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Die Flash-Revolution steht noch bevor

von - 19.08.2015
Flash-Speicher
Foto: Mathias Vietmeier
Flash-Speicher ist in aller Munde. Neue Technologien sollen den Durchbruch bringen. Ein Kommentar von Hartmut Wiehr, dem Tech-Nodes-Kolumnisten von com! professional.
Die Speicherhersteller und ihre Marketing-Hilfstruppen verkünden landauf, landab, dass wir in Zeiten der Flash-Revolution leben. Dabei haben sich die schnellen Speicher durch den Siegeszug von Tablets, Smartphones und E-Readern zwar in der Consumer-Welt flächendeckend durchgesetzt, in der Business-IT kann davon aber noch keine Rede sein. Nur vier Prozent der Unternehmen weltweit haben bisher ihre Server und Speicher mit Flash- oder SSD-Komponenten ausgerüstet, erklärte der Speicherspezialist Micron kürzlich auf einer seiner Hausveranstaltungen. Ein wesentlicher Grund dafür: Trotz eines starken Preisverfalls liegen die Flash-Preise derzeit immer noch etwa 20 Prozent über denen von Festplatten.
Hartmut Wiehr, IT-Fachjournalist und Buchautor
Hartmut Wiehr, IT-Fachjournalist und Buchautor mit Wohnsitz in Italien
Beim Absatz von Flash-Speicher bietet sich den Herstellern also noch viel Luft nach oben. Fragt sich nur, wie sie die Unternehmen vom Einstieg in Flash-Storage überzeugen wollen. Antwort: Durch Innovationen, die laut Darren Thomas, VP Micron Storage Solutions, „das wahre Potenzial von Flash erschließen“. Micron setzt dabei vor allem auf drei Pfeiler: 3D-NAND, Storage Class Memory und Software.

Drei neue Technologien

Die Entwicklung von 2D-NAND als Basis für DRAM und SSDs ist Micron zufolge an physikalische Grenzen gestoßen. Man könne einfach nicht immer mehr schnellere Zellen auf kleinstem Raum unterbringen – die Lösung sei 3D-NAND, eine hochhausartige Architektur, bei der Zellen übereinandergestapelt werden.
Diesen Weg, dünnere, schnellere und billigere NAND-Speicher herzustellen, geht neben Micron vor allem noch Samsung. Aber auch SanDisk, Toshiba und SK Hynix versuchen, Produkte für 3D-NAND zu entwickeln.
Micron hat kürzlich zusammen mit Intel den neuen 3D XPoint Speicher vorgestellt. Die beiden Unternehmen arbeiten an nicht-flüchtigen Speicherchips, die billiger als DRAM und schneller als gegenwärtige Flash-Angebote sind und dabei auch noch weniger Energie verbrauchen. Auf der Software-Ebene schließlich will Micron sich einem Ökosystem zur besseren Einbindung von Geschäftsapplikationen in die neuen Speicher widmen – und dabei von seinen Erfahrungen mit speichernahen File-Systemen profitieren sowie von Kooperationen, die es mit VMware, Oracle oder Microsoft anstrebt.
Überhaupt setzt Micron bei seiner Strategie sehr stark auf Bündnisse. Das 2006 gegründete Joint Venture Intel Micron Flash Technology wurde 2012 erweitert, um die NAND-Entwicklung als Basis für zukünftige Memory- und Flash-Speicher auszubauen. Hinzugekommen sind außerdem eine Partnerschaft mit IBM, ebenfalls aktiv in der Produktion von Speicherchips, und ein langfristiger Vertrag mit Seagate über den Absatz von Flash zusammen mit Festplatten.
Halten die neuen Technologien, was sie versprechen, und kommen die Produkte zum richtigen Zeitpunkt und zum passenden Preis auf den Markt, dann könnte tatsächlich wahr werden, was die PR-Abteilungen heute schon verkünden: dass Flash-Speicher nicht bloß ein kurzfristiger Trend ist, sondern eine veritable Revolution, die nicht mehr zu stoppen ist.

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