Die Open-Source-Cloud wird erwachsen

Wie offen ist OpenStack?

von - 28.04.2017
Module
Umfrage: Die Module Identity Service, Workflow, Database Service und Key Management werden in Unternehmen am häufigsten eingesetzt.
(Quelle: Crisp Research )
Zwar ist OpenStack ein Open-Source-Projekt, das sich dem Ziel verschrieben hat, allgemein zugängliche Software für diverse Cloud-Komponenten – hauptsächlich Computing, Networking und Storage – zur Verfügung zu stellen. Diesen Prozess organisiert und kontrolliert die OpenStack Foundation. Geht es um die Politik der Foundation, so darf aber nicht vergessen werden, dass sie aus Kreisen der IT-Industrie gegründet worden ist und von Schwergewichten der Branche intensiv unterstützt wird. Dennoch herrscht zumindest nach außen hin Geschlossenheit, und die Foundation ist aktiv bemüht, eine Art Ausgleich zwischen den Gruppen der Platinum- und Gold-Mitglieder sowie den übrigen Unternehmen und den individuellen Mitgliedern zu finden.
Die Arbeit der Community manifestiert sich im Code der einzelnen Ausschüsse oder Arbeitsgruppen und kann von jedermann und jedem Unternehmen eingesetzt werden. Inte­ressierte Anwender können die Software-Elemente kostenfrei nutzen, sofern sie ihre Komplexität beherrschen. Alles in allem aber ist OpenStack tatsächlich eine „offene“ Plattform, zumal auch die zweimal jährlich stattfindenden OpenStack-Summits jedermann zugänglich sind und von maßgeblichen Analysten intensiv beobachtet werden. Manchmal wird jedoch moniert, dass der Fortschritt von Release zu Release nur schleppend vorangeht.
Unternehmen, die durch eigene Mitarbeiter an der Entwicklung beteiligt oder – was nicht zu unterschätzen ist – in den leitenden Gremien der Foundation präsent sind, haben darüber hinaus recht praktische Vorteile. Durch die intensive Mitarbeit ist man anderen Mitgliedern oder externen Interessenten voraus und zumindest auf dem gleichen Stand wie ähnlich engagierte Mitglieds­firmen.
Weniger „open“ sind die Diskussionen und Interessen in den Gremien der Organisation, die hinter verschlossenen Türen stattfinden. Wer sich um eine Mitgliedschaft bewirbt, muss sich neben anderen Interessenten vor einem Gremium bewerben. Selbst erfolgreichen Unternehmen am Markt kann eine Mitgliedschaft verweigert werden. Über die Kriterien, nach denen hier entschieden wird, ist öffentlich nichts zu vernehmen.
Außerdem könnte die Gruppe der Platinum-Mitglieder aufgrund der eingebrachten finanziellen Mittel und ihrer Kontrolle der Arbeit der Foundation die Code-Entwicklung oder Partnerschaften in eine bestimmte, ihr passende Richtung treiben. Lauren Sell vom Direktorium der Foundation bestätigt denn auch indirekt, dass es zu Interessenskonflikten zwischen den Mitgliedern kommen kann: „Das vermuten viele. In Wirklichkeit haben sich jedoch neben den traditionellen Playern viele User und Service-Provider in der Community engagiert, sodass sich daraus eine breitere Basis an Meinungen ergibt, die das Projekt vorantreiben.“
Sell betont zugleich, dass Anwender und Kunden bei OpenStack eine stärkere Präsenz haben als bei anderen Open-Source-Projekten. So hat das Board of Directors im Dezember 2016 eine neue Satzung für das User Committee beschlossen, das ihm zu mehr Gewicht in der Community verhelfen soll. Zudem besteht das User Committee nun aus fünf gewählten statt bisher nur drei ernannten Mitgliedern. Gewählt werden sie von der neu eingerichteten Gruppe der Active User Contributors (AUC). Um darin aufgenommen zu werden ist das Schreiben von Code nicht mehr Voraussetzung. Berücksichtigt werden auch Aktivitäten wie das Moderieren von Foren oder die Leitung von Arbeitsgruppen auf den Summits.
Lauren Sell resümiert: „Es ist leicht, von den Herstellern Neues zu OpenStack zu vernehmen, aber viele Beobachter nehmen die Wichtigkeit einer starken, aktiven User Community nicht zur Kenntnis, die durch ein gewähltes Komitee und nicht nur durch eine aufgebauschte Beratergruppe repräsentiert wird.“ Die erste Wahl zu diesem Komitee fand im Februar dieses Jahres statt.
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