Ehemaliges Schweizer Fischerörtchen

Zug ist das Krypto-Mekka

von - 30.10.2017
Blockchain
Foto: Wit Olszewski / Shutterstock.com
Die größte deutsche Fluggesellschaft Lufthansa investiert in ein Blockchain-Start-up im Schweizer Ort Zug. Zug? Ja, weil sich hier so viele Wichtige der neuen Branche tummeln wie kaum sonst irgendwo.
Blockchain, Bitcoin, neue Welt: Wer als Unternehmen an der vorderster Technologiefront mitspielen will, kommt am Schweizer Örtchen Zug kaum vorbei. Wie die Lufthansa. Die Airline investiert dort am 1. November in das Blockchain-Start-up Winding Tree, eine Reiseplattform, die das Online-Buchen revolutionieren will. Sie kauft dafür die Winding-Tree-Kyptowährung "Líf", wie sie berichtete.
Das ehemalige Fischerdörfchen, 23 Kilometer südlich von Zürich idyllisch am Zugersee gelegen, ist ein heißes Pflaster für den neuen Finanzsektor. 50 bis 100 Blockchain-Start-ups gibt es dort nach Angaben des Beratungsunternehmens Validity Labs. Es sitzt ebenfalls in Zug. Seine Expertise: Die Blockchain-Technologie.

Wie kann ein so verschlafen wirkendes Nest mit Kopfsteinpflaster und Kirchturmspitzen so erfolgreich in der obersten Liga der vielversprechenden Zukunftstechnologie spielen? "Wir neigen zu Schweizer Pragmatismus und nicht zu Bürokratie", sagt Bürgermeister Dolfi Müller. "Man kann endlos regulieren und macht es damit kaputt."

Will heißen: Wo andere Länder mit Bankenaufsicht und komplizierten Regularien und Gesetzen hantieren, lässt Zug die Zügel locker. Besonders tiefe Steuern tun ihr übriges. Im Kanton Zug, der ungefähr so groß wie die Stadt Düsseldorf ist, sind 30.000 Unternehmen ansässig. Die Steuersituation lockt Riesenfirmen wie den Rohstoffhändler Glencore, Superreiche wie viele russische Oligarchen und Promis: Den finnischen Rennfahrer Kimi Räikkönen zum Beispiel.

Bitcoins als Währung für die städtischen Abgaben

Damit auch Jungunternehmer in der lukrativen Blockchain-Branche auf die Zuger Vorzüge aufmerksam werden, hat der Kanton sich in Anlehnung an den Hightech-Standort Silicon Valley in den USA zum Crypto Valley erklärt. Unter anderem mit der schlagzeilenträchtigen Einführung von Bitcoins als Währung für die städtischen Abgaben.

Der digitale Vermögensverwalter Bitcoin Suisse ist seit 2013 mit knapp 20 Mitarbeitern hier. Mit einem Handelsvolumen von bis zu 300 Millionen Schweizer Franken (258 Mio Euro) im Monat gehört Bitcoin Suisse zu einem der größten Bitcoin-Händler. Die Stiftung Ethereum, eine offene Blockchain-Plattform für industrielle Anwendungen mit "Ether" als Währung, kam 2014. Der 22-jährige Gründer Vitalik Buterin gilt als Wunderkind der Branche. Das Krypto-Fintech Monetas zog es 2014 vom kanadischen Vancouver nach Zug. Das Unternehmen hilft Menschen ohne Bankkonto dabei, digital zu zahlen.
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