Sparsam, schnell, flexibel

Kernprozesse in die Cloud verlagern

von - 03.02.2017
Cloud
Foto: Fotolia / kran77
Mit der Migration von Kernprozessen in die Cloud erhöhen Unternehmen ihre Flexibilität. Gleichzeitig lässt sich mit einem Umstieg oft auch die Ausfallsicherheit und Verfügbarkeit steigern.
Lange galt die Cloud, vor allem in ihrer allgemein zugänglichen Public-Variante, als ungeeignet für unternehmenskritische Anwendungen. Sie sei zu unsicher, zu intransparent und nicht zuverlässig genug, um darin Kernprozesse ausführen zu können, so die landläufige Meinung. In Deutschland scheint diese immer noch weit verbreitet, wie eine repräsentative Erhebung von Techconsult vom vergangenen September zeigt. Das Marktforschungsunternehmen befragte im Auftrag des Cloud-Telefonieanbieters NFON deutsche Unternehmen unterschiedlicher Branchen, Größen und Organisationsstrukturen. Bei Unternehmen mit mehr aus 1000 Mitarbeitern äußerten 54 Prozent der Umfrageteilnehmer Bedenken gegen den Einsatz von Cloud-Technologien.
Bedenken beim Cloud-Einsatz
Gibt es Bedenken in Bezug auf den Einsatz von Cloud-Technologien in Ihrem Unternehmen? Über die Hälfte der Firmen ist noch skeptisch.
(Quelle: Techconsult/NFON, 2016, Unternehmen ab 1000 Mitarbeiter )
Global betrachtet sieht die Realität allerdings längst anders aus: Laut dem Bericht „State of the Market: Enterprise Cloud 2016“ des Service-Providers Verizon nutzten 2015 bereits 87 Prozent der befragten Enterprise-Kunden Cloud-Systeme auch für Kernaufgaben, im Jahr zuvor waren es noch 71 Prozent. „Public Clouds sind immer mehr dazu in der Lage, unternehmenskritische Anwendungen zu bedienen, auch solche mit hohen Compliance-Anforderungen“, sagt Abby Kearns, Executive Director und VP of Strategy bei der Cloud Foundry Foundation, die für die Weiterentwicklung der quell­offenen Cloud-Plattform Cloud Foundry verantwortlich ist.
Vor der Entscheidung für oder gegen die Cloud muss ein Unternehmen erst einmal festlegen, welche Applikationen überhaupt als kritisch für das Kerngeschäft eingestuft werden und welche nicht. Darüber gehen die Ansichten auseinander, weiß Nadja Risse, Head of Cloud & Hosting Central Europe bei der Vodafone GmbH, die mit Total Cloud Fusion eine In­frastructure-as-a-Service-Lösung (IaaS) speziell für unternehmenskritische Anwendungen anbietet: „Jedes Unternehmen oder jede Behörde hat einen individuellen Blick darauf, was unternehmenskritische Anwendungen oder Prozesse sind.“ Wie klar sich Unternehmen über ihre IT-Kernaufgaben sind, hänge auch mit der Reife der IT-Organisation zusammen, ergänzt Constantin Gonzalez, Principal Solutions Architect bei Amazon Web Services (AWS): „Ausgereifte Unternehmen, die sich beispielsweise an ITIL orientieren, haben in der Regel für jede Applikation einen Service-Owner, der die Anforderungen sehr genau kennt.“ Bei ITIL (IT Infrastructure Library) handelt es sich um eine Sammlung vordefinierter Prozesse, Funktionen und Rollen, wie sie typischerweise in jeder IT-Infrastruktur von Unternehmen vorkommen. In jüngeren Firmen könne es dagegen durchaus passieren, dass über die Wichtigkeit einer Applikation unterschiedliche Auffassungen herrschen, so Gonzalez weiter. „Das ist aber weniger eine Frage der Technik, sondern hängt vielmehr davon ab, wie die Prozesse im Unternehmen organisiert sind.“
Abby Kearns
Executive Director und
VP of Strategy bei der Cloud Foundry Foundation
www.cloudfoundry.org
„Public Clouds sind ­immer mehr dazu in der ­Lage, unternehmens­kritische Anwendungen zu bedienen, auch solche mit hohen Compliance-Anforderungen.“
Abby Kearns von der Cloud Foundry Foundation rät deshalb, zunächst das gesamte Anwendungsportfolio unter die Lupe zu nehmen. Im Rahmen einer solchen Analyse lässt sich laut Kearns auch gleich feststellen, welche Applikationen bereits cloudfähig sind, welche für eine Cloud-Nutzung angepasst werden können und welche überhaupt nicht cloudkompatibel sind und deshalb entweder weiter im eigenen Rechenzentrum betrieben oder ersetzt werden müssen.
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