Schlüsseltechnologie SD-WAN

Cloud-Typen und -Anwendungen 

von - 28.05.2020
Entscheidend für die Wahl der Cloud ist das Anforderungsprofil des Unternehmens. Die Mehrheit der Schweizer Unternehmen bevorzugt eine hybride IT-Architektur, bestehend aus einer Mischung aus Private und Public Clouds und tradi­tioneller IT
(Quelle: Rüdiger Sellin)
Wie wir später sehen werden, spielen SDN-Architekturen besonders bei der Cloud-Nutzung eine zentrale Rolle. Denn Cloud User können heute aus einer fast unüberschau­baren Palette von Anbietern und Services wählen. Sie nutzen dabei eine der drei Cloud-Typen (Public, Private oder Hybrid Cloud) oder verwenden Mischformen mit klassischen IT-Infrastrukturen (vgl. Grafik rechts). Public Cloud Services basieren auf einem Standardmodell, bei dem Service Provider ihren Kunden einen Zugang zu technischen Ressourcen wie Server und Apps bereitstellen. Viele Unternehmen schätzen die Pu­blic Cloud, da sie einen unkomplizierten Einstieg zu überschaubaren Kosten bietet. 
Für Anwenderunternehmen, die zwar von der Flexibilität der Cloud Services profitieren wollen, jedoch die Public Cloud scheuen, bietet sich eine Private Cloud an. Sie entsteht entweder beim Kunden selbst oder wird in dedizierten Data Centern mit gesichertem Netzzugang bereit­gestellt, beispielsweise zur Virtualisierung von Servern. Der Kunde kann diese entweder selbst managen oder einen Service Provider damit beauftragen. In der Private Cloud werden keine Ressourcen geteilt, was eine höhere Sicherheit garantiert. Der Kunde behält zwar die volle Kontrolle über seine Anwendungen, Daten und Prozessflüsse, genießt aber kaum Kostenvorteile. 
Als dritte und bisher auf dem Markt beliebteste Variante steht die Hybrid Cloud als Mischform zur Verfügung. Diese vereint die Stärken der Public und der Private Cloud und stellt für viele Firmen eine ideale Lösung dar. Hybrid-Cloud-Umgebungen können entweder teilweise beim Kunden (inhouse) oder in einem Data Center eines (meist externen) Anbieters entstehen. So könnte eine Firma beispielsweise eine Private Cloud für Unified Communications & Collaboration (UCC) hausintern erstellen und betreiben, zur Datensicherung und -wiederherstellung aber auf eine Public Cloud zurückgreifen. 

Qual der Wahl: Der Cloud-Zugang 

Leider wird der Zugang zu der oder den Clouds oftmals zu wenig bedacht und bildet im nachfolgenden Betrieb ein Nadelöhr. Die Praxis zeigt, dass viele Cloud-Anwendungen ihre Performance-Ziele nicht erreichen, weil die notwendigen Anpassungen der Netzarchitektur gar nicht oder nur unzureichend erfolgten. Dazu besteht eine hohe Abhängigkeit vom Cloud-Anbieter. Denn dieser verkauft seinen Cloud-Service gern als Gesamtpaket mitsamt Zugang und wirbt mit tieferen Kosten als beim Telco-Anbieter. 
Dies reflektiert jedoch nur die halbe Wahrheit, denn kaum ein Cloud-Anbieter kann genau das Dienstleistungspaket schnüren, das der Kunde wünscht - trotz weltumspannender Datenlinks und eigener Serverfarmen. Auf der anderen Seite bildet bei den Telcos gerade das Networking deren Kernkompetenz, ergänzt um wachsendes Know-how bei den Clouds. Neben der puren Connectivity offerieren diese eigene Cloud-Lösungen oder geeignete Zugänge zu den Clouds von Drittanbietern. Für den Cloud-Nutzer ist ein gut strukturiertes und hochstehend betriebenes Datennetz essenziell, damit die wachsende Auswahl an Cloud-Apps ungestört genutzt werden kann und reibungslos funktioniert. 
Dabei bestehen große Unterschiede in der Art und Weise, wie auf Cloud-Services zugegriffen wird. Dies können dedizierte Punkt-zu-Punkt-Verbindungen sein, die zwar einen Direktzugang zu Cloud-Servern eines spezifischen Anbieters (A, B) bieten, aber teuer und inflexibel sind. Eine weitere Möglichkeit könnte ein Cloud-Zugang über das öffentliche Internet (Anbieter C, D, E) sein - eine zwar günstige Möglichkeit, aber ohne garantierte Quality of Service (QoS). Je nach Netzlasten kann dies zu hoher Latenz/Delay oder gar zu Datenverlusten führen - eine Art Zufallsqualität also, welche die vermeintlich tiefen Abo-Kosten in einem anderen Licht erscheinen lassen. 

Cloud Connectivity via SD-WAN 

Derartige Unwägbarkeiten sind beim Cloud Computing für seriöse Business-Anwendungen geradezu ein Tabu. Praktisch alle mittleren und größere Unternehmen betreiben ihr eigenes Wide Area Network (WAN) zur Standortvernetzung sowie Anbindung an öffentliche Datennetze und Cloud-Services. SDN-basierte WANs, kurz SD-WANs, sorgen im Idealfall dafür, dass die jeweils passende Connectivity bereitgestellt wird. So benötigt ein umfangreiches Daten-Backup in die Cloud zwar hohe Bandbreite, aber keine tiefe Latenz, während es bei UCC genau umgekehrt ist. Hin­gegen benötigen Echtzeitsteuerungen von Prozessen je nach Anwendung beides - hohe Bandbreiten bei tiefer Latenz. 
Auf der linken Seite stehen verschiedene Zugänge zu den Datennetzen zur Auswahl – entweder via Mobil- oder Festnetz (Glasfaser oder Kupfer, zur Sicherheit auch mit Zweitwegeführung). Von dort geht es weiter zu den Clouds – entweder via dediziertem/n Link/s oder via öffentliches Internet
(Quelle: Rüdiger Sellin)
Eine optimale Cloud Connectivity bedingt ein voll gemanagtes Datennetz mit hoher Übertragungsgeschwindigkeit bei tiefer Latenz, gekoppelt mit hoher Sicherheit, Verfügbarkeit, Flexibilität und Elastizität. Jedoch sind nicht alle Standorte gleich und benötigen auch nicht denselben Service-Level. Wie die Grafik oben zeigt, sind die Anforderungen auf Kundenseite sehr verschieden. Dies beginnt beim Netzzugang, der unterschiedlicher nicht sein könnte. Während außenliegende Niederlassungen ähnlich wie bei Privatkunden erschlossen und nach dem Prinzip «Best Effort» gemanagt werden, sieht es am Hauptsitz oder an wich­tigen Standorten wie Logistik- oder Rechencenter, Produktionsstätten und so weiter anders aus. 
Hier können Ausfälle schmerzhafte Kostenfolgen bewirken, die es unbedingt zu vermeiden gilt. Die Datennetzbetreiber wissen das und überwachen solche Links aufmerksam und engmaschig. Falls vom Kunden gewünscht, kann man zusätzlich eine Zweitwegeführung einplanen, sei es auf einem anderen Medium des eigenen Provider-Netzes oder auf dem Netz eines anderen Providers. Zunehmend werden mobile Anbindungen via 4G/5G vorgenommen, sei es als Backup-Link, aber auch zur Erschließung von Standorten «auf der grünen Wiese». Wie bisher dienen diese Hochleistungsnetze natürlich auch Nutzern mobiler Endgeräte. 
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