jedoch, dass die Mitarbeiter aktiv eingebunden werden, „damit sie nicht nur Seite an Seite mit der Technologie arbeiten, sondern mit ihr kollaborieren. Dadurch erhalten sie mehr Zeit für ihre Kernaufgaben – und Abteilungen arbeiten effektiver und kundenorientierter“, so die Managerin weiter.
Von IT bis Facility-Management
Zu den Einsatzfeldern, in denen Hyperautomation besonders gefragt ist, zählen IT-Umgebungen. Agile Entwicklungsmethoden und DevOps haben zusammen mit Techniken wie Container, Virtualisierung und Hybrid-Cloud dazu geführt, dass immer mehr IT-Ressourcen automatisiert zugewiesen werden. Red Hat stellt dafür beispielsweise die Ansible Automation Platform bereit. „Die Mehrheit der Kunden verwendet die Plattform, um die Ausführung komplexer Abläufe in der IT zu automatisieren – von der Bereitstellung von Anwendungen über die Neukonfiguration ganzer Netzwerke nach Fusionen und Übernahmen bis hin zur Orchestrierung von Sicherheitsmaßnahmen nach einem Security-Vorfall“, erläutert Götz Rieger, Principal Solution Architect bei Red Hat.
Im Bereich Facility-Management wiederum trifft Hyperautomation nicht nur auf Geschäftsanwendungen, sondern auch auf IoT-Applikationen (Internet of Things): „Der Kern der Hyperautomatisierung ist die Fähigkeit, Technologien wie Sensoren, mobile Apps, Gebäudesysteme und Wartungs- oder Reinigungssysteme mit Betriebsplattformen zu verbinden, um eine nahtlose Workflow-Integration und eine verbesserte betriebliche Effizienz zu erreichen“, befindet Derrek Clarke von Planon Software. Ein zusätzlicher Vorteil sei die Möglichkeit, datengestützte „Insights“ zu gewinnen und die Entscheidungsfindung zu verbessern. Solche Informationen sind zudem wichtig, um das Gebäudemanagement umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten. „Anbieter solcher Services können beispielsweise automatisch einen Workflow starten, wenn der Energieverbrauch einen bestimmten Wert überschreitet“, so Clarke.
Generell gilt, dass ein Großteil der Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen von Hyperautomation profitieren kann, ist sich Gartner-Analystin Cathy Tornbohm sicher. „Sie können beispielsweise das Onboarding von Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten automatisieren, aber auch die Bearbeitung von Rechnungen und von Journaleinträgen im Finanz- und Rechnungswesen.“