Innovative Cloud-Strategie

Grenzen überwinden mit der Multi-Cloud

von - 07.12.2016
Multi-Cloud
Foto: Denphumi / Shutterstock.com
Die Multi-Cloud ist eine Kombination aus mehreren Cloud-Diensten, die sich aus Anwendersicht wie ein einziger Service verhält. Sie ist ein Zwischenschritt hin zur maximal flexiblen Cloud-Lösung.
Die Cloud gehört zum Standard: Ob Mittelständler oder Großunternehmen – das Prinzip des Cloud-Computings haben Unternehmen mittlerweile verstanden und viele IT-Abteilungen setzen bereits auf Dienste aus der Wolke. Kaum ein Unternehmen kann es sich angesichts des digitalen Wandels mehr leisten, um Cloud-Computing einen Bogen zu machen – immer mehr Teile der IT werden quasi Software-defined. Insbesondere die Public Cloud hat sich als technische Basis für die Geschäftsmodelle zahlreicher Start-ups etabliert.
Eines der bekanntesten Beispiele für den Erfolg mit der Cloud ist der Streaming-Dienst Netflix. Innerhalb der vergangenen acht Jahre hat sich das Streaming-Aufkommen der Online-Videothek vertausendfacht. Eine entsprechende Skalierbarkeit wäre ohne die Nutzung eines Cloud-Dienstes kaum möglich gewesen.

Zukunft Multi-Cloud

Multi-Cloud
Multi-Cloud ist die Zukunft: 36 Prozent der deutschen Mittelständler favorisieren die Multi-Cloud als künftiges Deployment-Modell.
(Quelle: Crisp Research, n = 189 )
Ob Public Cloud, Private Cloud oder Hybrid Cloud – am Ende dürften die meisten Unternehmen bei einer Multi-Cloud landen, nämlich der Kombination aus mehreren Cloud-Diensten, die sich aus Anwendersicht wie eine einzige große Cloud verhält.
Die Multi-Cloud geht dabei ein Stück weiter als eine Hy­brid Cloud. Eine Hybrid Cloud erweitert eine Private Cloud – On-Premise oder gehostet – um eine Public Cloud. Damit das mit dem Kombinieren reibungslos funktioniert, setzen Unternehmen bei der Public Cloud meist auf dieselbe Plattform, die sie auch für die Private Cloud nutzen. Das bedeutet: Wenn die Private Cloud auf VMware-Infrastruktur basiert, dann sucht man sich auch einen Public-Cloud-Dienst, der auf VMware beruht.
Eine Multi-Cloud kennt dagegen keinerlei Grenzen: Sie kombiniert vielmehr Cloud-Dienste mit unterschiedlichen Deployment-Modellen wie Private Cloud und Public Cloud und unterschiedlichen Ausprägungen wie Infrastructure as a Service (IaaS) und Platform as a Service (PaaS) zu einer einheitlichen Plattform. Auch unterschiedliche Cloud-Techniken wie VMware oder Amazon AWS lassen sich kombinieren. Die Hybrid Cloud ist also eine Art Zwischenschritt von der Private Cloud und der Public Cloud auf dem Weg zu einer Multi-Cloud.
Um die Funktionsweise einer Multi-Cloud zu verdeutlichen, werden als Beispiel häufig die Lieferketten in der Automobilindustrie herangezogen: Die Fahrzeughersteller setzen auf mehrere Lieferanten, die zum Teil sogar die gleichen Fahrzeugkomponenten liefern. Diese fügen die Hersteller dann zu einem Fahrzeug zusammen. Ähnlich funktioniert die Multi-Cloud: Sie orchestriert die unterschiedlichsten Cloud-Anbieter und -Dienste und verbindet sie zu einer einzigen großen Cloud.

Public, Private, Hybrid oder Multi: Was ist was?

Bei der Frage, was genau eine Multi-Cloud ist, gibt es – wie bei vielen Begriffen in der IT-Branche – einen gewissen Interpretationsspielraum.

Public Cloud: Der bekannteste Cloud-Vertreter ist die Public Cloud. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Shared Infrastructure. Alle Kunden eines Dienstes teilen sich dieselben

Server. Virtualisierte Sicherheitsinfrastrukturen trennen die

Daten der Kunden voneinander.

Private Cloud: Bei einer Private Cloud nutzt ein Unternehmen seinen eigenen Cloud-Dienst. Eine Private Cloud kann sowohl On-Premise im eigenen Rechenzentrum des Unternehmens

laufen als auch extern bei einem Anbieter gehostet werden.

Hybrid Cloud: Eine Hybrid Cloud erweitert eine Private Cloud um die Ressourcen einer Public Cloud. So nutzt man bei Bedarf die Vorteile der Skalierbarkeit von Public-Cloud-Angeboten und erweitert die Private Cloud um weitere Rechenleistung oder um Speicherplatz.

Multi-Cloud: Als Multi-Cloud bezeichnet man die Verbindung mehrerer Cloud-Dienste, die sich aus Anwendersicht wie eine einzige große Cloud verhalten. Die Multi-Cloud integriert dabei nicht nur unterschiedliche Anbieter, sondern auch unterschiedliche Deployment-Modelle wie Public Cloud und Private Cloud sowie die verschiedenen Ausprägungen wie IasS und PaaS miteinander.

Multi-Service vs. Multi-Cloud: Viele Unternehmen setzen freilich bereits auf mehrere unterschiedliche Cloud-Dienste und -Techniken, zum Beispiel einen Cloud-Speicher, einen E-Mail-Server oder das Customer Relationship Management (CRM). Hierbei spricht man jedoch von einer Multi-Service-Strategie. Die Dienste laufen, abgesehen von diversen Schnittstellen zum Datenaustausch, im Großen und Ganzen voneinander abgeschottet, und als Anwender muss man sich in der Regel bei jedem Cloud-Dienst gesondert anmelden.

Die Multi-Cloud geht weiter: Sie sorgt für ein komplexes und reibungsloses Zusammenspiel der Ressourcen aus den unterschiedlichsten Quellen.

Ziel einer Multi-Cloud ist es, dass Anwendungen verschiedene Dienste und Infrastrukturen – je nach Auslastung und Bedarf – parallel oder abhängig von den jeweiligen Preismodellen der Cloud-Dienste nutzen.
Die Multi-Cloud ist laut einer Umfrage des IT-Beratungsunternehmens Crisp Research aus dem vergangenen Jahr für 36 Prozent der befragten deutschen Mittelständler künftig das favorisierte Cloud-Modell. Über ein Drittel der deutschen mittelständischen Unternehmen planen folglich den Einsatz von Cloud-Diensten von mehr als einem Anbieter.
In einer Studie des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens IDC, ebenfalls aus dem letzten Jahr, gaben sogar bereits 86 Prozent der befragten US-amerikanischen Unternehmen an, dass sie einen Multi-Cloud-Ansatz planen, um ihre IT-Anforderungen innerhalb der kommenden zwei Jahre abdecken zu können.
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