Software mit Spaßfaktor

„Bald wird jeder Business Analytics verwenden“

von - 29.02.2016
„Bald wird jeder Business Analytics verwenden“
Foto: Sergey Nivens / Shutterstock.com
com! professional sprach mit dem Design- und Innovationsguru Donald Farmer über Gamification, Analytics und die Zukunft der Business Analytics.
Donald Farmer arbeitet seit 2011 für den BI-Spezialisten Qlik. Für das Design der neuen Analysewerkzeuge hat er sich von Spiele-Designern inspirieren lassen. Er hält Gamer für die besten Analytiker.
Donald Farmer
Donald Farmer: Vice President of Innovation and Design bei Qlik, einem führenden Anbieter von Business-Intelligence-Systemen.
(Quelle: Rick Bronks)
com! professional: Herr Farmer, Sie sind Design- und Innovationsguru bei Qlik. Wie sieht Ihre Arbeit aus?
Donald Farmer: Ich beobachte die Trends auf dem Markt sehr genau und versuche dann, drei, fünf, ja sieben Jahre in die Zukunft zu schauen und unsere Produkte weiterzuentwickeln. Wir betreiben Forschung und viel Prototyping zusammen mit Kunden – und wir experimentieren. Ein Riesenspaß.
com! professional: Der Spaßfaktor ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Wie schaffen Sie es, dass Anwender mit kom­plexer Business-Software gern und produktiver arbeiten?
Farmer: Mit einem einfach gestrickten Frontend lässt sich nicht viel anstellen. Unser Ziel ist es, komplexe Software leicht bedienbar zu machen. Eine Datenanalyse über eine Vielzahl von Datenquellen – ERP, Cloud, Datenbanken – durchzuführen ist sicher aufwendiger als ein Excel-Spreadsheet aufzurufen. Aber wir wollen die Bedienung so gestalten, dass der Anwender sein Ziel so unkompliziert wie möglich erreicht.
com! professional: Früher gab es mal drei Modi, einen für Anfänger, einen für Fortgeschrittene und einen Experten-Modus mit stark erweiterter Funktionalität. Der Anwender konnte wählen, welcher Modus ihm am liebsten ist.
Farmer: Es gibt ein sehr populäres Spiel fürs iPad, das den Apple Design Award gewonnen hat: Monument Valley. Es ist ein schönes und grafisch hochwertiges Spiel, das auf Designvorlagen von M. C. Escher zurückgeht – und es gibt keine Bedienungsanleitung. Man lernt das Spiel durchs Spielen. Das schwedische Designer-Team Ustwo, das dieses Spiel konzipiert hat, hat uns auch bei der Analyse-Software Qlik Sense geholfen. Die Leute wollen keine dicken Handbücher mit Instruktionen lesen oder ein Training absolvieren. Sie wollen möglichst intuitiv arbeiten. Wir bei Qlik nennen das „progressive disclosure“: Anwender fangen intuitiv an, mit unserer Software zu arbeiten, und je mehr sie lernen, desto komplexer werden auch die Funktionalitäten und Aufgabenstellungen, die sie bewältigen können. Die Game-Designer haben uns mit ihrer Erfahrung sehr geholfen.
Zur Person
Donald Farmer arbeitet seit 2011 als Vice President of Innovation und Design für Qlik (www.qlik.com). Zuvor war er lange für Microsoft im Bereich Business Intelligence tätig. Mit Datenstrategien befasst er sich bereits seit fast dreißig Jahren.
com! professional: Gamification ist ein hochinteressanter Trend. Profis wollen aber Aufgaben erfüllen und Deadlines einhalten. Das ist doch ein riesiger Unterschied.
Farmer: Ja sicher, als Profi müssen Sie Ihren Job schnell und effizient erledigen. Aber mit Hilfe der Datenanalyse neue Korrelationen zu entdecken und neue Einsichten zu gewinnen, das macht ja Spaß. Stellen Sie sich vor, Sie kommen morgens ins Büro und müssen eine Verkaufsanalyse für die Schweiz erstellen. In einigen Städten und Kantonen gingen die Verkäufe steil oben, in anderen haben sie völlig überraschend nachgegeben. Und jetzt versuchen Sie herauszufinden, woran das liegen könnte. Sie begeben sich auf eine Entdeckungsreise und spielen mit den Daten. Das ist keine fest umrissene Aufgabe, sondern eine spielerische Erkundung, die man erlernen muss. Wir brauchen Analyse-Software, die Anwender so fesselt wie ein spannendes Spiel und die sie animiert, auf diese Entdeckungsreise zu gehen.
com! professional: Kommen Profis damit auch ans Ziel?
Farmer: Ganz sicher. Aber sie entdecken auch neue Dinge, an die sie anfangs gar nicht gedacht haben. Sie gewinnen neue Erkenntnisse. Es geht nicht nur darum, seine Aufgaben möglichst schnell zu erledigen, sondern Neues zu entdecken, was für das Unternehmen Mehrwert generiert. Es reicht heute nicht mehr aus, einfach nur seine Aufgaben abzuhaken. Der Extra-Mehrwert ist entscheidend und es macht Spaß, ihn aufzuspüren.
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