Die richtige All-IP-Strategie für Unternehmen

SIP-Trunking löst die ISDN-Technik ab

von - 14.01.2016
SIP-Trunking (von Session Initiation Protocol und Trunk wie Strang oder Bündel) wird von Andreas Steinkopf, Produkt­manager VoIP bei der QSC AG (siehe Interview rechts), als moderner Sprachanschluss für Telefonanlagen beschrieben und gilt als gute Alternative zu ISDN. Sein Unternehmen war 2006 einer der ersten Anbieter in Deutschland.
Die beiden Szenarien zeigen, wie ein bisher verteilter TK-Anlagenverbund (links) zu einer zentralen UCC/TK-Anlage (rechts) konsolidiert wird.
Konsolidierung von TK-Anlagen: Die beiden Szenarien zeigen, wie ein bisher verteilter TK-Anlagenverbund (links) zu einer zentralen UCC/TK-Anlage (rechts) konsolidiert wird. Die dadurch erzielte Kostenersparnis kann in die Bandbreitenerhöhung fließen.
IP-basierte Telefonanlagen können per SIP-Trunking über einen einzigen Account eine Vielzahl von Rufnummern verwalten. Dem Session Border Controller (SBC) kommt dabei als SIP-Filter für die saubere Trennung der Netze und zur Abschottung der TK-Anlage gegen Hackerangriffe eine wichtige Rolle zu. Die Gespräche laufen über das Netz des jeweiligen Internet Telephony Service Providers (ITSP) und sind somit gratis, ob sich der Teilnehmer nun vor Ort, in einer Filiale, im Homeoffice oder im Ausland befindet. Die im Zusammenhang mit SIP-Trunking oft genannte Möglichkeit, dass etwa ein Festnetzteilnehmer in Singapur mit einer Hamburger Nummer telefoniert, hat die Bundesnetzagentur verboten. Zugelassen ist nur die 032-Vorwahl, die ortsunabhängig auch im Ausland genutzt werden darf.
Eine Sonderstellung nimmt das Inbound SIP-Trunking ein, wie es Voxbone SA aus Brüssel zum Beispiel als Cloud-Service für Call- oder Contact-Center und eingehende Gespräche mit örtlichen Festnetz- und Mobilfunk-Durchwahlnummern (DIDs) in über 50 Ländern und 8000 Städten weltweit anbietet. Die multinationalen Unternehmen können somit zu Ortstarifen oder über eine kostenlose 0800-Nummer angerufen werden, ohne dort jeweils eine Dependance unterhalten zu müssen.

Dienstgüte ist entscheidend

SIP-Trunking ist etwa bei M-Net seit November 2014 kommerziell verfügbar und soll ISDN ablösen. „Das ist wichtig, da unsere Kunden bereits heute bei der Reinvestition in ihre Telefoniesysteme SIP als Alternativtechnologie bewerten und sich auch dafür entscheiden“, sagt Produktmarketing-Manager Michael Piffer. Um die Qualität zu sichern, habe man entsprechende IP-Telefonanlagen auf Kompatibilität getestet und zertifiziert. Zudem stelle M-Net optimierte Datenleitungen für SIP-Trunks mit hoher Dienstgüte (Quality of Service) zur Verfügung. Es komme darauf an, dass im Bedarfsfall Sprache oder Telefonie vor Daten gehen.
Wie IDC-Analyst Owen erinnert, war es vor 20 oder 30 Jahren noch akzeptabel, dass die Datenleitung abbrach. Die Nichterreichbarkeit über das Telefon oder eine schlechte Sprachqualität sei jedoch noch nie akzeptabel gewesen. Letztere habe tatsächlich etwas nachgelassen, wenn man den ISDN-gewohnten G.711-Codec zugrunde lege. Ein Argument für VoIP ist allerdings die HD-Sprachqualität über den G.722-Codec mit einer doppelt so hohen Abtastrate (16 statt 8 kHz) bei einem Bandbreitenbedarf von ebenfalls rund 100 KBit/s je Sprachkanal.

Cloud-Anbieter von TK-Services

Wer keine eigene TK-Anlage mehr betreiben will, kann die komplette Kommunikationsinfrastruktur als Service buchen (Auswahl).

Hersteller

Internet

Colt

www.colt.net/de

Deutsche Telefon

www.deutsche-telefon.de

Matelso

www.matelso.de

NFON

www.nfon.com/de

Nettask

www.nettask.de

Placetel

www.placetel.de

QSC

www.qsc.de

Sipgate

www.sipgate.de

Starface

www.starface.de

Teamfon

www.teamfon.com

Unify

www.unify.com/de

Vodafone

www.vodafone.de

Von diesen 100 KBit/s bei G.711 ausgehend, bietet der IP-Centrex- und SIP-Trunk-Dienst Deutsche Telefon für monatlich 78 bis 398 Euro symmetrische Business-IP-Breitbandanschlüsse auf SDSL-Basis mit 2,3 bis 20 MBit/s für 20 bis 200 gleichzeitige Gespräche. Als Vorteile nennt Axel Braun, Mitglied der Geschäftsleitung, unter anderem die räumliche und numerische Flexibilität der Nutzung von überall, wo es Breitbandanschlüsse gebe. Auch sei die Anzahl der Nebenanschlüsse damit von den physikalischen Gegebenheiten unabhängig.
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