Virtuelle Welten schaffen neue Geschäftsmodelle

AR-Entwicklung rast voran

von - 02.12.2016
Augmented Reality
Großes Business-Potenzial: Im Jahr 2020 sollen mit Augmented Reality weltweit 90 Milliarden Dollar umgesetzt werden.
(Quelle: Digi-Capital, Statista estimates, 2016 )
Angesichts der positiven Marktaussichten und der Übernahmechancen ist es kein Wunder, dass Hardware-Hersteller und Software-Anbieter fleißig an neuen Produkten und Lösungen arbeiten. „Die technischen Entwicklungen in den beiden Bereichen machen große Sprünge“, sagt Stefan Klein, bei der HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung/nextMedia.Hamburg mit den Themen Augmented und Virtual Reality beschäftigt.
„Die Abbildungsqualität wird immer besser, genauso wie die Hardware in Sachen Rechenleistung.“ Markus Ambrus, Gesellschafter der auf AR spezialisierten Full-Service-Agentur Augmented Minds, sieht vor allem im Bereich AR-Software große Fortschritte: „Technologien, die in den vergangenen drei Jahren noch Forschungscharakter hatten, werden nun als robustere Lösung verfügbar und ermöglichen uns teilweise, von vorgelernten Mustern auf dynamisch gelernte, räumliche Strukturen umzusteigen.“
Auch die Hardware werde besser: „Wo man sich die letzten Jahre noch über die Verfügbarkeit von leistungsstarken Smartphones und Tablets freute, setzt man heute auf speziell für AR-Anwendungen entwickelte Endgeräte in Form von Smart Glasses – also Head-Mounted Displays mit See-Through-Verfahren.“
Auf industrielle Anwendungen für solche Durchsichtbrillen wie „Google Glass“, „Vuzix M100“ oder „Epson Moverio“ hat sich das Bremer Unternehmen Ubimax spezialisiert. Die Angebotspalette reicht von der Logistik über die Fertigung bis hin zu Qualitätssicherung, Wartung und Service. „Mit unseren Wearable-Computing-Lösungen bilden wir die ganze industrielle Wertschöpfungskette ab“, sagt Leonid
Poliakov, Head of Marketing bei Ubimax. Das Interesse an den Lösungen sei enorm. „Wir sind sehr gut ausgelastet.“
Leonid Poliakov
Head of Marketing
bei Ubimax
www.ubimax.de
Foto: Ubimax
„AR und VR sind Innovationsthemen, bei denen man nicht sofortige Gewinne ohne Risiko erwarten sollte.“
Ein Head-Mounted Display (HMD), das viel Aufsehen verursacht hat, ist die „HoloLens“ von Microsoft. Die knapp 600 Gramm schwere Brille ist ein eigenständiger Win­­dows-10-Computer, zahlreiche Sensoren und Kameras registrieren die Umgebung und messen die Bewegungen des Trägers. Auf Basis dieser Informationen stellt die Brille die Umgebung als Hologramm dar, in dem der Anwender virtuelle Gegenstände, Apps oder Dokumente beliebig platzieren kann. „Durch das Einblenden von Hologrammen in die reale Welt kann sich der Benutzer frei im Raum bewegen, ohne zum Beispiel durch Kabel im Bewegungsradius eingeschränkt zu werden“, erklärt Michael Zawrel, Senior Product Marketing Manager Devices bei Microsoft, das Prinzip.
Obwohl bereits im Januar 2015 vorgestellt, gab es das HMD bisher nur in den USA und Kanada zu kaufen. Seit Kurzem ist es aber auch in europäischen Ländern erhältlich, so zum Beispiel in Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Der Einstieg in die HoloLens-Welt ist allerdings nicht ganz billig. Der empfohlene Verkaufspreis für die Developer Edition liegt bei knapp 3300 Euro, die Commercial Suite, die zusätzliche Features für Sicherheit und Gerätemanagement enthält, schlägt mit rund 5400 Euro zu Buche.
Diese Preise zeigen schon, dass die Brille nicht für Endkunden, sondern für gewerbliche Anwender konzipiert ist. Erste Beispiele für industrielle Anwendungen gibt es bereits. So setzt etwa der Aufzughersteller thyssenkrupp Elevator die Brille für Wartungszwecke ein. Die mehr als 24.000 Service-Mitarbeiter des Unternehmens sollen über die HoloLens bereits vor der Fahrt zum Kunden die spezifischen Kenndaten eines zu wartenden Aufzugs visualisieren, sich vor Ort technische Informationen einblenden lassen und sich notfalls per Live-Videozuschaltung Unterstützung von einem Experten holen können.
Die Arbeit der Service-Techniker soll dadurch bis zu viermal schneller von der Hand gehen. „Unser Ziel ist es, die Effizienz zu steigern, die Verfügbarkeit unserer Aufzüge zu erhöhen und unseren Service so zu optimieren, dass die Technik der Aufzüge stets optimal funktioniert“, sagt Andreas Schierenbeck, Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp Elevator AG.
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