Künstliche Intelligenz? Dr. Watson weiß Rat!

So funktioniert der Selbstlerncomputer Watson

von - 30.12.2015
Apple Siri: Sobald eine Frage von den Mustern abweicht, die dem Sprachassistenten bekannt sind, muss die Computerstimme passen.
(Quelle: Apple )
Eine Interaktion zwischen Mensch und Maschine gibt es schon für ein paar Hundert Euro auf dem Smartphone: So beantwortet Apples Siri-Technik (Speech Interpretation and Recognition Interface) auf dem iPhone oder iPad schon seit Jahren die Fragen der Nutzer, etwa nach dem Wetter. Das funktioniert nur mit unzähligen, zuvor von Apple programmierten Gesprächssituationen. Sobald eine Frage von den Mustern abweicht, die Siri bekannt sind, muss die Computerstimme passen.
Watson arbeitet anders: Bei Fragen erkennt die Maschine Subjekt, Prädikat und Objekt. Dabei baut Watson sogenannte Ontologien auf, also Zusammenhänge. So erkennt Watson, dass zum Beispiel die Begriffe „Angela Merkel“ und „Bundeskanzlerin“ häufig zusammen auftauchen, und stellt automatisch einen Zusammenhang her.
Doch bevor man den Selbstlerncomputer Watson für eigene Zwecke nutzen kann, muss die Künstliche Intelligenz erst einmal trainiert werden. So muss der Computer mit einer Menge Daten und Regeln gefüttert werden. Im Rahmen von Kundenanfragen wären das zum Beispiel Produktinformationen, Schulungsunterlagen oder Geschäftsbedingungen. Dabei versteht Watson nicht nur Englisch, sondern mittlerweile zahlreiche weitere Sprachen mehr oder weniger gut.
Auch kann Watson laut einem Bericht des Wirtschaftsmagazins „Fortune“ inzwischen sogar fluchen – und wenn nötig auch einmal „Scheiße“ sagen. Eric Brown, Wissenschaftler bei IBM, ließ Watson die legendäre Webseite Urbandictionary.com lernen. Die Seite erklärt englische umgangssprachliche Ausdrücke wie „oh my god“ – und auch „shit“. Watson konnte allerdings laut „Fortune“ beim Antworten nicht zwischen höflichen und obszönen Ausdrücken unterscheiden. Das 35-köpfige Forschungsteam rund um Watson programmierte kurzerhand einen Filter, um die Begriffe des Urban Dictionary aus Watsons Speicher wieder zu löschen. Das Beispiel zeigt, wie schwierig die „natürliche“ Kommunikation für eine künstliche Intelligenz noch immer ist.
Ob man angesichts seiner wachsenden Fähigkeiten Angst haben muss vor Watson, das muss jeder selbst entscheiden. HAL 9000, der fiktive, aber Watson nicht unähnliche Computer in dem Stanley-Kubrick-Film „2001: Odyssee im Weltraum“ wurde jedenfalls irgendwann neurotisch. IBMs Watson macht letztlich nur das, was der Mensch ihm beibringt.
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