B2B-Marktplatz

Alibaba.com steht zum ersten Mal US-Verkäufern offen

von - 24.07.2019
Alibaba.com
Foto: 360b / Shutterstock.com
Es ist fast schon eine historische Wende. Inmitten der aktuellen Spannungen zwischen China und Amerika öffnet der E-Commerce-Riese Alibaba seine Großhandels-Plattform zum ersten Mal für kleine und mittlere Unternehmen aus den USA.
Die Alibaba Group zeigt sich unbeeindruckt vom aktuellen Handelsstreit zwischen China und den USA: Der E-Commerce-Gigant öffnet seine älteste Online-Plattform Alibaba.com zum ersten Mal für amerikanische Händler. Der Fokus liegt auf kleinen und mittleren Unternehmen. Fast 30 Millionen KMUs gibt es in den USA. Diese - insbesondere Hersteller, Großhändler und Vertriebsunternehmen - können nun auf dem B2B-Marktplatz ihre Waren weltweit vertreiben. Man will die Verkäufer dabei aktiv unterstützen, betont Alibaba.
Zu den ersten Firmen, die verkaufen dürfen, gehören Frischwaren-Händler Robinson und Büroausstatter Office Depot, so bloomberg.com. Um Aufmerksamkeit und mehr KMUs für seine Plattform zu gewinnen, ist Alibaba zudem an der Veranstaltungsreihe "Build Up" beteiligt. Dazu gehören Workshops und Webinare in den USA mit lokalen Handelskammern und B2B-Organisationen.

Das Geschäft in den USA ankurbeln

Mit dem Schritt will Alibaba sein Geschäft in den USA ankurbeln und das globale Wachstum beschleunigen. Gerade in Zeiten, in denen Washington und Peking Handelsmöglichkeiten behindern und steigende Zölle zur realen Bedrohung werden, ist das Interesse von Händlern, Waren lokal zu beziehen, groß. Gerade bei Agrarprodukten und Konsumgütern seien in den USA amerikanische Hersteller gefragt. Daher will Alibaba auch vermehrt US-Produzenten gewinnen, wie das Unternehmen erklärt.
Hinzu kommt, dass wohlhabende Chinesen zunehmend an Waren aus dem Ausland interessiert sind. Laut AliResearch, einer Tochter von Alibaba, wird dieser Markt bis 2020 voraussichtlich 3,6 Billionen Yuan (523 Milliarden US-Dollar) erreichen.

Alibaba.com: Ausgangspunkt für ein Imperium

Alibaba.com war der erste Geschäftsbereich der Alibaba Group. Die B2B-Plattform wurde 1999 gegründet und bietet Dienstleistungen rund um den Handel. Die Plattform erreicht nach eigenen Angaben Millionen von Käufern und Lieferanten aus über 190 Ländern und Regionen auf der ganzen Welt.
Im Gegensatz zu den bekannteren B2C-Plattformen Taobao und Tmall war Alibaba.com ursprünglich konzipiert, um ausländische Firmen mit chinesischen Großhändlern von Uhren über Schuhe bis hin zu Rohstoffen zusammenzubringen. Unter dem Motto "Globaler Handel beginnt hier" verbindet Alibaba.com nun rund 150.000 meist chinesische Verkäufer. Bis 2017 waren rund 650.000 Unternehmen mit Sitz in den USA registriert. Diese amerikanischen Unternehmen konnten bisher nur über Alibaba.com kaufen, nicht verkaufen.
Geld macht Alibaba mit Alibaba.com vor allem über Zusatz-Dienstleistungen. Denn Händler auf Alibaba.com haben Zugang zu ausschließlich Mitgliedern zur Verfügung stehenden Angeboten, Rabatten und Premiuminhalten. Dazu gehören auch CRM-, Kommunikations- und Marketingwerkzeuge etwa Zugänge zur SaaS-E-Commerce-Plattform BigCommerce, zur Jobbörse Indeed, zum Videokonferenz-Anbieter TeamViewer, zur Warehouse Software Skuvault oder zum Drohnen-Anbieter Wellbots.
Grundsätzlich erzielt der Konzern immer noch den überwiegenden Teil seiner Einnahmen im Inland. In den vergangenen Jahren wurden aber diverse Schritte unternommen, um internationale Märkte zu umwerben. So erwarb Alibaba etwa den Online-Händler Lazada von Rocket Internet, um den Markt in Südostasien angreifen zu können. Im Juni richtete Alibaba auf Tmall erstmals ein englischsprachiges Portal ein, um mehr Händler aus aller Welt für den Verkauf an chinesische Konsumenten zu gewinnen.
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