Buchlieferungen

Beschwerde beim Bundeskartellamt gegen Amazon

von - 25.06.2014
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat eine Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht, da Amazons Verhandlungspraxis gegenüber Verlagen kartellrechtswidrig sei.
Foto: shutterstock.com/Frank Gaertner
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat eine Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht, da Amazons Verhandlungspraxis gegenüber Verlagen kartellrechtswidrig sei.
Seit Anfang Mai verzögert Amazon die Auslieferung von gedruckten Büchern der Verlagsgruppe Bonnier, um höhere Rabatte beim Einkauf von E-Books zu erzwingen. So lautet zumindest der Vorwurf des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, der beim Bundeskartellamt Beschwerde gegen den Versand-Händler eingereicht hat. Denn: Durch diese Verhandlungstaktik missbrauche Amazon seine Marktmacht auf dem deutschen Nachfragemarkt für E-Books.
Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, bezeichnete das Vorgehen sogar als erpresserisch: "Das Geschäftsgebaren Amazons hat nicht nur Auswirkungen auf die betroffenen Verlage, sondern stellt eine Gefahr für alle Anbieter und Vertreiber von E-Books in Deutschland dar. Wir fordern das Bundeskartellamt auf, seine Untersuchungen aufzunehmen und das Vorgehen von Amazon zu unterbinden."
Der Börsenverein habe den Sachverhalt bereits von Kartellrechtsanwälten prüfen lassen, die zu dem Ergebnis kommen, dass Amazon seine Marktstellung in besonders eindeutiger Weise missbrauche. Nach Angaben des Verbandes der Versandbuchhändler habe der Konzern beim Online- und Versandhandel mit gedruckten und digitalen Büchern in Deutschland einen Marktanteil von rund 70 Prozent und wäre damit klar marktbeherrschend. Durch die Lieferverzögerung würde Amazon erheblichen Druck auf die betroffenen Verlage ausüben, die die wirtschaftlichen Konsequenzen unmittelbar zu spüren bekommen. 

Neue Logistikzentren in Polen

Wie heute außerdem bekannt wurde, arbeitet Amazon offenbar daran, Warenlieferungen nach Deutschland in zwei neueröffnete Logistikzentren nach Polen umzuleiten. Wie das Börsenblatt schreibt, soll deutschen Verlagen ein Schreiben von Amazon S.a.r.l (Luxemburg) zugegangen sein, in dem sie aufgefordert werden, Waren künftig an die neuen Lager in Poznan und Wroclaw zu liefern. Von dort sollen die Paktete dann wieder an deutsche Kunden geschickt werden. Das Börsenblatt vermutet, das Amazon somit Ausweichkapazitäten für den deutschen Markt schaffen könnte, um die permanenten Streiks in deutschen Logistikzentren künftig ins Leere laufen zu lassen.
Ziel der Streiks in Deutschland ist es, für die Mitarbeiter einen Tarifvertrag nach den Konditionen des Einzel- und Versandhandels zu erreichen. Amazon orientiert sich nach eigenen Angaben bisher allerdings am Tarifvertrag der Logistikbranche.
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