Die richtige All-IP-Strategie für Unternehmen

Umstellungsdruck bei den Telefongesellschaften

von - 14.01.2016
Im Zusammenhang mit den Mehrwertdiensten wird immer wieder Unified Communication genannt. So betont IDC-Analyst Owen: „Die IP-Telefonie lässt sich viel leichter mit Mehrwertdiensten verknüpfen, mit Unified Communication zum Beispiel.“
„Am Thema IP-Telefonie, VoIP und letztendlich Unified Communications & Collaboration (UCC) – ob am Arbeitsplatz oder mobil von unterwegs – führt in Zukunft kein Weg mehr vorbei. Das zeigen unter anderem die All-IP-Pläne der Telekom“, sagt auch Rolf Müller, Leiter Product Marketing SMB beim UCC-Cloud-Anbieter Unify.
Nils Hafenrichter
Nils Hafenrichter
Pressespecher der Deutschen Telekom
www.telekom.de
„Aktuell stellen wir rund 70.000 Kunden pro Woche erfolgreich auf das neue moderne Netz um.“
Den Telefongesellschaften geht es aber auch darum, im wachsenden Cloud-Markt und an dem im Entstehen begriffenen Next Generation Network (NGN) mitzuverdienen. Die B2B-Ausgaben für cloudbasierte Hosted-IP-Voice-Services einschließlich IP-Centrex in Deutschland sollen bis 2019 IDC zufolge um jährlich 5 Prozent von 656 auf 822 Millionen Dollar zulegen.
IP-Centrex beziehungsweise Hosted PBX (Private Branche Exchange) ist eine virtuelle Telefonanlage, die laut Cloud-Anbieter NFON zwar ans Telefonnetz angeschlossen ist, aber nicht über Telefonkabel, sondern über das Internet. Hier sei noch zu unterscheiden zwischen Lösungen, die „dediziert nur für einen Kunden ausgelagert betrieben werden, und geteilten Plattformen – also einer echten Cloud-Anwendung“. Im ersten Fall seien die Möglichkeiten für Kosteneinsparungen begrenzt.
NGN wird oft als Synonym für IP-Telefonie verwendet, bezeichnet aber das Zusammenwachsen der verschiedenen Netze für Daten, Fernsehen, Festnetz- und Mobilfunktelefonie über eine paketvermittelnde Netzinfrastruktur. „Worauf es künftig ankommt, ist die Fähigkeit von Unternehmen wie der Deutschen Telekom, Triple-, Quad- oder gar Fifth-Play-artige Services anzubieten“, sagt Eric Owen von IDC. Gemeint sind Internet, Kabel, Telefon, Sicherheit und Connected Home.
Heinz Ludwig
Heinz Ludwig
Marketingleiter bei der Auerswald GmbH & Co. KG
www.auerswald.de
„Die aggressive Informationspolitik der Telekom generiert bei uns in der Hotline vermehrt Anfragen von Kunden, die völlig verunsichert sind, ob und wie sie ihre Telefonanlage weiter nutzen können.“
Die Crux ist jedoch, dass nach einer IDC-Umfrage in Deutschland das Gros der Unternehmen den IT-Providern mehr Vertrauen schenkt als den Telefongesellschaften, was Cloud-Services angeht. Die Deutsche Telekom hat freilich mit T-Systems eines der ganz großen IT-Service-Unternehmen an ihrer Seite und ist auch in anderen Ländern stark vertreten.

70.000 Wechsel pro Woche

„Aktuell stellen wir rund 70.000 Kunden pro Woche erfolgreich auf das neue moderne Netz um. Circa 95 Prozent der Umstellungen laufen hierbei vollautomatisch“, sagt Telekom-Pressesprecher Nils Hafenrichter. Lange hatte die Telekom wohl auch aufgrund der stabil hohen TDM-Umsätze den Trend ignoriert und dann 2014 plötzlich Zwangskündigungen verschickt mit dem erklärten Ziel, in 53 deutschen Städten bis 2016 alle Anschlüsse auf All-IP umzustellen. 
Betroffen waren zunächst in erster Linie Privatkunden und kleinere Betriebe. Viele davon waren aber mit dem Segen der neuen Technik anfangs alles andere als glücklich, ein Gefühl, das sich noch verstärkt hat, nachdem aufgrund einer Störung im August des Vorjahres 300.000 VoIP-Kunden plötzlich stundenlang nicht erreichbar waren.
Im Juli darauf erfolgte dann die Geschäftskundenoffensive zusammen mit einer Broschüre, in der fünf verschiedene Migrationsszenarien gezeigt werden. Zwei Angebote lassen allerdings zur Freude der Mitbewerber noch auf sich warten: SIP-Trunks mit zwei bis 300 parallel gebündelten Gesprächen sollen erst zur CeBIT 2016 verfügbar sein, später im Jahr dann die gehostete Cloud-PBX-Anlage mit vielen integrierten und optionalen Anwendungen.
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