Der deutsche Mittelstand im digitalen Wandel

Digitalisierung als lästige Pflicht

von - 05.05.2017
Da haben viele Unternehmen also noch einen weiten Weg vor sich. Das liegt möglicherweise auch daran, dass die Digitalisierung im wahrsten Sinne des Wortes Bauchschmerzen bereitet. Die Studie „Die Psychologie der Digitalisierung“ von Innovation Alliance, einem internationalen Netzwerk aus Technologie-Unternehmen, wollte herausfinden, wie sich die Digitalisierung für den Mittelstand anfühlt. Fazit: Für die meisten Entscheider ist sie eine lästige Pflichtveranstaltung. Dabei empfindet jeder dritte Entscheider beim Thema Digitalisierung Gefühle wie Angst und Einsamkeit. Schöne Seiten hat der digitale Wandel aber offenbar auch: Knapp zwei Drittel verbinden das Ganze mit dem Begriff Freude.
Für viele Unternehmen ist die Digitalisierung sehr wichtig.
Für mehr als zwei Drittel der deutschen Mittelständler ist die Digitalisierung „wichtig“ beziehungsweise „sehr wichtig“.
(Quelle: Techconsult/ Deutsche Telekom "Digitalisierungsindex" (Juni 2016, n=1016 kleine und mittelständische Unternehmen))
Für Harald Esch von Salesforce ist der deutsche Mittelstand jedoch bereits viel digitaler als sein Ruf. Was aus seiner Sicht den Erfolg vieler Mittelständler ausmacht, ist deren bedachte Grundhaltung. „Und das ist nicht falsch, sollte man doch erst einmal eine Gesamtstrategie für das Unternehmen haben, bevor man einzelne Baustellen angeht.“
Und: Das Geschäft vieler Mittelständler läuft bestens – weshalb also nicht alles beim Gewohnten belassen? Dirk Beemelmanns bringt es auf den Punkt: „Ein erfolgreicher Unternehmer weiß, dass Stillstand langfristig Rückschritt bedeutet.“
Ähnlich sieht es Werner Schwarz von Cancom: „Der Druck zu Veränderungen kommt sowohl von Kundenseite als auch von Wettbewerbern und, nicht zu vernachlässigen, von den eigenen Mitarbeitern beziehungsweise den potenziellen Fachkräften von morgen.“
Gelungene Digitalisierung: Der Fotodienstleister CEWE setzt bereits seit einem Vierteljahrhundert auf digitale Produkte.
Foto: CEWE
Von der Dunkelkammer zum digitalen Fotobuch: CEWE
Die Oldenburger CEWE Stiftung gilt als Musterbeispiel für die erfolgreiche Digitalisierung.
Der Fotodruck war lange Zeit eine analoge Angelegenheit: Bilder wurden auf Filmpatronen geknipst, im Fotoladen abgegeben und in einem Labor entwickelt. Danach gingen die Negative und die Bilder zurück an den Kunden. Mit der Verbreitung von Digitalkameras und immer preisgünstigerer Farbdrucker war klar, dass klassische Fotodienst­leister es in Zukunft schwer haben würden.
Der Mittelständler CEWE hat bereits vor rund 25 Jahren erkannt, dass er auf die Digitalisierung setzen muss. Nach der Einführung der Foto-CD stellte CEWE 1997 die weltweit erste Annahme-Station für digitale Bilddaten in einem Fachgeschäft auf. Ein weiterer Schritt war 2005 die Einführung des Fotobuchs.
Der 1961 gegründete Fotodienstleister ist ein Musterbeispiel für ein Unternehmen, das sich im Zuge der Digitalisierung neu erfunden hat. Olaf Lies, niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, bezeichnete CEWE als „Blaupause“ für die Umsetzung der Digitalisierung.
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