Tech-Branche

Apple fordert mehr Einsatz für Umweltschutz

von - 30.09.2019
Erneuerbare Energien
Foto: hrui / Shutterstock.com
Apples Umweltchefin Lisa Jackson spricht sich für einen breiteren Einsatz von Recycling und erneuerbarer Energie in der Tech-Branche aus. Große Hersteller sollen mit gutem Beispiel vorangehen.
Apple-Umweltchefin Lisa Jackson will den Einfluss des iPhone-Konzerns nutzen, um einen breiteren Einsatz von Recycling und erneuerbarer Energie zu erreichen. Als Leiterin der US-Umweltbehörde unter Präsident Barack Obama habe sie gesehen, wie man mit politischen Entscheidungen von einer bedrohten Zukunft zu einer hoffnungsvolleren kommen könne. "Wir glauben, dass es wichtig, ist, unsere Rolle in der Privatwirtschaft zu nutzen, um Druck für mutiges Handeln beim Klimaschutz zu machen - und mit gutem Vorbild voranzugehen", sagte Jackson.

Ein Beispiel sei der Einsatz seltener Erden aus dem Recycling im neuen iPhone 11 - zum ersten Mal in einem Smartphone. "Wenn wir das machen, können andere es auch", sagte Jackson. "Wir hoffen, dass diese Entwicklung andere zum Handeln anspornt, damit wir die Nachfrage schaffen können, die man braucht, um dieses recycelte Material noch schneller in einen größeren Maßstab zu bringen." Apple nutzt bei mehreren Modellen auch Aluminium aus dem Recycling.

Jackson sieht einen neuen gesellschaftlichen Fokus auf Umweltschutz. "Die Menschen sind ausgehungert nach echtem Wandel und Führung bei diesem Thema und für mich fühlt es sich an als währen wir an einem Wendepunkt angelangt." Allein die Tatsache, dass 1,5 Millionen Menschen bei den Klimaprotesten in Deutschland auf die Straße gegangen seien, zeige, dass diesmal etwas anders sei. So glaube sie auch, das Potenzial, gemeinsam "entmutigende" Klima-Herausforderungen anzugehen, sei größer denn je. "Und Stimmen wie die von Greta Thunberg sind so wichtig für die Klarheit, die wir für unseren Antrieb und Herangehensweise brauchen."

Herausforderung: Nachhaltig und zugleich wirtschaftlich erfolgreich

Eine Herausforderung sei, dass viele Unternehmen nicht erkennen, dass man sich nicht zwischen dem Wohl des Planeten und dem eigenen Profit entscheiden müsse. Man brauche smarte und innovative Lösungen, um als Branche den CO2-Ausstoß stark und nachhaltig zu senken. Zugleich bedürfe es staatlicher Regulierung dafür.
Apple hatte im vergangenen Jahr bekannt gegeben, dass alle Standorte des Konzerns komplett mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Inzwischen verpflichteten sich auch 44 Zulieferer des Konzerns dazu. Apple veröffentlicht zu jedem seiner Geräte Angaben zum CO2-Ausstoß, den es über seine Lebenszeit erzeugen dürfte. Beim neuen iPhone 11 etwa rechnet Apple mit 72 Kilogramm CO2 pro Gerät, davon entstünden 79 Prozent bei der Produktion und 17 Prozent bei der Nutzung.

Nachhaltige IT auf dem Vormarsch

In der Tech-Branche bezieht auch Google seinen gesamten Strom aus erneuerbaren Energien. Amazon kündigte jüngst an, den Energiebedarf zum Jahr 2040 komplett auf erneuerbare Quellen umzustellen.
Unterdessen soll an der schottischen  Küste in der Region Caithness das erste gezeitenbetriebene Rechenzentrum der Welt entstehen. Für die Stromversorgung will der Anbieter der Anlage auf das derzeit noch im Bau befindliche Meeresströmungskraftwerk Meygen im Pentland Firth zurückgreifen.
In Deutschland ist nachhaltige IT ebenfalls ein Thema. So setzt etwa der Anbieter Windcloud für seine CO2-neutralen Rechenzentren auch auf erneuerbare Energien. Die Anlagen werden mittels Windkraft betrieben, die anfallende Abwärme wird lokalen Abnehmern für Indoor Farming, Fisch- und Algenzucht, Biomasse-Trocknung und dergleichen zur Verfügung gestellt.
Auf was es alles beim nachhaltigen Betrieb von Rechenzentren ankommt, erläutert Professor Dr. Peter Radgen im Interview mit com! professional. Radgen ist Inhaber des Lehrstuhls für Energieeffizienz am Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) an der Universität Stuttgart, Leiter der Graduierten- und Forschungsschule Effiziente Energienutzung Stuttgart (GREES) sowie Vorstand der German Data Center Association e.V.
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