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Intel hofft auf Baubeginn in Magdeburg im ersten Halbjahr 2023

von - 11.08.2022
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Im kommenden Jahr soll der Bau der beiden Halbleiterwerke des US-Chipherstellers Intel in Magdeburg beginnen - geht es nach dem Unternehmen möglichst frühzeitig.
"Wir planen den Spatenstich im ersten Halbjahr 2023 und sind optimistisch, dass auch in diesem Zeitraum der EU Chips Act verabschiedet wird", sagte der Personalchef von Intel in Deutschland, Bernd Holthaus, der Deutschen Presse-Agentur. Damit das nötige Personal zum geplanten Produktionsstart bereitsteht, setzt der Konzern auf Dialoge mit den Arbeitsagenturen - und mit den Hochschulen. An der Uni in Magdeburg laufen die Planungen bereits.

In Magdeburg sollen ab 2027 Chips produziert werden. In einer ersten Ausbaustufe sollen zwei benachbarte Halbleiterwerke gebaut werden, mehrere Tausend Arbeitsplätze könnten entstehen. Intel will dafür zunächst rund 17 Milliarden Euro investieren.

Ob der European Chips Act - ein Gesetzesvorhaben, mit dem Dutzende Milliarden für die Chip-Industrie mobilisiert werden sollen - in Brüssel jedoch tatsächlich so schnell verabschiedet wird, ist offen. Ziel der EU-Länder ist es, sich im Dezember auf ihre Position zu einigen, wie die tschechische EU-Ratspräsidentschaft der dpa mitteilte. "Dies wird den Ausgangspunkt für die Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament über den endgültigen Text der Chip-Gesetzgebung bilden", erklärte ein Sprecher.

Vorher muss das Parlament aber noch seine Position festlegen, erst im nächsten Schritt würden die beiden Institutionen einen wohl finalen Kompromiss aushandeln. Wie lange der Prozess dann noch dauert, lässt sich nicht eindeutig sagen. Allen Beteiligten ist die Bedeutung des Vorhabens bewusst, aber es ist trotzdem nicht ausgeschlossen, dass sich Verhandlungen über Monate ziehen könnten. "Eine Einigung am Ende des ersten Quartals 2023 ist theoretisch möglich, aber auch sehr ambitioniert", sagte die Grünen-Europaabgeordnete Henrike Hahn.

Mit dem Gesetz will die EU verhindern, dass Europa bei der Produktion von Mikrochips weiter von Asien und Amerika abgehängt wird. Unter anderem soll auch bestimmten neuen Halbleiterfabriken ermöglicht werden, einfacher durch Beihilfen unterstützt zu werden. Eigentlich ist Staatshilfe für Unternehmen in der EU nur in Ausnahmefällen möglich, damit der Wettbewerb nicht verzerrt wird.

Intel hofft insgesamt auf großzügige staatliche Unterstützung, um die Kostenlücke zu anderen möglichen Standorten zu schließen. Nur so seien diese Investitionen in Europa rentabel, heißt es vom Unternehmen. Der Bund will die Ansiedlung in Magdeburg mit einem Milliardenbetrag fördern. Bis 2024 sollen insgesamt 6,8 Milliarden Euro fließen, allein im Haushalt 2022 sind 2,7 Milliarden veranschlagt.

Bereits vor dem Produktionsstart will Intel viele Mitarbeiter einstellen und diese zum Teil in anderen Fabriken schulen. "Das ist Training on the Job", sagte Holthaus. 2027 könnten dann rund 3000 Mitarbeiter in Magdeburg tätig sein.

Die Fläche in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt bietet Kapazität für insgesamt acht Fabriken. Bei der Fachkräftegewinnung dafür ist Holthaus nicht bange. Er halte es für realistisch, das Personal zu bekommen. "Deutschland hat eine starke Historie als Industriestandort."

Dabei hofft der Chiphersteller auch auf Nachwuchs aus den umliegenden Hochschulen. "Wir werden die Zusammenarbeit mit den Hochschulen in Magdeburg und Sachsen-Anhalt ausbauen - dies kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen", sagte Holthaus. "Wir möchten, dass der Hochschulstandort Magdeburg noch attraktiver wird und viele Studierende Magdeburg entdecken." Die Ausstattung der Uni ist aus seiner Sicht super - insbesondere der Reinraum. In einem Reinraum ist die Konzentration der luftgetragenen Partikel möglichst gering. Schon ein einzelnes Staubkorn in der Produktion kann einen Mikrochip unbrauchbar machen.

Vergangene Woche wurde bereits bekannt, dass die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ab dem Wintersemester 2023 ein bis zwei interdisziplinäre Studiengänge plant. Das Programm werde eher auf Master-Ebene starten, konkretisierte Uni-Rektor Jens Strackeljan die Pläne am Montag. Ein solches internationales Studienprogramm könnte demnach auf 100-150 Studierende ausgelegt sein. "Ob der Studiengang Halbleitertechnologien heißen wird, Mikrotechnologien oder Nanotechnologien - da gibt es noch keinen feststehenden Begriff", so der Rektor.

Intel habe zudem ein Interesse daran, dass auch die Facharbeiter Erfahrungen in einem Reinraum sammeln können, sagte Strackeljan. Die Uni könnte da also in der Aus- und Weiterbildung durch die Bereitstellung der Umgebung unterstützen.
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