AWS vs. Azure beim Internet der Dinge

Azure Hub vs. AWS IoT-Plattform

von - 17.03.2017
Microsoft gab seiner IoT-Technologie den Namen Azure IoT Hub; Amazon AWS spricht einfach von der IoT-Plattform. Beide Lösungen bilden jeweils ein Gateway für eine bidirektionale Kommunikation zwischen IoT-Endgeräten auf der einen und Cloud-Diensten auf der anderen Seite.
Bei Microsoft erfolgt die Kommunikation über sogenannte Endpunkte IP-fähiger Endgeräte und der Cloud wahlweise via automatisches und/oder manuelles Routing.
Vorausschauende Wartung mit Ferndiagnose: Von Rolls Royce kommt ein IoT-basiertes Kontrollcenter für die Schifffahrt.
(Quelle: Rolls Royce)
Bei Amazon AWS zeichnet für diese bidirektionale Kommunikation eine Regelverarbeitungs-Engine verantwortlich. Das Herzstück von Amazons IoT-Plattform bildet das Device Gateway, eine Kommunikationsschnittstelle zwischen den Endgeräten und der Cloud, die relevante Nachrichten zwischen IoT-Endgeräten und der Regelverarbeitungs-Engine hin und her übermittelt. Verbundene Geräte berichten ihren Status an einen Nachrichten-Broker, der diese Daten in einem sogenannten Device Shadow speichert und an die Empfänger weiterleitet, die den zugehörigen Thread abonniert haben. Applikationen können dann die benötigten Änderungen des Zustands eines Endgeräts anfordern.
Um die Verfügbarkeit IoT-fähiger Hardware sicherzustellen sind beide Cloud-Giganten zahlreiche Partnerschaften eingegangen. Microsoft Azure hat unter anderem Intel, Freescale (mit der ARM-mbed-Plattform), Texas Instruments, Arrow (mit Qualcomm Board), MinnowBoard, Raspberry Pi und Resin.io ins Boot geholt. AWS verweist unter anderem auf Kooperationen mit Intel (Edison), Qualcomm (DragonBoard), BeagleBone und Microchip.
Sowohl Amazon wie auch Microsoft haben zudem ihre SDKs unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht, um nicht in den Verdacht zu kommen, eine marktbeherrschende Stellung mit proprietären Lösungen anzustreben. Und beide Anbieter gleichermaßen überschlagen sich förmlich im Erfinden neuer IoT-Dienste.

Technisch (fast) gleichwertig

Trotz des zeitlichen Vorsprungs von Amazon attestieren Analystenhäuser wie IDC Microsofts Cloud Azure eine inzwischen technisch nahezu gleichwertige Leistungsfähigkeit. Zu einem ähnlichen Urteil kommt Gartner in seiner Magic-Quadrant-Analyse: Zwar würde derzeit AWS noch den Ton angeben, Azure sei aber sehr nahe dran, den Marktführer einzuholen.
Die Unterschiede zwischen AWS und Azure werden immer weniger und ein technischer Gleichstand scheint absehbar. Viele Lösungen von Drittanbietern sind mittlerweile auf beiden Cloud-Plattformen verfügbar – oder für beide in Arbeit. Siemens beispielsweise beabsichtigt, sein offenes IoT-Ökosystem MindSphere für IoT-Analytics auf der Basis von SAP HANA sowohl auf Amazon AWS als auch auf Azure bereit­zustellen. Für Kunden, Partner und Drittanbieter sollen dadurch „zusätzliche Möglichkeiten entstehen (…), die Produktivität von Maschinen und Anlagen zu erhöhen“, begründet Peter Weckesser, COO der Business-Unit Product Lifecycle Management bei Siemens, diesen Schritt. Unternehmen, die vor der Entscheidung für oder gegen eine IoT-Plattform stehen, haben also die Qual der Wahl.
Amazons Stärken liegen in der massiven Skalierbarkeit der Infrastruktur und Orchestrierung. AWS skaliert auf Milliarden von IoT-Endgeräten und Billionen von Nachrichten. Azure punktet wiederum durch Unterstützung für prädiktive Instandhaltung, maschinelles Lernen (Cortana Intelligence Service und Cognitive Services haben keine Entsprechung bei AWS) und Visualisierung mittels Power BI. So plant etwa Rolls Royce, bevorzugter Lieferant der Airbus-Triebwerke, gemeinsam mit Microsoft eine IoT-Plattform für seine eigene Wertschöpfungskette zu entwickeln. „Microsoft ist besser auf Unternehmens- und PaaS-Kunden zugeschnitten [als AWS] und passt daher eher zu unserer Zielsetzung“, erklärt Peter Chapman, Head of Data Capability bei Rolls Royce.

Fazit

Das Internet der Dinge stellt auch den Mittelstand vor neuartige Herausforderungen. Die führenden Public Clouds Amazon AWS und Microsoft Azure sind dafür mittlerweile in jeder Hinsicht gewappnet. Wer sich langfristig gesehen besser schlagen wird, ist offen. „Es werden sich nicht notwendigerweise die Anbieter mit der technologisch besten IoT-Plattform am Markt durchsetzen, sondern diejenigen, die es am besten schaffen, ein Ökosystem an Partnern rund um die eigene IoT-Plattform zu etablieren“, urteilt die Experton Group in ihrem „Vendor Benchmark 2017“.
Das erklärte Ziel von Microsoft, AWS Marktanteile abzujagen, wird sich ohne beträchtlichen Druck auf die Marge wohl kaum erreichen lassen. Der daraus resultierende erbitterte Preiskampf der beiden Cloud-Giganten kann den Kunden aber nur recht sein.
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