Mit EAI auf kritische Ereignisse reagieren

„Die Zahl der Anbieter ist dramatisch gesunken“

von - 01.09.2015
com! professional hat mit Rüdiger Spies über die Bedeutung der Prozessintegration in Unternehmen gesprochen. Spies ist Independent Vice President Enterprise Software Markets bei CXP Group/PAC.
Rüdiger Spies, Independent Vice President Enterprise Software Markets bei CXP Group/PAC
Rüdiger Spies, Independent Vice President Enterprise Software Markets bei CXP Group/PAC
com! professional: Herr Spies, wie hat sich der Markt für Enter­prise Application Integration (EAI) entwickelt?
Rüdiger Spies: Die Zahl der Anbieter ist dramatisch gesunken, die großen Plattformen von Oracle, SAP oder Microsoft haben die Funktionen von EAI in sich aufgenommen. Es gibt wesentlich bessere Schnittstellen zwischen den Applikationen und die Pro­bleme mit Datenabgleich oder mit Prozessmodellen sind deutlich geringer geworden. Cloud-Plattformen liefern zudem die Integrationswerkzeuge gleich mit. Wird auf diesen Plattformen programmiert, hat sich das Thema EAI fast automatisch erledigt.
com! professional: Begebe ich mich nicht in eine problematische Abhängigkeit, wenn ich meine komplette IT auf der Cloud eines einzigen Anbieters integriere?
Spies: Das sehe ich gelassen. Egal welches Produkt Sie kaufen, Sie begeben sich immer in eine gewisse Abhängigkeit vom Anbieter. Das ist selbst bei relationalen Datenbanken so. Man hat immer Migrationsaufwand, wenn man die Plattform wechseln will.
com! professional: Was ist, wenn ich zwei oder mehr Clouds zusammenschalten möchte?
Spies: Dafür gibt es zwar Tools, das Ganze ist aber noch nicht ausgereift. Die Hersteller erkennen langsam das Problem und fangen an, Lösungen dafür anzubieten. So haben IBM und SAP etwa vor Kurzem angekündigt, das Talent-Management von IBM mit der Cloud-Plattform SuccessFactors von SAP zusammenzuführen und so ein integriertes Personalmanagement zu ermöglichen.
com! professional: Ein großer Trend neben Cloud ist Mobility. Gibt es hier besondere Integrationsherausforderungen?
Spies: Das ist eine ganz andere Baustelle. Mobile Apps werden typischerweise über einen Enterprise-App-Store zur Verfügung gestellt. Das ist ein Cloud-Element. Die Integration, die man von Applikation zu Applikation braucht, muss im Backend erledigt werden. Die Apps stellen vielfach nur ein erweitertes User Interface dar, um Daten abzurufen oder Transaktionen anzustoßen. Die Herausforderungen liegen also weniger in der Integration von Applikationen im mobilen Gerät, sondern mehr in der Kommunikation zwischen den Applikationen im Backend und sind somit wieder klassischer Natur.
com! professional: Wie sieht es mit der Integration von Big-Data-Analysen aus?
Spies: Das ist für mich eher ein Business-Intelligence- und Data-Warehousing-Thema, bei dem es vor allem um ETL (Extract, Transform, Load) geht, also die Frage, wie man Daten aus Systemen extrahiert, aufbereitet und in ein Data Warehouse lädt. Wenn Sie allerdings große Datenmengen in Echtzeit mit einem Streaming-Analyse-Programm bearbeiten wollen, um dann anhand der Ergebnisse zum Beispiel Events in einer ERP-Plattform zu triggern, dann ist das wieder ein EAI-Thema. Der erkennbare Trend, in Zukunft weniger zwischen operativen Daten and Analysedaten zu unterscheiden, eliminiert die Probleme teilweise.
com! professional: Welche Unterschiede gibt es zwischen EAI und SOA und wie sieht der Migrationspfad aus?
Spies: SOA ist ein Gesamtkonzept, das auf standardisierten Protokollen basiert. EAI in seiner Ursprungsform verwendete dagegen proprietäre Schnittstellen. Mittlerweile haben aber alle Hersteller ihre Lösungen um SOA-Schnittstellen ergänzt. Das Problem Migration hat sich damit zu 90 Prozent erledigt.
com! professional: Das heißt, das Thema Integration ist weitgehend durch?
Spies: So kann man das nicht ganz sehen. Herausforderungen sind auch Industrie 4.0 und Internet of Things. Die Sensorik von Industrieanlagen nutzt sehr häufig eigene Protokolle. Um diese Informationen in die Unternehmenssysteme zu bekommen, benötigt man Aggregatoren, die wiederum nach oben normale SOA-Schnittstellen bedienen müssen. Solche Protokollumsetzer spielen zukünftig eine wichtige Rolle. Das Thema Prozessinte­gration wird also eine Herausforderung in den Unternehmen bleiben.
Verwandte Themen