Soziale Umbrüche

Telekom-Chef: Digitalisierung darf niemanden zurücklassen

von - 16.01.2017
Telekom-Chef Timotheus Höttges
Foto: Telekom
Die Digitalisierung bietet viele Chancen, aber auch Risiken. Telekom-Chef Höttges hat nun auf der Internet-Konferenz DLD Politik und Wirtschaft dazu aufgefordert, durch rasches Handeln die damit verbundenen sozialen Umbrüche abzufedern.
Telekom-Chef Timotheus Höttges fordert ein rasches Handeln von Politik und Wirtschaft, um die sozialen Umbrüche durch die Digitalisierung abzufedern.
Es gebe viele Menschen, die fürchten, ihre Jobs zu verlieren oder im Alter zu verarmen. Diese Sorgen müsse man nicht nur ernst nehmen, sondern auch Lösungen finden, um diese Menschen nicht an radikale politischen Gruppen oder Parteien zu verlieren, sagte Höttges am Sonntag auf der Internet-Konferenz DLD in München. "Die einzige Stimme, die sie haben, sind Wahlen."
Globalisierungsexperte Ian Goldin mahnte, die Welt stehe an einem Scheideweg. Die Digitalisierung biete Chancen, die die Menschheit in dieser Form bislang nie gehabt habe. Es gebe alle Möglichkeiten, in den nächsten Jahrzehnten Hunger, Armut und viele Krankheiten zu besiegen.
Würden nun die falschen Entscheidungen getroffen werde, könne es aber auch eine Katastrophe geben, sagte der Wirtschaftsprofessor der Oxford Martin School im Hinblick auf das erstarken nationaler und radikaler Parteien in vielen Ländern. "Wir müssen wirklich die Art verändern, wie wir handeln und denken. Wir müssen sehr viel mehr aktivere Bürger sein." Der aktuelle Wandel sei von seinem Ausmaß her eher mit der Renaissance-Epoche als mit einer industriellen Revolution zu vergleichen.

"Viele Menschen fürchten Veränderungen"

Das sieht auch Höttges so. "Viele Menschen fürchten die Veränderungen", sagte der Deutsche-Telekom-Chef. "Jede Woche unterschreibe ich Karten, in denen ich Mitarbeitern gratuliere, die seit 50 Jahre für das Unternehmen arbeiten." Jetzt entwickele sich aber eine Arbeitswelt, in der niemand so lange Zeit für eine Firma arbeiten können werde.
"Wir können nicht sagen, dass alles beim Alten bleibt, während es fundamentale Veränderungen im Arbeitsleben gibt", forderte Höttges. "Wie gehen wir mit den ganzen Menschen um, die nicht qualifiziert sind für die nächste Generation?" Man müsse deshalb ernsthaft über ein Mindesteinkommen sprechen.
"Wenn ein Job von Maschinen gemacht werden kann, heißt es nicht, dass das auch passiert", schränkte Goldin ein. Ein Beispiel seien Kassierer: Ihre Aufgabe könnten schon heute Automaten übernehmen, aber es sei oft menschlicher Kontakt erwünscht. "Meine große Sorge ist nicht, ob es Jobs geben wird, sondern deren Qualität" - ob sie Menschen ein ausreichendes Einkommen bieten werden.
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