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Es fehlt in Deutschland an einer übergreifenden Strategie

von - 10.08.2017
Thorsten Friemelt von Netzlink
Thorsten Friemelt ist Produktmanager im Bereich Cloud und Open Source bei Netzlink.
(Quelle: Netzlink )
Thorsten Friemelt, Produktmanager im Bereich Cloud und Open Source beim IT-Systemhaus Netzlink, erläutert, wie weit Smart-City-Projekte in Deutschland und anderen Ländern gediehen sind.
com! professional: Welche Städte sind heute besonders smart?
Thorsten Friemelt: Eine Analyse von Roland Berger hat ergeben, dass Wien, Chicago und Singapur am weitesten vorn sind. In den Bereichen Gesundheit und Bildung ist Wien besonders stark, während Singapur auch in Sachen Verkehr, Energie und Umwelt sehr aktiv ist. Chicago hingegen ist im Verwaltungs- und Bildungsbereich führend.
com! professional: Wie weit ist das Thema Smart City in Deutschland?
Friemelt: Deutschland ist international gesehen nicht in vorderster Linie vertreten. Das heißt aber nicht, dass in Deutschland nichts in Richtung Smart Cities unternommen wird. Im Gegenteil: Etliche Initiativen und Städte haben bereits Maßnahmen umgesetzt. Häufig fehlt aber eine übergreifende Strategie.
com! professional: Welche Schritte müssen Städte auf dem Weg zur Smart City kurz-, mittel- und langfristig gehen?
Friemelt: Die Städte sollten sich mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzen und Ziele abstecken, etwa nach dem Motto „Was soll erreicht werden und welche Bereiche liegen der Stadt besonders am Herzen?“. Hier bieten sich verschiedene Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung an, in einigen Städten gibt es offene Foren. Außerdem sollte auf eine zentrale Steuerung der Vorhaben geachtet werden. Für die Umsetzung der digitalen Maßnahmen ist es schließlich hilfreich, auf erfahrene IT-Experten zurückzugreifen.
com! professional: Welche Vorteile bietet die Digitalisierung für Bürger und Stadtverwaltung?
Friemelt: Die Bürger sind mit digitalen Themen, Anwendungen und mobilen Geräten vertraut. Entsprechend wünschen sich viele diese Flexibilität und Transparenz auch von ihrer Stadt. Dabei spielt Open Data eine wichtige Rolle. Erst die Transparenz von öffentlichen Daten ermöglicht moderne Formen der Bürgerbeteiligung.
com! professional: Wie sieht die Praxis aus?
Friemelt: Durch die Vernetzung von Sensoren, etwa an Straßenlaternen oder Parkplätzen, wird eine neuartige Verknüpfung von Daten möglich. Die Synergien aus diesen verschiedenen Datenströmen erzeugen wiederum einen Nutzen – und Ressourcen können viel effizienter eingesetzt werden. Entsprechend lassen sich aus den anfallenden Daten auch Implikationen für die Stadtplanung ableiten, etwa wo Probleme im Verkehr oder He­rausforderungen im Umweltbereich bestehen.
com! professional: Was spricht gegen die Digitalisierung der Städte?
Friemelt: Viele Nutzer vertrauen ihre Daten bereits Unternehmen wie Facebook und Co. an. Gegenüber Städten und Kommunen sind etliche Menschen jedoch misstrauisch. Dabei wäre es hilfreich, würden gerade die Kommunen die Hoheit über Daten besitzen und nicht globale Konzerne.
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